Figl-Dienstauto für das Museum Niederösterreich

Der Dienstwagen des früheren Außenministers Leopold Figl (ÖVP) kommt ins Museum Niederösterreich. Ab dem 10. September wird die schwarze Limousine im neuen Haus der Geschichte in St. Pölten zu sehen sein.

Der Mercedes 220 S, ein sogenannter „Großer Ponton“, Baujahr 1957, hat einen Reihen-6-Zylinder-Motor mit 2,2 Liter Hubraum und 100 PS. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 160 km/h, der Benzinverbrauch bei 14 Liter/100 Kilometer. Der Mercedes kostete vor 60 Jahren umgerechnet 7.000 Euro - zum Vergleich: Für einen VW-Käfer musste man damals umgerechnet 2.000 Euro bezahlen.

Baujahr 1957, 100 PS und 830.000 Kilometer am Tacho

Das Fahrzeug, das 830.000 Kilometer am Tachometer hat, sei optisch und technisch in einem sehr guten Zustand, heißt es in einer Aussendung des Museum Niederösterreich: „Dieser Wagen verkörpert stilvoll und gediegen das Blech gewordene Wirtschaftswunder, glänzt mit eleganter Linienführung und hochwertigen Chrombeschlägen und bietet reichlich Platz für die prominenten Insassen.“

„Mit dem geschichtsträchtigen Mercedes wird Zeitgeschichte greifbar“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die das Objekt anlässlich des Jahrestages zur Unterzeichnung des Staatsvertrages am 15. Mai 1955 in St. Pölten in Empfang nahm.

Es sei ein großes Anliegen, Geschichte für die Menschen sichtbar und erlebbar zu machen und die Bedeutung der Demokratie zu vermitteln, so Mikl-Leitner. Niederösterreich habe große Schätze und Sammlungen, die mit dem Haus der Geschichte für alle Menschen öffentlich zugänglich werden. Die Einrichtung im Museum Niederösterreich im Kulturbezirk des Regierungsviertels in St. Pölten wird ab dem 10. September mit Dauer- und Sonderausstellungen die Geschichte Niederösterreichs als Kernland Österreichs im zentraleuropäischen Kontext beleuchten.

Leopold Figl Dienstauto Haus der Geschichte Museum Niederösterreich Johanna Mikl Leitner

NLK Filzwieser

Der „W 15“ mit (v.l.) Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Hermann Dikowitsch (Leiter der Abteilung Kunst und Kultur), Matthias Pacher (Geschäftsführer Museum Niederösterreich) und Armin Laussegger (Leiter der Sammlungen Niederösterreich)

Vorbesitzer: „Am liebsten fuhr ich am Sonntag“

Der Unternehmensberater Gerhard Weibold hatte den Mercedes vor mehr als 20 Jahren von einem Freund gekauft. Er liebte den Wagen, und er fuhr viele Jahre regelmäßig mit dem gut gepflegten Auto. „Am liebsten am Sonntag, wenn nicht so viel los war auf der Straße“, so Gerhard Weibold.

Das Auto mit Geschichte wurde vom Land Niederösterreich angekauft, Weibold verabschiedete sich von seinem Oldtimer mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Meine Motivation, Figls Mercedes an das Land Niederösterreich zu verkaufen, war, einen langfristigen Platz für dieses Juwel zu finden, und dafür gibt es keinen besseren Ort."

Mit Figl zum Staatsvertrag und in die UNO

Leopold Figl (geboren 1902 in Rust im Tullnerfeld, gestorben 1965 in Wien) prägte sowohl die österreichische als auch die niederösterreichische Geschichte entscheidend: Als erster Bundeskanzler der Zweiten Republik (1945-1953) forcierte er den Wiederaufbau und setzte sich ab 1953 als Außenminister für den Abzug der Besatzungsmächte und den Abschluss des Staatsvertrages ein.

In zähen Verhandlungen in Moskau konnte sich der ÖVP-Politiker gemeinsam mit dem damaligen Bundeskanzler Julius Raab (ÖVP) die Zustimmung der Sowjetunion zum Staatsvertrag sichern. Bis 1959 hatte er die Funktion als Außenminister inne und erreichte unter anderem die Aufnahme Österreichs in die UNO, um Teil der internationalen Völkergemeinschaft zu werden. Von 1962 bis zu seinem Tod drei Jahre später war Leopold Figl Landeshauptmann von Niederösterreich.

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