Countdown für das Haus der Geschichte

In elf Tagen wird das erste Haus der Geschichte Österreichs im Museum Niederösterreich in St. Pölten eröffnet. Zeit- und Kostenplan werden eingehalten. 2.000 Objekte gibt es künftig zu sehen, am Dienstag gab es erste Einblicke.

Ab 10. September gibt das Haus der Geschichte in St. Pölten Besuchern Einblicke in Niederösterreichs Geschichte im zentraleuropäischen Kontext. Das erste Haus der Geschichte in Österreich bietet Einblicke in 40.000 Jahre Menschheitsgeschichte mit einem Fokus auf die Zeit von 1848 bis heute. Präsentiert werden noch nie gezeigte Exponate aus den Landessammlungen, aber auch von regionalen und internationalen Partnern sowie private Leihgaben.

„Geschichte wird immer neu geschrieben“

Die erste Schwerpunktausstellung im Haus der Geschichte trägt den Titel „Die umkämpfte Republik: Österreich 1918-1938“ und widmet sich damit einem brisanten Thema der österreichischen Zeitgeschichte. Zu sehen sein werden unter anderem Dokumente aus dem Staatsarchiv. Neben den Schwerpunktausstellungen gibt es eine Dauerausstellung, die aber stets in Bewegung sein wird, sagt Stefan Karner, der wissenschaftliche Leiter vom Haus der Geschichte. „Geschichte wird immer neu geschrieben. Jede Generation schreibt sich ihre Geschichte neu, jede Generation hat andere Blickwinkel. Das müssen wir alles bedenken, daher ist das nichts fertiges. Aber es ist eine Dauerausstellung mit allen Adaptionsmöglichkeiten.“

Neu ist das Museumsmodell im Haus der Geschichte. Besucherinnen und Besucher orientieren sich im Museum nicht chronologisch, also nach Jahreszahlen, sondern thematisch - mehr dazu in Moderne Vermittlung im Haus der Geschichte (noe.ORF.at; 4.5.2017). Der aus 92 nationalen und internationalen Experten bestehende wissenschaftliche Beirat hat das Haus der Geschichte auf drei Säulen entstehen lassen, Ausstellung, Forschung und Service, sagt der stellvertretende Leiter des Fachbeirats und Generaldirektor des österreichischen Staatsarchivs, Wolfgang Maderthaner. „Geschichte ist eine narrative Kunst, es ist eine Erzählung und was wäre besser geeignet als eine große Ausstellung, um diese Erzählung zu visualisieren“, so der Wissenschafter.

2.000 Objekte werden ausgestellt

Sowohl der Zeit- als auch der Kostenplan seien „exakt eingehalten“ worden, berichtete die für Kultur zuständige Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei der Pressekonferenz am Dienstag. Die Einmalkosten für das Haus der Geschichte betragen drei Millionen Euro, sagte Matthias Pacher, Geschäftsführer des Museums Niederösterreich. Davon entfallen 500.000 Euro auf bauliche Adaptierungen, etwa für Aufzüge und Gebäudetechnik. Der Rest wurde unter anderem für Konzeption und Architektur verwendet.

Pressekonferenz Haus der Geschichte

NLK Reinberger

Matthias Pacher, der Geschäftsführer des Museums Niederösterreich, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), der wissenschaftliche Leiter Stefan Karner und Wolfgang Maderthaner, der stv. Leiter des wissenschaftlichen Fachbeirats (von links nach rechts) bei der Pressekonferenz am Dienstag

„Wir laden zum Nachdenken ein“, betonte Karner. Wichtige Themen werden in Clustern behandelt, vier Foren geben Raum für Diskussion. Gezeigt werden mehr als 2.000 Objekte. Laut Mikl-Leitner ist das Haus der Geschichte ein Ausstellungs-, Forschungs- und Vermittlungsort. Das Land erfülle mit dem neuen Museum den kultur- und bildungspolitischen Auftrag. „Nur dann, wenn man sich mit der eigenen Geschichte auseinandersetzt, werden einem die eigenen Werte unserer Gesellschaft wieder vor Augen geführt. Dann erkennt man, dass Werte wie Demokratie und Frieden keine Selbstverständlichkeit sind“, so die Landeshauptfrau.

Figl-Dienstwagen und Renner-Schachspiel

Zu den Objekthighlights gehört neben einem Dienstwagen von Leopold Figl auch eine Replik des Österreichischen Staatsvertrages - mehr dazu in Staatsvertragsreplik für Haus der Geschichte (noe.ORF.at; 8.8.2017). Zu sehen sein wird etwa der Bonjour-Rock von Kaiser Franz Joseph und der Dienstwagen von Leopold Figl. In der Dauerausstellung präsentiert werden beispielsweise ein Schatzfund aus Wiener Neustadt aus dem 13./14. Jahrhundert und eine Luther-Bibel von 1545, die vor wenigen Jahren im evangelischen Pfarrhaus von Wiener Neustadt entdeckt wurde. Zu den Objekten gehört auch ein Schachspiel aus dem Besitz von Karl Renner, das für den Hausarrest des Politikers unter dem nationalsozialistischen Regime in Gloggnitz steht.

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