Missstände in Schweinestall aufgedeckt

Ein Schweinestall in Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten) stand am Mittwoch unter Kritik von Tierschützern. Mastschweine sollen illegal in Dunkelheit auf engstem Raum gehalten worden sein, berichtete der Verein gegen Tierfabriken (VGT).

Die Fenster waren mit Folien verklebt und mit Holzlatten zugenagelt – so schilderten die Tierschützer die Bedingungen im Schweinestall in Böheimkirchen. Etwa 700 Tiere würden dort ohne Tageslicht gehalten werden. Nur wenige Minuten am Tag seien sie Kunstlicht ausgesetzt, das ausschließlich für die Kontrollgänge im Stall eingeschaltet werde. Das ginge aus Langzeit-Videoaufnahmen hervor, so die Tierschützer. Die bundesweite Tierhaltungsverordnung sieht vor, dass Tiere mindestens acht Stunden am Tag dem natürlichen Tageslicht sowie einer Mindestlichtstärke von 40 Lux ausgesetzt sein müssen.

Schweine im Stall

VGT

Viele der Schweine hätten noch nie in ihrem Leben die Sonne gesehen, so die Tierschützer

Amtstierarzt verständigt, Besitzer angezeigt

Am Mittwoch demonstrierten rund 20 Tierschutz-Aktivisten der Vereine VGT und Robin Hood vor dem Schweinestall und forderten die sofortige Beendigung der Missstände. „In diesem Stall wird das Tierschutzgesetz vollkommen ignoriert, die Tiere leiden aufgrund der ständigen Dunkelheit enorm. Foto- und Videoaufnahmen zeigen Schweine mit blutigen Wunden, abgebissenen Schwänzen, Verletzungen aufgrund der artwidrigen Haltungsweise", so David Richter vom VGT.

Schweine Verstümmelung

VGT

Die Tiere würden sich aus Stress und Beschäftigungsmangel selbst die Schwänze abbeißen, meinen die Tierschützer

Der Besitzer des Schweinestalls wurde angezeigt, die verbarrikadierten Fenster wurden geöffnet. Derzeit prüfe der zuständige Amtstierarzt die Einhaltung der tierschutzrechtlichen Vorschriften im Betrieb. Ein Betreuungstierarzt sei ebenfalls herbeigerufen worden, um die Tiere gegebenenfalls direkt vor Ort zu behandeln, hieß es am Mittwoch von der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten.

„Wir haben sofort reagiert. Die Tierrechtsaktivisten haben uns bedauerlicherweise erst jetzt, knapp vor Weihnachten, informiert, obwohl sich laut ihrer Anzeige die behaupteten Vorfälle teilweise bereits Mitte Oktober ereignet haben sollen“, erklärte Bezirkshauptmann Josef Kronister. Seitens der Bezirkshauptmannschaft wird auch festgehalten, dass die vorgelegten Videoaufzeichnungen, die ohne Wissen des Tierhalters angefertigt wurden, erst ausgewertet werden müssen. Die Besitzer des Schweinestalls waren auf Anfrage von noe.ORF.at nicht zu erreichen.

Tierschützer demonstrieren

VGT

Die Tierschutz-Aktivisten vor dem Schweinestall

Krismer: „Missstände sofort aufarbeiten“

Ungeklärt bleibe derzeit noch die Frage, wie die Behörde die Missstände in dem Schweinestall übersehen konnte, so David Richter vom VGT. Die Landessprecherin der Grünen Niederösterreich, Helga Krismer, meldete sich in einer Aussendung zu Wort: „Unfassbar, dass es das in Niederösterreich 2017 noch gibt. Ich verlange das Einleiten sofortiger Maßnahmen zum Schutz der Schweine und Bearbeitung der offensichtlichen Missstände“, sagte Krismer.

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