Fuchs: Mit altem Bahnwaggon in den Landtag

Mit 23 Jahren ist Patricia Fuchs die jüngste Kandidatin unter den Top 20 auf der Landesliste der SPÖ für die Landtagswahl. Ein alter Bahnwaggon dient als Symbol für ihre politische Arbeit: „Wir brauchen mehr Jugendtreffs“, fordert sie.

Auf einem Feld hinter den Wohnblöcken in der Bachgasse in Hennersdorf (Bezirk Mödling) steht ein alter Bahnwaggon. Er ist mit Graffiti besprüht, über rostige Eisenstufen gelangt man ins Innere. Die Mitarbeiter des Bauhofs sind beruflich in den Waggon eingezogen.

Auf der rechten Seite reihen sich Spinde aneinander, auf der linken Seite befindet sich ein Büro mit Computer. Zieht man einen Stoffvorhang zur Seite gelangt man in den Pausenraum: Kühlschrank, Kaffeemaschine, ein Tisch, Sessel und ein paar Kalender. Keineswegs schick, aber durchaus gemütlich sieht es hier aus.

Patricia Fuchs SPÖ Hennersdorf

ORF / Koppensteiner

Patricia Fuchs vor dem alten Bahnwaggon in Hennersdorf

„Der Jugendwaggon ist mehr oder weniger aus meiner Kindheit und Jugendzeit. Die Jungen und Jugendlichen aus den umliegenden Ortschaften sind hierher gekommen und es wurden hier wirklich legendäre Partys gefeiert“, sagt Patricia Fuchs, die diesen Interviewort in ihrer Heimatgemeinde ausgewählt hat. „Leider ist er jetzt zugesperrt, aber wir sind guter Dinge, dass wir das wieder hinkriegen und einen Jugendtreff machen. Denn in den anderen Ortschaften schaut es auch sehr düster aus mit den Jugendtreffs und daher setzen wir uns dafür ein, dass wir wieder mehr Jugendtreffs bekommen.“

Steckbrief: Patricia Fuchs (SPÖ)

  • Geburtsdatum: 17.6.1994
  • Wohnort: Hennersdorf
  • Beruf: Metalltechnikerin; Jugendsekretärin bei der Produktionsgewerkschaft

Die Jugend ist ihr „wichtigstes Thema“, sagt Fuchs, mit 23 Jahren selbst noch jung. Sie ist Gemeinderätin in Hennersdorf und Jugendsekretärin bei der Produktionsgewerkschaft (PRO-GE). „Die sozialdemokratische Partei ist mir in die Wiege gelegt worden, meine ganze Familie sind Sozialdemokraten. In der Schule habe ich mich schon gut für die Mitbestimmung eingesetzt, bin Klassensprecherin geworden, in der Berufsschule Schulsprecherin. Dadurch ist in Hennersdorf die sozialdemokratische Partei auf mich aufmerksam geworden.“ Der Beginn der politischen Karriere.

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Alter Bahnwaggon weckt Erinnerungen

Der ehemalige Jugendtreff in Hennersdorf wurde mittlerweile umfunktioniert. Fuchs fordert wieder mehr Jugendtreffs in den Gemeinden.

noe.ORF.at konfrontiert die jüngsten Kandidaten der Parteien unter den Top 20 auf der Landesliste mit „jungen Themen“:

WOHNEN Leistbares Wohnen gilt als eines der Kernthemen der SPÖ. „Ich habe in meinem Freundeskreis selbst sehr viele Jugendliche, die sich keine Wohnung leisten können“, sagt Fuchs. „Wenn man zu arbeiten anfängt oder noch in der Schule ist, hat man nicht das nötige Kleingeld, um sich eine Wohnung leisten zu können. Es ist aber ein großes Thema, damit die Jugendlichen selbstständig werden können. Das ist in der derzeitigen Situation einfach nicht möglich.“

Als konkrete Maßnahme schlägt sie einerseits vor, mehr Wohnungen zu bauen und dabei den Fokus auf die Jugend zu legen, andererseits dass eine Umverteilung der Kosten von den Mietern zu den Vermietern stattfindet: „Dass auch der Vermieter zum Teil die Kosten trägt, aber natürlich auch daran verdient, weil sonst gibt man keine Wohnung her“, so die SPÖ-Jungpolitikerin.

MOBILITÄT Selbst in Hennersdorf im „Speckgürtel“ von Wien sei die Situation nicht die einfachste, sagt Fuchs: „Wir müssen schauen, dass die Jungen von A nach B kommen und die Verbindungen ausbauen. Ein Jugendlicher muss die Möglichkeit haben, am Abend in umliegende Lokalitäten zu kommen.“

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Das Top-Jugend-Ticket für Schüler und Lehrlinge sei zwar relativ günstig, dennoch gebe es Handlungsbedarf: „Während der Schulzeit ist es für die Jugend relativ angenehm, um von A nach B zu kommen. Aber wenn sie am Abend fortgehen möchten, ist der Bus meist schon am Ende. Das Problem ist dann, dass sie nicht mehr von A nach B kommen. Ein Taxi ist sehr teuer, das kann sich ein junger Mensch nicht leisten.“ Ebenso wichtig, wie von A nach B zu kommen, sei, dass man „möglichst zeitnah auch weiter nach C kommt“. Die Anschlussverbindungen sollten ausgebaut und neu durchdacht werden, so die 23-Jährige.

ARBEITSMARKT Die Perspektive von jungen Menschen sei nach dem Schulabschluss teilweise schwierig, meint Fuchs. Sie fordert, dass mehr Lehrstellen geschaffen werden, „dass man den jungen Menschen eine Perspektive für die Zukunft gibt. Die Jugendlichen sollten nicht auf der Straße stehen bleiben, es ist wichtig eine Lösung zu finden.“

„IHR“ THEMA „Wir brauchen wieder mehr Jugendtreffs“, fordert Fuchs. Im „Speckgürtel“ gebe es zwar die Bundeshauptstadt in der Nähe zum Fortgehen, „aber in den Ortschaften selbst gibt es nicht mehr den Fokus auf die Jungen, wo sich die Jugend vernetzen kann, neue Freundschaft bilden kann, zusammenkommen und plaudern kann. Da fehlen uns die Jugendtreffs.“ Eines ihrer Ziele ist, auch in ihrer Heimatgemeinde Hennersdorf wieder einen Jugendtreff zu etablieren.

Patricia Fuchs SPÖ

ORF / Koppensteiner

Patricia Fuchs auf einem Wahlkampf-Flyer mit SPÖ-Landesparteiobmann Franz Schnabl

Lehre in einer Männerdomäne

Dass sie sich in einer Männerdomäne durchsetzen kann, hat die 23-Jährige in ihrem beruflichen Werdegang bewiesen. Nach der HTL in Mödling absolvierte sie eine Lehre als Metalltechnikerin. „Man kann sich sehr gut durchsetzen, das funktioniert auf jeden Fall. Der gewisse Ausgleich zwischen Mann und Frau in einem technischen Beruf ist für das Arbeitsklima sehr angenehm. Das sagen sogar die Männer“, so Fuchs.

Sendungshinweis

„Radio NÖ Mittagsmagazin“, 16.1.2018

Den Mitarbeitern des Bauhofs im alten Bahnwaggon gibt Fuchs einen Flyer und Wahlkampf-Schnitten mit, bevor sich diese auf den Weg machen, um einen Straßenspiegel zu montieren. Die 23-Jährige hält ihren Einzug in den Landtag für realistisch: „Wenn wir ein paar Prozent dazugewinnen und an zweiter Stelle sind, sind die Chancen sogar sehr gut. Wir haben alle ein Ziel, dass wir nach vorne rücken und mehr Mandatare bekommen. Wir brauchen einen frischen Wind für Niederösterreich“, sagt Fuchs.

Thomas Koppensteiner, noe.ORF.at