Experimenteller Lyriker Schmatz wird 65

In literarischen Kreisen gilt der experimentelle Lyriker und Essayist Ferdinand Schmatz als eine Institution: Am 3. Februar feiert der aus Niederösterreich stammende Dichter seinen 65. Geburtstag.

Seit Juli 2012 leitet Ferdinand Schmatz an der Universität für angewandte Kunst in Wien den Studiengang „Sprachkunst“, als Autor überzeugte er in dieser Zeit unter anderem mit seinem im Haymon Verlag erschienenen Band „das gehörte feuer. orphische skizzen“.

Ein Dichter, dem schrille Farben fremd sind

„Er ist ein Dichter, dem schrille Farben und Töne fremd sind, er ist ein Dichter, dem die Sprache vertraut und nahestehend ist und der mit ihr in den besten Fällen spielen kann. Er gehört zu jenen seltenen Wortkünstlern, die auf subtile und eigenwillige Weise, wie gesagt, das Erbe der österreichischen Avantgarde ‚weiterschreiben‘“, schrieb Autor und Jurist Janko Ferk in einer Rezension des Bandes auf www.literaturhaus.at.

Ferdinand Schmatz

Franz Johann Morgenbesser/Wikimedia Commons/„Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 generisch“

Ferdinand Schmatz

Gemeinsam mit Brigitte Kronauer und Alexander Nitzberg gab Schmatz zuletzt auch den Band „Dichtung für alle“ heraus, in dem sich seine Wiener Ernst-Jandl-Vorlesungen zur Poetik finden, in denen er sich der „Konzeption der Wirklichkeit in der Poesie“ widmete. Sein bisheriges Schaffen wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, darunter der Anton Wildgans-Preis (2002), der Georg-Trakl-Preis für Lyrik (2004) und der H.C. Artmann-Preis (2006).

„Obwohl schon mehrfach ausgezeichnet ist Ferdinand Schmatz doch einer, der noch weiter und breiter entdeckt werden kann und soll“, betonte der damalige Präsident der Industriellenvereinigung, Peter Mitterbauer, bei der Verleihung des Anton Wildgans-Preises 2002. Tatsächlich ist der Autor aufgrund seines experimentellen Stils bisher eher unter Literaturkennern bekannt.

Eine Fixgröße in der deutschsprachigen Literatur

Bei der Zuerkennung des Ernst-Jandl-Preises (2009) würdigte die damalige Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) den Autor als „fixe Größe in der deutschsprachigen Literatur und Lyrik“. Mit Gedichtbänden wie „der (ge)dichte lauf“, „speise gedichte“, „das große babel,n“ und „tokyo, echo oder wir bauen den schacht zu babel, weiter“ habe Schmatz einen bedeutenden Beitrag zur modernen Dichtung geleistet.

Geboren wurde Ferdinand Schmatz 1953 in Korneuburg. Er studierte Germanistik und Philosophie in Wien und promovierte 1982 mit einer Dissertation über Karl Hans Strobls Bismarck-Trilogie. 1983 bis 1985 war er als Lektor in Tokio tätig. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Wien und wirkt als Nachlassverwalter und Herausgeber des Werks von Reinhard Priessnitz.

Zu seinen zahlreichen Buchveröffentlichungen zählen u.a. „die lichtung und der bienenstock“ (1977), „Die Reise. In achtzig flachen Hunden in die ganz tiefe Grube“ (gemeinsam mit Franz Josef Czernin, 1987), „Lexikon der Kunst“ (gemeinsam mit Heimo Zobernig, 1992) oder „Portierisch. Nachrichten aus dem Berge in Courier New“ (2001). 2012 setzte sich Sebastian Kiefer in seinem 600 Seiten starken Werk „Dichte ich in Worten, wenn ich denke? Ferdinand Schmatz oder: Nur der ‚Avantgardist‘ kann Romantiker sein“ (Ritter Verlag) mit Schmatz’ Schaffen auseinander.

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