Starker Anstieg bei Legionellen-Erkrankungen

In Europa ist ein Anstieg der Legionärskrankheit zu verzeichnen, dieser Trend kann auch in Niederösterreich bestätigt werden. Hier wurden im Vorjahr 34 Erkrankungsfälle gemeldet, sechsmal so viele wie noch vor fünf Jahren.

Im Jahr 2016 wurden laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) 7.069 Legionellen-Erkrankungen in Europa gemeldet, 2013 waren es 5.830 Fälle. Einen Anstieg verzeichnet auch die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), die als Nationale Referenzzentrale für Legionella-Infektionen gilt. So erkrankten in Österreich 2013 insgesamt 100 Personen, 2017 waren es bereits 218.

Was sind Legionellen?

Bei Legionellen handelt es sich um bakterielle Keime im Wassernetz, die sich bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius vermehren und zu einer schweren bakteriellen Infektion führen können.

Der Trend kann auch in Niederösterreich bestätigt werden. Hier wurden im vergangenen Jahr 34 Erkrankungsfälle gemeldet. Das klingt wenig, sind aber sechsmal so viele wie noch vor fünf Jahren. 2013 wurden fünf Erkrankungsfälle gemeldet. Nicht jeder Kontakt mit legionellenhaltigem Wasser ist gefährlich, so kann dieses etwa unbedenklich verzehrt werden, sagt Irmgard Lechner, Sanitätsdirektorin für Niederösterreich. Erst das Einatmen des belasteten Wassers in Form von Aerosolen - also etwa bei Duschen, Klimaanlagen oder Whirlpools - kann die Legionärskrankheit verursachen.

Verbesserung bei Meldesystem und Diagnostik

Vor allem für chronisch Kranke oder Immungeschwächte kann diese dann mitunter tödlich verlaufen. In Österreich waren es in den vergangenen fünf Jahren 49 Todesopfer. Während die Letalität, also die Zahl der Todesfälle, zurückgeht, steigt die Zahl der Neuerkrankungen stark an. Für den Anstieg werden mehrere Ursachen genannt.

Legionellenerkrankung Mikroskop

ORF

2017 wurden in Niederösterreich 34 Erkrankungsfälle gemeldet, vier Jahre zuvor waren es nur fünf Fälle.

Durch die elektronische Labormeldeverpflichtung seit dem Jahr 2014 wurde etwa das Meldewesen verbessert, sagt Lechner. Verbesserungen habe es auch in der Diagnostik der Erkrankung gegeben. So seien mittlerweile Urin-Schnelltests verfügbar, auch das Bewusstsein der Ärzte konnte durch Schulungen verbessert werden.

AGES untersucht Infektionsquellen

Aber auch Veränderungen durch den Klimawandel werden laut AGES als Ursache diskutiert. Den Anstieg nehme man jedenfalls ernst, heißt es bei der Agentur, die in Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft versucht, jeder einzelnen Infektionsquelle einer gemeldeten Neuerkrankung auf den Grund zu gehen.

Für den registrierten Anstieg mache man aber nicht nur eine, sondern viele einzelne Infektionsquellen verantwortlich. Derzeit werde etwa untersucht, welche Rolle Autowaschanlagen spielen und ob davon ein Infektionsrisiko ausgeht, so Franz Allerberger, Mediziner und Leiter des Bereichs Öffentliche Gesundheit der AGES.

Nur ein kleiner Teil der Erkrankten infiziere sich´in den eigenen vier Wänden mit Legionellen, so Allerberger. 2016 waren neun von 161 Infektionen auf Haushaltsquellen zurückzuführen.

Verkeimung abhängig vom Nutzerverhalten

Mit der Verkeimung des Trinkwassers beschäftigt sich auch Herbert Wimberger vom Forum Wasserhygiene in Ferschnitz (Bezirk Amstetten). Der gemeinnützige Verein sieht sich als interdisziplinäre Plattform und zielt vor allem auf die Bewusstseinsschärfung ab. „Wasser als Lebensmittel ist im Risiko, verderben zu können“, so Wimberger gegenüber noe.ORF.at.

Dusche Duschkopf

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2016 waren neun von 161 Infektionen auf Haushaltsquellen zurückzuführen

Für Österreicher sei es eine absolute Verständlichkeit, dass das Wasser aus der Wasserleitung in Ordnung ist. „Wir in Österreich leben hier in einer echten Komfort- und Qualitätssituation, weil wir Quellwasser und viel gutes Wasser in der Versorgung zur Verfügung haben.“ Dadurch, dass Österreich über sehr gutes Wasser verfüge, vergesse man möglicherweise aber darauf, dass für das Wasser in einem Gebäude der jeweilige Betreiber Sorge tragen müsse, dass dieses Wasser die entsprechende Qualität hat, so Wimberger.

Je größer das Haus und das Wassernetz, desto größer die Gefahr einer Verkeimung. „Generell ist die Gefahr bei jedem Haus gegeben. Natürlich hat es sehr stark mit dem Nutzerverhalten zu tun, wie hier Gebäude genutzt werden.“ Gerade das Nutzerverhalten in Einfamilienhäusern habe sich geändert, so Wimberger. Die Menschen seien nicht mehr so viel zuhause, Wasserabgabestellen würden nicht mehr regelmäßig genutzt.

Temperaturen ab 60 Grad Celsius töten Keime

Aus Sicht Wimbergers spielt auch die Energieeffizienz im Hausbau eine Rolle: „Gebäude sind wärmer geworden.“ Das bewirke, dass das Wasser, das in den Rohren gespeichert wird, die Gebäudetemperatur annimmt. „Wir stellen fest, dass die Temperatur beim Kaltwasser, welche laut Norm kleiner als 25 Grad Celsius sein soll, kaum erreicht wird, weil keine Gegebenheiten beachtet werden, dieses Wasser hier entsprechend kühl zu halten.“

Zudem bewirke der Effizienzgedanke, dass 60 Grad Celsius im Warmwasserboiler kritisch hinterfragt und reduziert werden. Gerade falsche Temperaturen würden eine Verkeimung fördern. Deshalb sollte darauf geachtet werden, rät Wimberger, „dass die Warmwasserversorgung mindestens auf 60 Grad eingestellt ist und mindestens 60 Grad abgibt und das Kaltwasser kalt ist, das heißt, es soll weniger als 25 Grad haben.“

Anna Wohlmuth, noe.ORF.at

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