Drei Jahre Haft für falschen Polizisten

Ein 48-jähriger Mann, der sich laut Anklage als Polizist ausgegeben und vorwiegend Autotransporteuren Geld herausgelockt hat, ist in St. Pölten rechtskräftig zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Ein Komplize bekam 14 Monate.

Die beiden Rumänen, die einschlägige Vorstrafen in anderen europäischen Ländern vorweisen, bekannten sich in der Schöffenverhandlung im Landesgericht St. Pölten schuldig. Dem 48-Jährigen wurde vorgeworfen, als falscher Polizist elf Mal von Juni bis November 2017 mit wechselnden Komplizen entlang der Westautobahn (A1) in Niederösterreich und auch der Innkreis Autobahn (A8) in Oberösterreich Fahrzeuge angehalten, kontrolliert und Insassen Geld abgeknöpft zu haben. Insgesamt wurden rund 50.000 Euro erbeutet. Der 34-jährige Mitangeklagte soll zwei Mal als Chauffeur fungiert haben.

Gleiches Vorgehen vor Jahren in Deutschland

„Ihr Augenmerk war auf Autoschieber gerichtet“, führte der Staatsanwalt aus. Der Ältere soll Geldscheine - unter dem Vorwand, dass es sich möglicherweise um Falschgeld handle - kontrolliert haben, bevor er mit der Beute in einem von einem Komplizen gelenkten Wagen mit gestohlenen Kennzeichen davonraste.

„Ich hatte keine Arbeit und musste das machen“, rechtfertigte sich der 48-Jährige laut der Dolmetscherin. Betrügereien nach diesem Muster habe er bereits vor Jahren in Deutschland verübt, als er keine Beschäftigung hatte, berichtete der Rumäne. „Man hat mich mehrmals erwischt“, verwies er auf Vorverurteilungen in Deutschland und Frankreich.

Geldnot und Schulden als Motiv

Die Lenker habe er in Lokalen in Deutschland rekrutiert und als Opfer „Ausländer ausgesucht“, denen er seinen Ausweis zeigte, schilderte der 48-Jährige, der sich als Beamter einer Zivilstreife ausgab: „Manche haben mich nicht ernst genommen und sind weitergefahren, manche haben angehalten.“ Die Beute habe er mit seinen wechselnden Chauffeuren - er kenne teilweise nur die Vornamen - aufgeteilt, von dem Geld sei nichts mehr übrig. Der erste Lenker sei aus Angst nach drei Mal abgesprungen. Er selbst habe wegen finanzieller Probleme weitergemacht. Der mitangeklagte 34-Jährige berichtete ebenfalls von Geldnot, mit der Beute habe er Schulden bezahlt. Der 48-Jährige sei „ein alter Freund meiner Mutter“, meinte der Rumäne.

Ein ungarischer Kraftfahrer berichtete von einem Vorfall im September in Oberösterreich. Der 48-Jährige habe ihn zur „Passport Control“ gebeten und nach Zigaretten und Alkohol gefragt. Er habe dann Geld aus dem Handschuhfach herausgenommen, der Mann habe daran gerochen, sei damit zu seinem Wagen gegangen, „plötzlich sind sie weggefahren“. Er glaubte, es handle sich um einen echten Polizisten: „Sein Auftreten war so selbstbewusst“, meinte der Ungar laut Übersetzung der Dolmetscherin.

Von echter Autobahnpolizei erwischt

Beamte der Autobahnpolizei Amstetten hatten das Duo am 4. November des Vorjahres erwischt, als ein Autotransporter auf dem Pannenstreifen der A1 „kontrolliert“ wurde. Zu dieser Zeit wurde nach falschen Polizisten gefahndet, die beiden Männer wurden in Folge festgenommen. Ein weiterer mutmaßlicher Lenker eines Fluchtfahrzeuges sitzt nach Angaben der Staatsanwaltschaft seit kurzem in U-Haft.

Der Ankläger sprach sich im Schlussvortrag dafür aus, bei der Strafzumessung an die Obergrenze zu gehen: „Solange sie eingesperrt sind, solange stellen sie nichts an.“ Die Verteidiger ersuchten um milde Urteile.

Geld muss Opfern zurückgezahlt werden

Der 48-Jährige wurde wegen gewerbsmäßig schweren Betruges, der Jüngere wegen schweren Betruges schuldig gesprochen. Zu den Milderungsgründen zählte laut der Richterin bei beiden das Geständnis, erschwerend wirkten sich unter anderem einschlägige Vorstrafen aus. Zudem muss das Duo den Opfern das herausgelockte Bargeld zurückzahlen. Staatsanwaltschaft und Verteidigung verzichteten auf Rechtsmittel, damit sind beide Urteile rechtskräftig. Der 48-Jährige muss für drei Jahre ins Gefängnis, der 34-Jährige, der das Fluchtfahrzeug lenkte, für 14 Monate.