ATIB: Beruhigung und Kritik in Bad Vöslau

In Bad Vöslau (Bezirk Baden) ist man nach der Aufregung um Fotos aus einer Wiener Moschee um Beruhigung bemüht, übt aber auch Kritik an der Berichterstattung. Der türkische Verein ATIB betreibt in Bad Vöslau ebenfalls eine Moschee.

Gut 200 Männer nahmen bei einem Lokalaugenschein von noe.ORF.at am Freitagsgebet teil. Wir wurden ersucht, die Moschee nur aus der Distanz zu filmen, auch eine offizielle Stellungnahme gibt es nicht, nachdem der Sprecher von ATIB am Donnerstag seine Funktion mit sofortiger Wirkung zurückgelegt hatte.

Moschee Bad Vöslau

ORF

In der Moschee in Bad Vöslau waren die Fotos Thema

„Kann so etwas nicht akzeptieren“

Die Fotos aus der Moschee in Wien-Brigittenau waren dennoch Thema in Bad Vöslau und wurden von den Männern, die anonym bleiben wollten, durchaus kontrovers gesehen: „Ich kann so etwas nicht akzeptieren, es kann auch die islamische Gemeinschaft so etwas akzeptieren. So etwas gibt es in unserer Kultur nicht und nicht in unserer Religion.“

„Man kann darüber berichten, dass etwas inszentiert worden ist und es dabei um unsere Geschichte und um unseren Erfolg gegangen ist. Aber dass eine Zeitung auf der ersten Seite in Großbuchstaben von ‚Kindersoldaten‘ schreiben muss, finde ich schon ärgerlich“, sagt ein anderer Moschee-Besucher.

Moschee Bad Vöslau

ORF

Die Männer beim Freitagsgebet ärgern sich zum Teil über die Berichterstattung

Auf den Fotos exerzieren Burschen in Tarnuniformen, schwenken türkische Fahnen und stellen die Schlacht von Gallipoli aus dem Jahr 1915 nach, wobei sie auch als Leichen posieren mussten - mehr dazu in wien.ORF.at. Während Experten vermuten, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt, ärgern sich die Männer in Bad Vöslau über die Debatte, die die Fotos ausgelöst haben.

„Nicht die ganze islamische Kultur in Verruf bringen“

„Es gibt überall schwarze Schafe, aber man kann nicht die ganze Menschheit, also die islamische Kultur oder die ausländische Kultur in Verruf bringen“, sagt ein Mann, der seit 46 Jahren in Österreich lebt. „Ich bin in Österreich geboren und ich habe zig Freunde, die Juden und Christen sind und ich kann mit ihnen super leben. Deswegen finde ich es überhaupt nicht richtig, was manche Menschen hier behaupten“, sagt ein junger Unternehmer.

Ein dritter Mann ergänzt: „Ich bin der Ansicht: Wenn das keine Muslime wären und es auch nichts mit Erdogan zu tun hätte, hätte niemand darüber berichtet.“ ATIB Österreich setzte jedenfalls weitere Schritte und suspendiert den verantwortlichen Imam. Die islamische Glaubensgemeinschaft leitete außerdem eine interne Prüfung ein - mehr dazu in wien.ORF.at.