Theaterfest Retz: Eine Pilgerreise ins Heute

Das Publikum beim Festival Retz (Bezirk Hollabrunn) kann sich heuer auf eine Rarität aus der Barockzeit freuen: In der Stadtpfarrkirche der Weinstadt wird das szenische Oratorium „Die Pilger“ von Johann Adolph Hasse gezeigt.

Johann Adolph Hasse (1699-1783) gehört zweifellos zu den bedeutendsten Opern- und Oratorienkomponisten seiner Zeit. Beim diesjährigen Festival Retz, das vom 5. bis 22. Juli stattfindet, steht mit seinem Oratorium „Die Pilger“ („I Pellegrini al Sepolcro di Nostro Signore“) eine „Rarität der Barockmusik im Zentrum des Programms, die gleichermaßen ergreifend wie feinsinnig ist“, heißt es auf der Website des Festivals.

Eine Passion, aus zweiter Hand erzählt

Das Oratorium, das im Jahr 1742 uraufgeführt wurde, gilt als Hasses Meisterwerk sakraler Musik. Mitentscheidend dafür ist das Libretto von Stefano Benedetto Pallavicino: Nach dem Urteil des Hasse-Zeitgenossen und Kunstästhetikers Johann Georg Sulzer „der ideale Oratorientext schlechthin“. In ihm treten weder biblische noch allegorische Gestalten auf, sondern vier Pilger, gleichsam stellvertretend für alle Zuhörer des Oratoriums. Sie lassen sich von einem ortsansässigen Eremiten zu den zentralen Stätten des Leidens Christi führen. Die Passion wird also aus zweiter Hand erzählt und von den beteiligten Personen nachempfunden.

Theaterfest Festival Retz

Claudia Prieler

Das Festival Retz: In Szene gesungen, in Worte gefasst, in Landschaft gesetzt

Dabei äußern im ersten Teil zunächst drei der vier Pilger ihre Gedanken und Gefühle vor den Toren Jerusalems, bis endlich der vierte von ihnen mit dem lange erwarteten Reiseführer in Person des Eremiten kommt. Im zweiten Teil führt der Weg vom Garten Gethsemane zum Richthaus sowie nach Golgatha und zum Grab Christi. Beide Teile enden mit einer gemeinsamen Betrachtung, in der die punktuelle Pilgerreise nach Jerusalem in Beziehung gesetzt wird zur gesamten Lebenspilgerschaft gläubiger Menschen.

„Die Pilger im Stück finden eine nach zahlreichen Kriegen in Trümmern liegende Stadt vor - ‚citta misera‘. Auch heute sind die Verhältnisse beklagenswert, und Jerusalem ist Ort religiös motivierter Auseinandersetzungen - ‚citta misera‘“, sagt Alexander Löffler, Intendant des Festivals Retz.

Musikalische Leitung: Andreas Schüller
Inszenierung: Monika Steiner
Chorleitung: Andreas Salzbrunn
Bühne: Alexander Löffler
Kostüme: Inge Stolterfoth
Lichtdesign: Pepe Starman
Ensemble: Bernarda Bobro, Ursula Langmayr, Nicholas Spanos, Martina Mikelic und Stefan Zenkl.
Chor: Vokalensemble Terpsichore
Orchester: Ensemble Continuum
Premiere: 5. Juli, Vorpremiere: 4. Juli, weitere Aufführungen bis 22. Juli

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