Gratisnachhilfe: Pilotprojekt ab August

In Niederösterreich gibt es zum ersten Mal gratis Nachhilfe in den Ferien. Das Pilotprojekt wird vorerst an sechs Standorten umgesetzt. Ziel sei es, die kostenlose Nachhilfe ab 2020 fix im Landesbudget zu verankern, heißt es bei der SPÖ.

Landeshauptfrau-Stellvertreter und SPÖ-Chef Franz Schnabl verweist auf eine Umfrage der Arbeiterkammer. Demnach würden 24 Prozent aller Schülerinnen und Schüler externe Unterstützung in Anspruch nehmen. „Umgerechnet sind das 44.500 Schüler, wobei es sich in 28.000 Fällen um bezahlte Nachhilfe handelt“, sagte Schnabl. Die Eltern von weiteren 5.500 Schülern hätten gerne Nachhilfe in Anspruch genommen, könnten sich diese aber nicht leisten.

Aus Sicht der SPÖ sei es deshalb „dringend notwendig, Eltern in diesem Bereich zu unterstützen“, so Schnabl am Freitag bei einer Pressekonferenz. „Es ist dringend notwendig, weil wir die Kinder, die wir auf dem Bildungsweg verlieren, danach in der Arbeitswelt nicht mehr haben. Nachqualifikation kostet außerdem ein Vielfaches von dem, was die Qualifizierung über die Schule in einem ordentlichen Bildungsweg mit ordentlichen Angeboten kosten würde“, so der Parteivorsitzende.

6.000 Schüler lernen für Nachprüfungen

Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) kündigte deshalb an, dass in den Ferien in Form eines Pilotprojektes gratis Nachhilfe in den Hauptfächern Mathematik, Deutsch und Englisch angeboten werde. „Wir wissen, dass es konstant 6.000 Schülerinnen und Schüler gibt, die für eine Nachprüfung lernen. Das bedeutet Stress für die Kinder, aber auch Stress für die Eltern, und genau hier setzt unser Projekt an. Wir wollen ein wenig Stress aus der Familie herausnehmen.“

Darüber hinaus sprach Königsberger-Ludwig von alarmierenden Zahlen: „Wenn 14 Prozent dieser Kinder bereits in der Volksschule Nachhilfe brauchen, muss man sich die Frage stellen, warum das so ist.“ Die SPÖ forderte deshalb Änderungen im Schulsystem: „Eine gemeinsame Schule bis zum 14. Lebensjahr. Das ist eine langjährige Forderung der Sozialdemokratie. Ich glaube, im Hinblick auf diese Zahlen sollte man das zumindest wieder mitdiskutieren.“

Ausbau auf landesweit 50 Standorte

Das Pilotprojekt der Gratisnachhilfe wird ab August vorerst in Amstetten, St. Valentin und Ybbs bzw. in Pottendorf, Ebreichsdorf und Hirtenberg angeboten. „Jeweils von Montag bis Freitag zwischen 9.00 und 12.00 Uhr“, konkretisierte die Landesfrauenvorsitzende der SPÖ und Landtagsabgeordnete Elvira Schmidt. Das Angebot könne von Schülerinnen und Schülern im Alter von sieben bis 14 Jahren in Anspruch genommen werden, „wobei auch Kinder teilnehmen können, die ein ‚Genügend‘ im Zeugnis gehabt haben.“

Elvira Schmidt, Franz Schnabl und Ulrike Königsberger-Ludwig

ORF / Lukas Abulesz

Elvira Schmidt, Franz Schnabl und Ulrike Königsberger-Ludwig (v.l.) präsentierten das Pilotprojekt zur Gratisnachhilfe in den Ferien

Landeshauptfrau-Stellvertreter Schnabl rechnete mit Kosten von 24.000 Euro, wobei das Projekt vom Verein Pro Niederösterreich finanziert werde. Ab März will die SPÖ darüber verhandeln, dass die Gratisnachhilfe ab 2020 als fixer Posten ins Budget des Landes aufgenommen werde. Als Ziel gab Schnabl an, dass die kostenlose Nachhilfe in den Ferien landesweit an 50 Standorten angeboten werden soll.

Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at

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