Der einzig „echte“ Kärntner Reindling

Manfried Rauchensteiner war von 1992 bis 2005 Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien und ist Kurator der Ausstellung „Baden - Zentrum der Macht“. Die Lieblingsspeise des gebürtigen Kärntners? Kärntner Reindling!

Kärntner Reindling

Ich habe keine Ahnung, wann ich meinen ersten Reindling gegessen habe. Aber er gehört zu meinen frühen Kindheitserinnerungen, und was ich selbst fabriziere, reicht wohl nicht im Entferntesten an den Reindling meiner Mutter heran. Keine Ahnung, woher sie nach dem Zweiten Weltkrieg überhaupt die Ingredienzien bekommen hat. Aber Reindling gab es ohnedies nur zu Weihnachten und zu Ostern. Die Grundlage ist ein Germteig, den man selber machen sollte statt sich auf Vorgefertigtes oder irgendwelche Patentschüsseln zu verlassen.

Zutaten für den Germteig:

  • ¾ kg Mehl
  • 2 ganze Eier
  • 1 Packerl Germ
  • ca. ½ Liter Milch
  • Butter
  • Zucker
  • Salz

Zubereitung: Die Germ wird in einer großen Schale in etwas warmer (nicht heißer!) Milch aufgelöst und mit 1 Kaffeelöffel Zucker und zwei Esslöffeln Mehl an einem warmen Ort gehen gelassen. Am besten stellt man die Schale (oben abgedeckt) auf einen Kasten. Wenn das Dampfl über den Kasten zu rinnen beginnt, weiß man, dass es ausreichend gegangen ist.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 18.4.2018

Zwischenzeitlich wird die übrige Milch gewärmt. Darin versprudelt man dann die Eier, ein paar Esslöffel Zucker und gibt ein ordentliches Stück Butter dazu. In einem Weitling wird das gesalzene Mehl bereitgestellt - salzen nicht vergessen - und dann das Dampfl mit der Milch/Eier/Zucker/Butter-Mischung verrühren. Sollte der Teig nicht weich genug sein, noch etwas gewärmte Milch dazugeben. Dann kommt der Einsatz roher physischer Kraft: Der Teig wird so lange geschlagen, bis er sich vom Kochlöffel zu lösen beginnt. Danach die Ränder mit Mehl einstauben, den Weitling mit einem Tuch abdecken und gehen lassen.

Zutaten für die Fülle:

  • 10/20 dkg grob gehackte Nüsse
  • Zucker
  • Zimt
  • Rosinen (nicht geschwefelte, ev. vorher kurz aufkochen)
  • Butter

Zubereitung: Genaue Angaben verbieten sich. Je mehr Zutaten man nimmt, umso besser wird der Reindling.

Wenn der Teig gegangen ist, wird er auf einem bemehlten Brett eher dünn ausgebreitet. Es sollen keine Löcher entstehen. Dann werden Nüsse, Zimt, Zucker und Rosinen auf den Teig gegeben. Wichtig ist, dass die Fülle bis an den Rand geht. Die Ränder darf man deshalb nicht benachteiligen, weil die Fülle sonst ungleichmäßig verteilt ist und dann einige Stücke keine oder kaum Fülle haben. Wenn man noch Butterflöckchen auf die Fülle verteilt, wird der Reindling saftiger.

Nun wird das gute Stück eingerollt und in eine vorher gut gebutterte oder mit etwas Öl zusätzlich gefettete Form gegeben. Dafür eignen sich eine größere Rein(e) (Reindl; daher auch der Namen) oder eine Gugelhupfform. Anschließend wird der Reindling nochmals gehen gelassen, bis er über den Rand zu steigen beginnt. Schließlich wird er in einem vorgeheizten Backrohr bei 180 Grad Celsius circa 30 Minuten gebacken. Mit einem Holzstäbchen testen, ob kein Teig mehr haften bleibt.

Zum Schluss wird der Reindling aus der Form auf einen Teller oder eine Platte gestürzt. Fertig. Er wird nicht gezuckert. Ein guter Reindling hat den Zucker „inwendig“. Somit eine ganz einfache, kalorienarme und in Windeseile zu machende Köstlichkeit. Gelingt in der Regel beim ersten, spätestens aber beim zweiten, dritten oder einem weiteren Mal. Lassen Sie sich’s schmecken!

Rezept erstellt von Manfried Rauchensteiner