Ernährungsstil beeinflusst unsere Seele

Das neu entstehende Fach „Ernährungspsychiatrie“ beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Ernährung und psychischen Krankheiten. Neuen Studien zufolge kann ein ungesunder Ernährungsstil zu Depressionen führen.

Neben anderen Faktoren und Lebensumständen soll auch der Ernährungsstil zur psychischen Gesundheit beitragen. „Wir haben schon einen großen Erfahrungsschatz aus dem Zusammenhang Ernährung und physischen Erkrankungen: Stoffwechsel- und Herz-Kreislauferkrankungen sowie Diabetes. Wir haben festgestellt, dass die Psyche ganz ähnlich reagiert“, erklärt Christine Tretter, Fachärztin für Psychiatrie, „wir konnten feststellen, dass es durch eine Ernährungsumstellung zu einer deutlichen Verbesserung der psychischen Befindlichkeit kommen kann.“

Ärztin Christine Tretter mit Redakteurin Pia Seiser

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Christine Tretter (l.) im Gespräch mit ORF NÖ-Redakteurin Pia Seiser

Europäische Ernährung ist gesund für die Psyche

„Grundsätzlich kann man sagen, dass die europäische Ernährung, wenn sie abwechslungsreich gestaltet ist, auch eine gesunde Ernährung für die Psyche ist“, so Tretter, „wir haben ein großes Angebot an Obst und Gemüse und traditionell haben wir uns auch mehr mit Bohnen und Hülsenfrüchten ernährt.“ Um mit der Ernährung zur seelischen Gesundheit beizutragen, sollte man frische, saisonale Lebensmittel vom Wochen- oder Biomarkt kaufen. Vorbild für eine optimale Ernährung sei laut Tretter die mediterrane Küche mit viel Gemüse und Kräutern.

Sendungshinweis:

„NÖ heute“, 6.11.2017

Aber auch die traditionelle, österreichische Küche sei prinzipiell nicht ungesund, so Tretter. „Die Küche nach der Großmutter oder Urgroßmutter ist auch weitgehend medizinisch vertretbar. Allerdings war der Schweinebraten oder das gebackene Hendl früher ein wirkliches Sonntagsessen und etwas Besonderes. Das Problem ist, dass sich das sehr verändert hat und heute täglich, und fast zu jeder Mahlzeit Fleisch gegessen wird“, so Tretter.

Kräuter, Beeren, Salat, gesunde Ernährung

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Mehr Gemüse auf dem Teller kann sich positiv auf die Psyche auswirken

Hoher Fleischkonsum macht psychisch krank

Der hohe Fleischkonsum beeinflusse die psychische Gesundheit negativ, erklärt die Psychiaterin, insbesondere rotes Fleisch. Tretter: „Problematisch ist auch der übermäßige Verzehr von einfachem Zucker, wie dem Haushaltszucker, der sich in den Lebensmitteln befindet - oft in versteckter Form.“

Durch den übermäßigen Konsum von Fleisch und Zucker werden Entzündungen im Körper aktiviert und das hat auch direkte Auswirkungen auf das Gehirn und auf den Stoffwechsel unseres Neurotransmittersystems." So können psychische Erkrankungen, wie Depressionen enstehen. So ist etwa in zahlreichen Studien nachgewiesen, dass Diabetiker, bei denen ja der Stoffwechsel geschädigt ist, doppelt so häufig an Depressionen erkranken, wie gesunde Menschen.

Mahlzeiten in Ruhe zu sich nehmen

Neben einer abwechslungsreichen Ernährung mit viel Gemüse und Obst sei laut der Fachärztin auch der Umstand der Nahrungsaufnahme entscheidend für die seelische Gesundheit. „Man isst heutzutage viel unterwegs und im Stehen und nimmt die Mahlzeiten oft gar nicht wahr“, so Tretter, „das wirkt sich negativ auf die Verdauung, aber auch auf die Psyche aus, da wir nicht mehr die Phasen der Ruhe und der Aktivität unterscheiden.“ Daher empfiehlt die Expertin sich auch im stressigen Alltag Zeit zum Essen zu nehmen, am Besten mit Freunden oder der Familie.

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