Haarseifen als Alternative zu Shampoos

Statt Duschgel und Shampoo kehrt die feste Seife als Trend in der Naturkosmetik zurück. Die Anwendung einer Haarseife ist zwar aufwendiger, dafür aber umweltfreundlicher als herkömmliche Shampoos.

Aus ökologischer Sicht liegen die Pluspunkte für die Haarseifen auf der Hand: Weniger Verpackung, weniger Inhaltsstoffe, weniger Chemie. Beim Haare waschen muss man aber etwas mehr Zeit einrechnen. „Am besten man schneidet ein kleines Stück Seife ab, löst es in lauwarmem Wasser auf und massiert diese Seifenflüssigkeit ins Haar ein“, erklärt die mobile Naturfrisörin Dagmar del Carlo, „dann muss die Seife sehr gründlich ausgespült werden.“

Haarseifen mit Messer und Kamm

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Entweder wird ein Stück Seife abgeschnitten oder man schäumt sie direkt mit Wasser auf

Nachspülen mit Zitronen- oder Essigwasser

Die Seifen sind im Gegensatz zu herkömmlichen Shampoos basisch, haben also einen höheren pH-Wert als Haut und Haare, dadurch wird der natürliche Säureschutzmantel vorübergehend angegriffen. „Die Schuppenschicht der Haare wird geöffnet, deshalb muss man anschließend mit Zitronenwasser oder Essigwasser nachspülen, damit sich die Schuppenschicht wieder schließt und das Haar einen schönen Glanz bekommt.“ Die saure Spülung bleibt im Haar und wird nicht mehr ausgewaschen.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 20.11.2017

Die Essigspülung ist besonders wichtig, wenn das Wasser sehr kalkhaltig ist. „Wenn das Leitungswasser sehr kalkhaltig ist, kann es passieren, dass das Seifentensid mit den Magnesium- und Kalzium Ionen im Wasser eine schwer lösliche Verbindung bildet, die dann im Haar hängenbleibt“, erklärt Maria Koeppner, Pharmazeutin in Klosterneuburg, „dem kann man durch die anschließende Essigspülung entgegenwirken.“

Die Kremser Naturfrisörin Dagmar del Carlo würde die Haarseifen für graues und naturbelassenes Haar empfehlen, bei gefärbtem oder getöntem Haar rät sie eher zu Shampoos, „weil eine Haarfarbe durch die geöffnete Schuppenschicht ‚herausfallen‘ kann, also glanzlos wird, und die Pigmentierung schwächer wird.“

Naturfrisörin Dagmar Del Carlo mit Kundin

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Die mobile Naturfrisörin Dagmar del Carlo empfiehlt Haarseifen nur bei naturbelassenen Haaren

Naturkosmetik: Vorsicht bei Allergien

Sind Haut und Haar gesund spricht auch aus hautärztlicher Sicht nichts dagegen, Haarseifen zu verwenden. Bei empfindlicher Haut ist aber Vorsicht geboten - denn was gut für die Umwelt ist, muss nicht gut für jede Haut sein. „Zum Beispiel bei Menschen, die gerade jetzt in der kalten Jahreszeit merken, dass ihre Haut viel trockener wird“, sagt Krista Ainedter-Samide, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Tulln, „die schuppige Stellen entwickeln oder zu Rötungen neigen.“ Dann sollte die Verträglichkeit zunächst mit einer kleinen Probe getestet werden. Das gleiche gilt für Allergiker. Vor allem Kreuzallergien können bei Naturprodukten zu Problemen führen, sagt Ainedter-Samide: „Der Birkenpollenallergiker hat beispielsweise die Neigung, Nüsse nicht so gut zu vertragen, manchmal auch Kiwi oder Avocado.“

Die Liste der Inhaltsstoffe ist deshalb besonders wichtig, auch als Qualitätsmerkmal. „Wenn die Seife lose verpackt ist, sollte man wenigstens ein Kärtchen dazubekommen, wo dann alles korrekt aufgelistet ist - inklusive der Allergene“, rät Pharmazeutin Maria Koeppner, „das ist besonders jetzt auf den Weihnachtsmärkten ein Thema, wo oft handgemachte Seifen angeboten werden.“ Ansonsten ist beim Kauf darauf zu achten, dass es sich tatsächlich um eine ‚Haar‘-Seife handelt und für welchen Haartyp sie geeignet ist.

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