NÖGKK zahlt künftig Kinderpsychiater

Kinderpsychiatrie war bislang nicht auf Krankenschein erhältlich. Ab 1. Jänner 2012 wird es in NÖ fünf Planstellen für Vertragsärzte geben, eine pro Versorgungsregion. Über die genauen Standorte wird im Dezember entschieden.

Erkrankt ein Kind psychisch, sind die Eltern oft nicht nur überfordert, sondern auch mit hohen Behandlungskosten konfrontiert, sagte Gerhard Hutter, Obmann der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse (NÖGKK) am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien. Das soll sich ab 1. Jänner ändern.

900.000 Österreicher sind psychisch krank

Rund 900.000 Österreicher seien psychisch krank, viele dieser Erkrankungen entstehen bereits im Kindesalter, sagte Hutter. Um die psychiatrische Betreuung von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten und zu verbessern, gibt es in Niederösterreich schon seit 2007 ein Pilotprojekt, an dem zwei Fachärzte teilnehmen. Auf die Ergebnisse dieses Projekts baue das neue Konzept von NÖGKK und Ärztekammer auf, sagte NÖGKK-Generaldirektor Jan Pazourek.

Für Harald Schlögel von der Ärztekammer Niederösterreich sind fünf Ärzte zwar ein „guter Anfang“, in Österreich sei die Behandlung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher aber noch „Meilen entfernt“ von internationalen Standards, gab er zu bedenken. Schlögel appellierte an die anderen Bundesländer, sich ihrer Verantwortung ebenfalls zu stellen. Um eine bundesweite Versorgung zu gewährleisten, müsse zudem die „Blockade im Hauptverband“ durchbrochen werden.

Die Behandlung in einer Ordination habe nämlich große Vorteile und sei „extrem gut“ angenommen worden, sagte Sabine Fiala-Preisperger, eine der beiden Ärztinnen, die bereits im Pilotprojekt arbeiten. Ein Arzt könne nämlich die gesamte Entwicklung eines Kindes verfolgen und zudem das Umfeld des Kindes - vor allem Familie und Schule - in die Therapie einbeziehen. Deshalb sei auch die Hemmschwelle für die Betroffenen geringer, sich bei einem Rückfall erneut Hilfe zu holen.

Kosten liegen bei einer Million Euro

Die Kosten dieser Maßnahme in Niederösterreich schätzte Hutter auf ungefähr eine Million Euro, betonte aber, dass „wir nicht immer nur aufs Geld schauen sollen“. Pazourek sagte, dass es eine Aufgabe der Kassen sei, sich die finanziellen Spielräume für solche Projekte zu schaffen.

Für Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) nimmt Niederösterreich mit der Aktion Kinderpsychiatrie auf Krankenschein eine wichtige Vorreiterrolle ein.