Flughafen mit scharfer Gewinnwarnung

Auf dem Flughafen Wien-Schwechat lasten auf der neuen Bilanz hohe Abschreibungen. 74 Millionen Euro müssen in der Quartalsbilanz abgeschrieben werden, darunter sind Wertberichtigungen für den Skylink-Bau.

Das Neunmonatsergebnis schrumpft damit auf 20 Millionen Euro zusammen. Im Jahr davor waren es 72 Millionen Euro gewesen. Die Flughafenaktie, die im Frühhandel ein kleines Kursplus hatte, gab bis 12.30 Uhr um 3,9 Prozent auf 30,27 Euro nach.

Gewinnwarnung wurde abgesetzt

Der seit Anfang September amtierende neue Vorstand setzte Freitagfrüh eine Gewinnwarnung ab. Kommenden Dienstag ist Aufsichtsratssitzung, am nächsten Donnerstag legt die Gesellschaft detaillierte Quartalszahlen vor. Sie stehen - bei operativ positivem Verlauf - unterm Strich ganz im Schatten der aktuellen Abschreibungen und Abwertungen.

Flughafenvorstand Günther Ofner sprach gegenüber der APA vom „Versuch, den Tisch hier rein zu machen“. Aus heutiger Sicht sollte mit den im 3. Quartal verbuchten „Einmaleffekten und Wertberichtigungen“ von 74 Millionen Euro „alles erledigt sein. Man kann ja nie etwas ausschließen, aber nach dem, was wir heute wissen, ist das alles“.

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74 Millionen müssen abgeschrieben werden

74 Millionen Euro müssen in der Quartalsbilanz abgeschrieben werden - darunter sind Wertberichtigungen für Skylink-Lasten sowie eine Abschreibung auf das Kosice-Paket, aber auch Rückstellungen für neue Altersteilzeit von zunächst 75 Airportmitarbeitern. Zudem wird der Investitionsplan bis 2015 um 70 Millionen Euro auf nun 590 Millionen Euro gekürzt. Die Flughafen Wien AG bereitet gegen Auftragnehmer beim Skylink-Bau Schadenersatzklagen vor, sollten sie nicht freiwillig zu Rückzahlungen bereit sein. Eine erste Rücküberweisung von 7,6 Millionen Euro erfolgte bereits.

Skylink-Terminal am Flughafen Schwechat

APA/Robert Jaeger

Justiz ermittelt in Sachen Skylink

Seit Donnerstag liegen den Airportmanagern aktuelle Schadenszahlen in der Skylink-Affäre vor. Gutachter hätten wegen Mängeln in der Auftragserfüllung durch Auftragnehmer sowie durch ungerechtfertigte Kostenerhöhungen in den untersuchten Fällen 57 Millionen Euro an Schäden festgestellt, berichtete der Airport heute. Es sei ein Wertberichtigungsbedarf von 29 Millionen Euro festgestellt worden. Die Justiz ermittelt noch. Der Flughafen bereitet Schadenersatzklagen vor, allerdings als „ultima ratio“, wie Ofner sagte. Nach den technischen Gutachten und der „juristischen Bewertung“ geht es nun an Gespräche: Wer nicht freiwillig zahlt, wird geklagt.

Flughafen Kosice muss wertberichtigt werden

An der Ende 2006 erworbenen Beteiligung am Flughafen Kosice lag der Buchwert zuletzt bei 47 Millionen Euro. Zwar wirtschaftete die Gesellschaft bisher gewinnbringend, die Mittelfristplanung geht nun aber von weniger Verkehr aus. Deshalb wird Kosice nun mit 21 Millionen Euro wertberichtigt.

Ein unterausgelastetes Gebäude am Airportstandort Schwechat wird per Ende September mit 18 Millionen Euro wertberichtigt. Für Altersteilzeitmodelle werden aktuell sechs Millionen Euro zurückgestellt.

Bauarbeiter schiebt Leiter mit Scheibtruhe durch den fertigen Teil des Skylink-Terminals

APA / Hans Klaus Techt

Ofner: „Bei Sparprogramm gut unterwegs“

Die Kürzung des Investitionsplans kommt laut Vorstand aus einer Fülle von Einzelpositionen zusammen. Skylink soll nun doch „billiger“ kommen: Laut heutiger Mitteilung reduzieren sich die maximalen Kosten für den Terminalbau auf 770 Millionen Euro. Damit könnten hier nun sogar Risikovorsorgen aufgelöst werden.

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Unverändert bei rund 100 Millionen Euro blieben die extra verbuchten „Schnittstellenkosten“ für Leistungen, die nicht unmittelbar dem Skylink-Projekt zugerechnet werden. Die Investitionskürzungen bis 2015 verringerten den Finanzierungsbedarf und damit den Verschuldungsgrad.

Beim Sparprogramm sei man mit Einsparungen bei Sachkosten gut unterwegs, sagte Ofner. Seit September ist ein Mitarbeiter-Aufnahmestopp in Kraft. Einen Mehrbedarf nach der Eröffnung von Skylink will das Management mit bestehendem Personal decken, das neu eingesetzt wird. Was die heutige Gewinnwarnung für die Dividendenerwartung (Haupteigentümer Land Niederösterreich, Stadt Wien, Mitarbeiterstiftung, Streubesitz) heißt, wurde noch nicht gesagt.