Umstrittene Gasbohrungen geplant

Im Weinviertel sollen gewaltige Gasreserven schlummern. Etwa in Poysdorf (Bezirk Mistelbach) will die OMV in Zukunft das sogenannte Schiefergas fördern. Die Methoden für dessen Gewinnung sind jedoch umstritten.

3.500 Mal hat die OMV bereits in heimischen Böden gebohrt, um Gas und Öl zu gewinnen, vor allem im Marchfeld, etwa bei Gänserndorf. Mit Gas meint die OMV Erdgas - jetzt aber interessieren sich deren Experten auch für Schiefergas - also Gas in festem Gestein.

Gefunden wurde passendes Gestein im Wiener Becken und im Weinviertel - rund um Poysdorf und Herrnbaumgarten könnte es große Mengen Schiefergas geben.

Umstrittene Chemikalien zur Gasgewinnung

Die Förderung des Schiefergases ist jedoch deutlich komplizierter, als die von Erdgas: Schiefergas wird mit viel Wasser und Chemikalien mit einem Knickbohrer aus der Tiefe geholt. Diese Methode nennt man „Fracking“. Wegen der Chemikalien ist sie jedoch nicht unumstritten - in Frankreich sogar verboten.

Grafik zeigt Bohrungen in 2000 Metern Tiefe mittels Knickbohrer

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Fracking-Methode: Schiefergas wird mit einem Knickbohrer gewonnen.

Sendungshinweis:

In den USA ist die Schiefergasproduktion bereits voll angelaufen. Der Bedeutung für die Wirtschaft steht die Gefahr für die Umwelt gegenüber – die Bohrungen haben zum Beispiel dazu geführt, dass Menschen ihr Trinkwasser sogar anzünden konnten. „Flammen aus dem Wasserhahn – die Schiefergasindustrie in den USA“

Möglicher Kritik will die OMV vorbeugend begegnen: Man habe sich in der Region in den letzten Jahrzehnten einen guten Ruf aufgebaut, den man nicht zerstören wolle, sagt Christopher Veit, Geschäftsführer der OMV Austria, „und deswegen werden hier sicher nur Chemikalien verwendet, die umweltverträglich sind.“

Befürchtungen in den Gemeinden

„Dieses Verfahren, das in Amerika angewendet wird, wird sehr kritisiert“, gibt auch Christian Frank, Bürgermeister von Herrnbaumgarten, zu bedenken. Einige der verwendeten Chemikalien seien krebserregend, die OMV habe jedoch auch der Gemeinde versichert, dass solche Stoffe definitiv nicht verwendet werden. „Es wird einen Vertrag geben mit der Servicefirma, in dem das definitiv ausgeschlossen wird,“ sagt Frank.

Christopher Veit, Geschäftsführer OMV Österreich

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Christopher Veit (OMV) versichert, dass keine umweltschädlichen Chemikalien verwendet werden.

Die Bewohner der betroffenen Gemeinden sehen sowohl Vor-, als auch Nachteile: Neue Arbeitsplätze stehen Befürchtungen wegen erhöhtem Verkehrsaufkommen und Gefahren für das Grundwasser gegenüber. Auf diese Fragen soll es Anfang 2012 bei Informationsveranstaltungen für die Bürger Antworten geben.

Fix sei die Gasförderung im Weinviertel ohnehin noch nicht, sagt Christopher Veit von der OMV: „Hier sprechen wir ausdrücklich von einem Pilotprojekt, und die Probebohrungen sollen feststellen, ob das Gas wirtschaftlich und technisch förderbar ist.“ Wann es Probebohrungen geben könnte, darauf legt sich die OMV noch nicht konkret fest.

Kritik kommt von Umweltschützern

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnen vor einer enormen Umwelt- und Gesundheitsgefahr. Sie bezeichnet Schiefergas als dreckige, fossile Energieressource - sie fordert eine gesetzliches Verbot von Schiefergasbohrungen in Österreich. Die Organisation Global 2000 will sich mit der OMV und Umweltminister Berlakovich an einen Tisch setzen. Solange keine Methode gefunden sei, umweltfreundlich an das Gas heranzukommen, darf es zu keiner Realisierung von Förderungsprojekten kommen, heißt es bei Global 2000.