Gefährliche Faszination zu Silvester

Brände und sogar ein Toter - die Bilanz der Silvesternacht spricht für sich. Die Gefahr und das Verbotene macht für viele aber gerade die Faszination an den Feuerwerkskörpern aus. Für andere ist es eine Flucht aus dem Alltag.

Jedes Jahr wird davor gewarnt - und trotzdem kommt es zu Silvester immer wieder zu folgenschweren Zwischenfällen. Gleich 70 Mal musste die Feuerwehr zu Bränden ausrücken, die meist durch Feuerwerkskörper ausgelöst worden sind. Im Dauereinsatz waren auch Notärzte und Rettung. Einem 18-jährigen Mann haben die bunten Kracher sogar das Leben gekostet - mehr dazu 18-Jähriger durch „Kugelbombe“ getötet

Feuerwerk als Statussymbol

Die Gründe, warum Menschen Raketen in den Himmel schießen oder Böller zünden, sind unterschiedlich, sagt Psychologe Norman Schmid: „Der Reiz ist sicher, dass es etwas ganz Besonderes ist, etwas Buntes, etwas Schillerndes, mittlerweile natürlich viel mehr auch ein Stilmittel, um zu demonstrieren, was kann ich selber hier alles machen und schaffen, ein bisschen Magie ist dabei und natürlich auch ein Statussymbol: wer hat das größere Feuerwerk.“

Norman Schmid

ORF

Psychologe Norman Schmid im Interview mit dem ORF NÖ

Debatte: Silvesterfeuerwerk: Spaß oder Ärgernis?

Für viele ist es auch eine Flucht aus dem Alltag: „Jede Party hat einerseits diesen positiven Aspekt, etwas zu feiern, wie eben das neue Jahr einzuläuten. Andererseits geht es auch darum: Weg vom Alltag, der einem mitunter nicht so gefällt, man schlüpft in eine andere Rolle, man verkleidet sich. Und mit der Schießerei ist es mitunter so, dass man da eine ganz andere Stimmung erzeugt und insofern einen Kontrast hat zum Alltag“, sagt Schmid.

Spiel mit der Gefahr

In der tödlichen Kugelbombe von Waldenstein war zehn- bis fünfzehn Mal so viel Sprengstoff als in einer Handgranate. Aber auch das Hantieren mit derart gefährlichen Feuerwerkskörpern hat einen Grund, sagt der Experte: „Bei uns sind ja generell Waffen nicht so frei erlaubt wie etwa in den USA. Jetzt hat man hier ein Ventil über die Feuerwerkskörper das ausleben zu können. Das ist sicher ein Aspekt für manche.“

Das laute Verabschieden des alten Jahres geht auf einen Jahrhunderte alten Brauch zurück, dieser steht heute aber im Hintergrund: „Es geht mehr darum, wirklich Lärm zu machen und zu aktivieren. Die Aktivierung hat den Effekt, um uns sozusagen lebendiger zu machen. Das ist das gleiche Thema wie etwa bei Disco- und Clubbingmusik, wenn es darum geht, dass lauter, schriller, mit Stroposkoplichtern jeweils mehr aktiviert und insofern einen gewissen Rausch verursacht.“

Auch Gruppenzwang spielt eine Rolle

Bei Jugendlichen kommt noch ein gewisser Gruppenzwang dazu, „wenn einer anfängt machen die anderen mit“, so Schmid. Bewusstseinsbildung sei daher umso wichtiger: „Gewisse Personen werden die Gefahr immer von sich weisen, bis sie selbst oder jemand aus dem Umfeld betroffen ist. Dann, wenn jemand aus dem Umfeld so einem Unfall zum Opfer fällt, führt das schon dazu, dass die anderen wachgerüttelt werden und dann bewusster damit umgehen.“