Erste Tonaufnahme von Bertha von Suttner

Auf einem Tonzylinder aus dem Jahr 1904 befindet sich die einzige Stimmaufnahme der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner. Aufgrund eines Tagebucheintrags, aufgezeichnet in Ebenfurth, konnte ihr das Dokument zugeordnet werden.

Unter den Tausenden Tondokumenten, die die Mediathek 2009 aus der privaten Sammlung Günther Schifters übernommen hat, befanden sich neben zahlreichen Schellackschallplatten auch einige historische Tonzylinder. „Wir haben diese Tonwalzen dann gesichtet und festgestellt, dass auch eine von Bertha von Suttner dabei ist“, so die Leiterin der Österreichischen Mediathek, Gabriele Fröschl, im Gespräch mit der APA.

„Ich spreche in das Grammophon“

Die Vermutung, dass es sich dabei um die Stimme der Friedensnobelpreisträgerin von 1905 handeln könnte, begründet sich darin, dass Bertha von Suttner den Spitznamen „Tante Boulotte“ verwendete und unter dem Pseudonym „B. Oulot“ auch publizierte. Die Experten begannen zu recherchieren, ob es sich hier tatsächlich um eine Aufnahme der Friedensforscherin handelt.

Dabei griffen sie auf biografische Daten zurück und wurden in ihrem Tagebuch fündig. Von Suttner schrieb an dem Tag, auf den die Walze datiert ist: „Ich spreche in das Grammophon.“ Auch der Ort des Tagebucheintrags (Ebenfurth in Niederösterreich) stimme überein. Es handle sich daher „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Bertha von Suttner“, so Fröschl.

Original Tondokument Bertha von Suttner

Österreichische Mediathek

Originaldose mit Tonzylinder

Gemeinsam mit Wissenschaftlern des Phonogrammarchivs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) konnte auch nachgewiesen werden, dass die Walze tatsächlich aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts stammt. Dass es sich um eine Fälschung handelt, sei daher nahezu auszuschließen.

Die Qualität der damaligen Aufnahmen ist jedenfalls mit dem heutigen Standard nicht zu vergleichen. „Man versteht sie unglaublich schlecht“, so Fröschl. Durch technische Nachbearbeitungen konnten die Wissenschaftler zwar kleine Verbesserungen erzielen, die Worte richtig zu verstehen, bleibe aber „eine Detektivarbeit“. Die Aufnahme sei ein gutes Beispiel dafür, „wie früher Sprache aufgezeichnet wurde“. Denn auch damals hätten die Aufnahmen nicht unbedingt besser geklungen, so Fröschl.

Mit der Veröffentlichung des Originaltons und einer nachbearbeiteten Spur möchte man nun Interessierten die Möglichkeit geben, sich an der Detektivarbeit zu beteiligen. Man hoffe, dass sich so „mehrere Ohren“ an der Entschlüsselung versuchen.

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