So spionierten CSSR-Agenten in Österreich

Eine internationale Tagung in Raabs/Thaya (Bezirk Waidhofen/Thaya) beleuchtet die Tätigkeit des CSSR-Geheimdienstes in Österreich von 1945 bis 1989. Österreichische und tschechische Wissenschaftler stellen die Ergebnisse einjähriger gemeinsamer Forschungsarbeit vor.

Veranstalter dieser Tagung sind das Ludwig Boltzmann Institut (BIK) für Kriegsfolgen-Forschung (Graz, Wien, Klagenfurt), das Institut zur Erforschung totalitärer Regime (Prag) und das Archiv der Sicherheitsdienste (Prag-Kanitz). Das BIK hat eine Außenstelle im Lindenhof in Raabs/Thaya, wo 2009 einer der drei Schauplätze der Niederösterreichischen Landesausstellung „Österreich. Tschechien. geteilt - getrennt - vereint“ war.

Österreicher arbeiteten für den CSSR-Geheimdienst

Wissenschaftler aus Tschechien, der Slowakei und Österreich untersuchten u. a. das Archivmaterial von Operationen tschechoslowakischer Geheimdienste und Sicherheitskräfte in und zu Österreich, tschechoslowakische Spionageziele in Österreich (Personen, Institutionen), die Bedeutung des „Eisernen Vorhangs“ sowie die Zusammenarbeit von Österreichern mit den Geheimdiensten.

Foto einer öffentlichen Toilette am Hohen Markt in Wien

Archiv der Sicherheitsdienste Prag

Fotografie aus dem Personalakt eines österreichischen Informanten des tschechoslowakischen Staatssicherheitsdienstes (1960er Jahre). Aufgenommen wurde die öffentliche Toilette am Hohen Markt in Wien, bei der sich ein „toter Briefkasten“ befand, über den zwischen dem Informanten und den Mitarbeitern der Staatssicherheit kommuniziert wurde.

Erstmals wird das brisante Thema auf Basis gemeinsamer Forschungsarbeiten dargestellt. Wie das BIK in einer Aussendung mitteilte, war das durch die intensive wissenschaftliche Kooperation der drei Forschungseinrichtungen und die Unterstützung der österreichischen und tschechischen staatlichen Institutionen, insbesondere auch der Botschaften in Prag und Wien, möglich geworden.

Tagung ist für Interessierte frei zugänglich

Die wissenschaftliche Tagung „Die Operationen der tschechoslowakischen Geheimdienste in Österreich 1945 - 1989“ wird im Rahmen des Projekts „Kulturlandschaften und Identitäten entlang der tschechisch-österreichischen Grenze - 60 Jahre EU“ veranstaltet. Dieses Projekt der bis 2013 vereinbarten „Europäischen Territorialen Zusammenarbeit“ (ETZ) zwischen Österreich und Tschechien wird durch die EU aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert.

Die Eröffnung der frei zugänglichen Tagung und einer Ausstellung zum Thema nimmt Ferdinand Trauttmannsdorff, österreichischer Botschafter in Prag, am 8. März um 17.00 Uhr vor.

Vaclav Havel

Archiv der Sicherheitsdienste Prag

Nach der Verhaftung der Underground-Band „Plastic People of the Universe“ 1976 wird der österreichische Anwalt Harry Goldmann von Amnesty International nach Prag entsandt, um den Prozess gegen diese zu beobachten. Auf Schritt und Tritt wird er von der tschechoslowakischen Staatssicherheit beobachtet und schlussendlich des Landes verwiesen. Im Bild: Goldmann (mit dem Rücken zur Kamera) im Gespräch mit Václav Havel.

Raabs ist Drehscheibe für gemeinsame Projekte

Zentrale österreichische Drehscheibe zur Erforschung der Tätigkeit der tschechoslowakischen Geheimdienste in Österreich während des Kalten Krieges ist die Außenstelle Raabs/Thaya des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, von der gemeinsam mit österreichischen und tschechischen Projektpartnern das ETZ-Projekt „KID CZ-A“ betreut wird.

Unterstützt von den tschechischen Kolleginnen und Kollegen wurden und werden von hier aus die Identifizierung, Sichtung und Digitalisierung der Österreich-relevanten Akten in den tschechischen Archiven koordiniert. Das umfangreiche Material wird anschließend in der Außenstelle geordnet, in eine Datenbank eingearbeitet und analysiert.

Themen der gemeinsamen Forschungen sind laut Website u. a.: die in Österreich zwischen 1945 und 1989 aktiven tschechoslowakischen Geheimdienststrukturen, die strategischen und operativen Ziele sowie Felder der geheimdienstlichen Operationen, österreichische Informanten und Mitarbeiter, der „Eiserne Vorhang“ als mitunter tödliche Barriere zwischen beiden Staaten, Muster der Auswahl, Kontaktaufnahme und Rekrutierung von Geheimdienstmitarbeitern.

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