Das Ende des Ablaufdatums

Plastik ist eines der beliebtesten Produkte bei Verpackungen. Das wird sich nicht ändern. Aber Verpackungen werden künftig ohne das klassische Ablaufdatum auskommen. Wie das funktioniert, das erzählen Experten für Verpackungswirtschaft im noe.ORF.at Interview.

noe.ORF.at: Was sind die aktuellen Trends in der Verpackungsindustrie?

Harald Bleier (Clustermanager eco plus): Das wichtigste ist, dass die Verpackung die Bedürfnisse der Menschen erfüllt. Wir wollen immer weniger einkaufen, die Verpackungen werden kleiner und sie müssen auch intelligenter werden. Denken sie das Öffnen von Verpackungen ist oft sehr schwierig. Man muss eine Schere zu Hand nehmen oder der Inhalt fliegt durch die Gegend. Das zu verbessern, leichtes Öffnen und Wiederverschließen, damit der Inhalt länger hält, das ist wichtig. Und die Zukunft der Verpackung wird bunt werden.

Andreas Kornherr (Materialwissenschafter Fa. Mondi): Aktive und intelligente Verpackungen und auch Nachhaltigkeit sind sicherlich die großen Trends. Wir haben Biostoffe entwickelt für unsere Verpackungen. D.h. auf den Konsumenten kommen Verpackungssysteme zu, die einerseits die Haltbarkeit von Lebensmittel erhöhen, andererseits aber auch Materialen die besser abbaubar sind, die man recyceln kann.

noe.ORF:at: Es wird viel von Nachhaltigkeit gesprochen. Die Konsumenten ärgern sich aber häufig über zu viel Verpackung. Es muss nicht jedes einzelne Schokostück verpackt werden. Wird sich das ändern?

Harald Bleier: Auch hier gibt es viele Überlegungen. Die Verpackung selbst muss ja die Hygienevorschriften erfüllen und das führt auch zu dieser Verpackungswut. Aber wir haben Projekte, wo wir nachhaltige Verpackungen verwenden. Das heißt, man greift auf nachwachsende Rohstoffe zurück und man überlegt sich, wie lange muss eine Verpackung überhaupt halten. Hier gibt es tolle Überlegungen, wie man Verpackungen schafft, die innerhalb eines Jahres wieder in den Naturkreislauf zurückgegeben werden können.

noe.ORF.at: Also etwa Plastik aus Maisstärke?

Harald Bleier: Ja, zum Beispiel. Daraus kann man auch verrotbare Absperrbänder machen, die ja häufig in der Natur draußen liegen bleiben.

noe.ORF.at: Die Konsumenten werden auch immer älter, verändert sich daher auch die Verpackung?

Andreas Kornherr: Gerade auf die älteren Personen Rücksicht zu nehmen ist ein wichtiges Projekt bei uns. Etwa, wie öffnet eine ältere Person eine Verpackung. Ältere Menschen öffnen eine Verpackung komplett anders als jüngere Personen. Wir haben uns damit beschäftigt das zu simulieren und Verpackungslösungen speziell für ältere Menschen zu entwickeln.

noe.ORF.at: Das heißt, es wird unterschiedliche Verpackungssysteme für junge und alte Menschen geben?

Andreas Kornherr: Nein, aber es wir jede Verpackung untersucht, ob sie auch für den älteren Konsumenten tragbar ist, beispielsweise was das Öffnen betrifft.

Harald Bleier: Insbesondere das Öffnen ist ein wichtiger Punkt aber auch das Wiedererkennen, Gefahrguthinweise etc. Heute ist man gewohnt, dass das alles auf Etiketten ganz klein zum Lesen darauf steht. Moderne Verpackungen werden keine Etiketten mehr haben. Es wird eine Sensorik geben, die anzeigt, ist der Inhalt noch gut oder ist er bereits verdorben. Glitzerpunkte mit Farbveränderungen oder andere Symbole werden dann aufleuchten. Damit wird es sehr einfach mit Verpackung umzugehen. Verpackungen werden intelligent sein und mir Informationen über den Zustand den Inhalts liefern und in ferner Zukunft meldet die Verpackung automatisch an den Kühlschrank: Du musst mich nachkaufen.

noe.ORF.at: Durch die Farbpunkte wird das Ablaufdatum fast überflüssig, Wird es künftig weniger Beschriftungen auf den Verpackungen geben.

Andreas Kornherr: Naja, intelligente Verpackung ist eher im Sinne von Ressourcenschonend und funktional zu sehen. Ob es in Zukunft weniger Beschriftung geben wird oder man die Verpackung noch mehr mit speziellen Codes ausstattetet, die man beispielsweise über Smartphones auslesen kann, darauf hat die Verpackungsindustrie weniger Einfluss. Das liegt bei der Lebensmittelindustrie.

noe.ORF.at: Wann wird die Zukunft der Verpackung beginnen?

Harald Bleier: Die großen Lebensmittelketten haben schon Verpackungsmaterialien, beispielsweise Tragetaschen, aus nachwachsenden Rohstoffen. Auch das Gemüse hält in der Verpackungen länger. Wir haben das alles schon, allerdings in einer sehr kleinen Menge. 250 Millionen Tonnen an Kunststoff werden jährlich weltweit erzeugt, das ist eine unglaublich große Menge. Etwa 30 Prozent davon sind Verpackungen und wir haben heute weltweit nur wenige Hunderttausend Tonnen Kunststoff, die aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugt werden. Die Entwicklung hat erst vor zehn Jahren begonnen und es steht uns hier eine tolle Zukunft bevor. In den nächsten 20 Jahren haben wir noch viel im Bereich Forschung und Entwicklung zu tun. Damit wir die Eigenschaften die wir brauchen auch aus den Materialien bekommen.

Andreas Kornherr: Es gibt Märkte, da werden intelligente Verpackungen bereits häufiger eingesetzt. Die Japaner sind hier Vorreiter, die haben auch weniger Bedenken als wir. Wir in der Europäischen Union versuchen aus guten Gründen Verpackungen die das Lebensmittel beeinflussen zu vermeiden und es gibt hier klare Richtlinien. Es gibt aber bereits intelligente Verpackungen auf dem Markt. Im Prinzip hat die Zukunft bereits begonnen, in den nächsten Jahren kommt sicherlich noch einiges Interessantes auf uns zu.

Das Gespräch führte Ursula Hofmeister, noe.ORF.at.