Diözese gegen homosexuellen Pfarrgemeinderat

Nach den Pfarrgemeinderatswahlen herrscht Aufregung in Stützenhofen (Bezirk Mistelbach): Ein homosexueller Mann, der in einer eingetragenen Partnerschaft lebt, erhielt 90 Prozent der Stimmen. Pfarrer und Diözese wollen das nicht hinnehmen.

Bei einem Lokalaugenschein in Stützenhofen zeigt man sich am Dienstag kampfbereit, man will zu dem homosexuellen Pfarrgemeinderatsmitglied halten. Muss er gehen, wird es einen Aufstand geben, sagen hier viele.

Bevölkerung: „Jahrhunderte zurückversetzt“

„Ich muss sagen, ich komme mir ein paar Jahrhunderte zurückversetzt vor“, sagt etwa Georg Hugl. „Das Traurigste an der Geschichte ist für mich, wenn er seine Homosexualität im stillen Kämmerlein ausüben würde, hätte keiner was dagegen, aber, weil er ehrlich ist und zu seiner Neigung steht, kriegt er Schwierigkeiten“, sagt Barbara Hugl aus Stützenhofen. Viele sagen, so wie Waltraud Hubiny, dass es sie nicht stört, dass der Mann homosexuell ist.

Florian Stangl

ORF

„Pfarrer hat mich gebeten, nicht mehr zur Kommunion zu gehen“, sagt Florian Stangl.

Das geht dem örtlichen Pfarrer zu weit, berichten „NÖN“ und „Bezirksblätter“. Und auch die zuständige Erzdiözese Wien hat sehr wohl ein Problem.

Der Betroffene fühlt sich diskriminiert, wie er gegenüber dem ORF bestätigt. „Der Pfarrer hat mich gebeten, nicht mehr zur Kommunion zu gehen. Er hat gemeint, dass er sie mir nicht verwehren kann, aber er hat mich gebeten“, sagt Florian Stangl. Das finde er fast noch schlimmer, weil es wie ein Ausschluss aus der Kirche sei.

In Zeiten wie diesen müsse man froh sein, wenn man überhaupt Leute findet, die sich für die Kirche engagieren, sagt der Leiter der Pfarrgemeinderatswahlen im Ort, Franz Schuster. Die Diözese kündigte an, die Wahl prüfen zu wollen, auch wegen möglicher Fristverletzungen, wie es heißt. Dazu hat der Wahlleiter eine klare Antwort: „Ich hoffe, die Wahlen finden überall so korrekt statt.“

Diözese: „Weicht von katholischer Glaubenslehre ab“

Oberste Wahlbehörde ist in diesem Fall Kardinal Christoph Schönborn, der noch bis Freitag in einer Bischofskonferenz verweilt. Die Diözesanleitung geht inzwischen davon aus, dass ein Leben in einer eingetragenen homosexuellen Partnerschaft so deutlich von der katholischen Glaubenslehre abweiche, dass es einem Eintritt in den Pfarrgemeinderat entgegen stehe, heißt es in einer Stellungnahme der zuständigen Erzdiözese Wien.

Außerdem werden auch noch Regelwidrigkeiten bei der Pfarrgemeinderatswahl in Stützenhofen vermutet. So zum Beispiel die Tatsache, dass am Sonntag genauso viele Kandidaten wie Mandate zur Wahl gestanden sind und dadurch keine Auswahlmöglichkeit bestanden haben soll.

Weiters soll der örtliche Pfarrer laut Diözese behaupten, der homosexuelle Mann hätte in einem Gespräch mit ihm, am Vorabend der Wahl, seine Kandidatur zurückgelegt und dadurch nicht gewählt werden dürfen. „Stimmt nicht“, sagt der Betroffene dazu im Gespräch mit dem ORF NÖ. Er wolle sein Mandat nach Möglichkeit ausüben.