Tempo 20 soll Autos von Stadt fernhalten

Nur noch mit 20 km/h dürfen die Autofahrer in Leobersdorf (Bez. Baden) im Ortszentrum unterwegs sein - und das seit mittlerweile fast drei Jahren. Anfangs gab es große Proteste der Autofahrer und der Geschäftsleute, doch jetzt scheint das Konzept aufzugehen.

Mit der Entschleunigung des Verkehrs wurde das Zentrum kräftig umgebaut. Fußgänger und Radfahrer sollten gleichberechtigte Partner im Straßenverkehr sein. Es gibt keinen Gehsteig mehr, Fahrbahn und Fußgängerfläche sind nur noch durch Lichtdioden optisch getrennt. Laut der Architektin Ulrike Hausdorf sollte alles eine einheitliche Fläche sein, und diese sollte gemeinschaftlich benutzt werden.

Verkehrsberuhigte Zone

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In Leobersdorf gibt es keine Gehsteige mehr

Lebende Verkehrsstraße

„Was wir vorher hatten, war eine Straße mit Gehsteig, wo die Leute mit bis zu 70 km/h durchgefahren sind und keiner mehr irgendwie stehen geblieben ist, es war eine Durchzugsstraße. Wir haben versucht, eine lebende Verkehrsstraße zu machen, wo die Leute Auto fahren, Rad fahren, aber auch zu Fuß gehen können“, sagt Gemeinderat Harald Sorger.

Die Leobersdorferin Christine Vanek ist begeistert: „Man fühlt sich irgendwie sicher beim Gehen gegen früher.“ Günter Doleschal stört etwa, „dass alles eine einheitliche Fläche ist und dass die Parkplätze nicht mehr klar gekennzeichnet sind“.

Pionierarbeit in Niederösterreich

Von einem Geschäftssterben kann übrigens nicht die Rede sein. Sogar zehn neue Geschäfte entstanden. Den Autofahrern wird zudem eine Tiefgarage in unmittelbarer Nähe angeboten. Die Neugestaltung ist so etwas wie eine Pionierarbeit in Niederösterreich, und sie hat sich offensichtlich für viele gelohnt.

Noch nicht so weit ist man im nur wenige Kilometer entfernten Bad Vöslau. Hier wurde der Bereich zwischen Schlossplatz und Badplatz jetzt erst einmal auf 30 km/h heruntergebremst. „Es ist alles verlangsamt worden im Zentrum, und wir hoffen, dass viele Autofahrer das Zentrum meiden“, sagt etwa Anita Tretthahn aus Bad Vöslau. Christian Fellner ist eher skeptisch: „Ich kenne niemanden, der einen 30er fährt. Die Polizei könnte hier viel Geld machen.“

Bad Vöslau

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Derzeit donnert der Verkehr noch durch Bad Vöslau, doch die Plätze sollen wieder erkennbar werden

Plätze sollen wiedererkennbar sein

Ziel ist es, vor allem die Plätze in Bad Vöslau wieder schöner zu gestalten. „Die Plätze, die für uns Vöslauer und auch für die Gäste sehr dominant sind, sollen wieder als Plätze spürbar und erkennbar sein. Derzeit geht die Straße quer durch Vöslau durch, und unser Ziel wäre es, die Plätze wieder zusammenzuführen“, sagt Christoph Prinz, der Bürgermeister von Bad Vöslau.

Beide Orte haben Umfahrungen - das war sozusagen die Grundvoraussetzung. Dass dann vieles in der Straßen- und Verkehrsplanung möglich ist, zeigt das Beispiel Leobersdorf deutlich. Investiert hat die Stadtgemeinde in den Umbau übrigens 3, 5 Millionen Euro.

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