Die Jahrhundertflut: Retter in Lebensgefahr

10.800 Menschen wurden beim Hochwasser 2002 aus ihren Häusern geborgen. Es kam jedoch auch vor, dass die Retter selbst in Lebensgefahr gerieten wie in Niederschrems (Bezirk Gmünd), wo zwei Feuerwehrleute auf einem Wehr von den Wassermassen eingeschlossen waren.

Es war am 14. August 2002 in Niederschrems nahe Gmünd: Die Braunau hatte sich in einen reißenden Fluss verwandelt. An einem Wehr hatten sich starke Verklausungen gebildet, mehrere Bäume waren stecken geblieben, das Wasser staute sich immer höher auf. Die Feuerwehr musste eingreifen, um noch weitere Überflutungen zu verhindern, denn Teile des kleinen Ortes standen bereits unter Wasser.

Die Strömung zog die Zille unter das Wehr

Rudolf Hobbiger und ein Kamerad von der Freiwilligen Feuerwehr Niederschrems wurden damals zum Einsatz gerufen. Mit einer Zille versuchten die beiden zu dem Wehr zu gelangen, was sich aber als ein lebensgefährliches Unterfangen herausstellte, die Zille wurde in den Sog des Wehrs gezogen.

Die Männer konnten sich nur mehr mit einem Sprung auf das Wehr retten, wobei Rudolf Hobbiger seinen Kameraden gerade noch aus dem Wasser ziehen konnte. „Wir saßen nun beide fest, es gab kein Vor und kein Zurück mehr. Wir waren von den Wassermassen eingeschlossen“, schildert Rudolf Hobbiger.

Der Rettungseinsatz

ORF

Rudolf Hobbiger konnte seinen Kameraden auf das Wehr retten, doch dann saßen beide fest.

Es wurde dunkel, und Hilfe immer schwieriger

Rudolf Hobbiger musste seinen Kollegen beruhigen, denn der Mann hatte einen Schock erlitten. Hilfe zu holen war schwierig, und das tosende Wasser machte eine Verständigung mit den Einsatzkräften am Ufer unmöglich. Die beiden Männer konnten mit dem Hubschrauber nicht geborgen werden, denn es war dazu bereits zu dunkel.

Zwei Feuerwehrkameraden meldeten sich zu einem gefährlichen Einsatz: Johannes Schindl und Gerald Redl von der Freiwilligen Feuerwehr Hoheneich ließen ihr Motorboot zu Wasser und kämpften sich durch die Strömung zu dem Wehr.

Der Rettungseinsatz

ORF

Gerald Redl und Johannes Schindl entschlossen sich zur Rettungsaktion.

„Wir dachten nicht an die Gefahr“

„Das war nicht nur wegen des reißenden Flusses schwierig, sondern auch, weil wir Baumstämmen, Holzstücken, Gerümpel und sogar einer Gartenhütte ausweichen mussten, die von der Flut mitgerissen worden war“, erzählt Johannes Schindl.

Gerald Redl schildert die dramatischen Minuten: „Wir dachten dabei nicht an die Gefahr, wir haben gehandelt. Dafür blieb uns nicht viel Zeit, denn das Wasser stieg weiter. Wir haben es aber schließlich geschafft und beide heil ins Boot bekommen.“ Ihr Mut rettete den beide Feuerwehrkameraden das Leben.

Der Rettungseinsatz

ORF

Heute können die drei Männer wieder lachen.

Mehr als 10.000 Menschen wurden geborgen

Mehr als 10.000 Rettungsaktionen führten die Freiwilligen Feuerwehren während des Jahrhunderthochwassers durch. Auch das Bundesheer war von Anfang an im Einsatz, nach der ersten Alarmierung am 7. August 2002 ging es Schlag auf Schlag.

Man hatte genügend Soldaten zur Verfügung und die Einsatzbereitschaft sei groß gewesen, sagt Bruno Deutschbauer, der stellvertretende Militärkommandant: „Es meldeten sich Soldaten von vielen Einheiten aus ganz Österreich, bis zu 6.500 Soldatinnen und Soldaten waren schließlich im Einsatz.“

Link: