Hochwasserprognosen werden immer genauer

Um rechtzeitig Schutz-, Hilfs- oder Evakuierungsmaßnahmen vor einem drohenden Hochwasser setzen zu können, werden die Hochwasser-Prognosen an den Flüssen immer wichtiger. In den letzten Jahren haben sich in Niederösterreich die Möglichkeiten weiterentwickelt.

Hydrologische Nachrichtenzentrale in St. Pölten

ORF

Das Hydrologische Headquarter im Haus 13 im Regierungsviertel in St. Pölten.

Im Haus 13 in der Neuen Herrengasse in der Landeshauptstadt St. Pölten hat die Hydrologische Nachrichtenzentrale des Landes Niederösterreich ihren Sitz. Alle Daten aus dem landesweiten Messstellennetz werden hier gesammelt: Wasserstände, Durchflussgeschwindigkeiten und Niederschlagsmengen werden ausgewertet und interpretiert. Pausen gibt es keine, 24 Stunden am Tag langen hier die Meldungen und Messwerte ein, damit das Team im Notfall rechtzeitig die entsprechenden Stellen laut Katastropheneinsatzplan informieren kann.

Eine 48-Stunden-Prognose ist heute schon möglich

Gefährliche Hochwassersituationen kann man 2012 im Vergleich zu 2002 viel genauer und vor allem viel früher vorhersagen, erläutert Christian Labut, der Leiter der Abteilung Hydrologie beim Land Niederösterreich.

Christian Labut

ORF

Christian Labut: „In den letzten zehn Jahren hat sich sehr viel getan“

„2002 hatten wir Hochwasserprognosen ausschließlich für die Donau, vier Prognosestellen und das auch nur für die kommenden sechs Stunden. Der derzeitige Stand: 21 niederösterreichische Gewässer sind durch Prognosen abgedeckt, es gibt 49 Prognosestellen und die Prognosen für eine Frist von bis zu 48 Stunden“, so Labut.

Alle fünf Minuten wird gemessen

Noch bis in die 1960er Jahre wurden die Pegelstände an Flüssen von Menschen einmal täglich abgelesen, heute machen das elektronische Messsysteme, erklärt Bianca Kahl von der Abteilung Hydrologie: „Wenn man früher gehört hat, dass es ein Hochwasser gibt, dann hat man angerufen und jemanden ersucht, dass er oder sie zur Pegellatte geht und nachschaut, wie hoch der Wasserstand ist. Heute funktioniert das automatisch, alle fünf Minuten werden die Daten nach Sankt Pölten übertragen. Wir wissen dadurch sofort, wie hoch das Wasser ist, und durch die Messungen der Fließgeschwindigkeit können wir auch die Wassermenge berechnen.“

Bianca Kahl, Abteilung Hydrolgie/Land NÖ

ORF

Bianca Kahl: „Aktuelle Messdaten sind Grundlagen für Prognosen“

930 Messstationen liefern ständig wichtige Daten

Das Hydrografische Messstellennetz umfasst in Niederösterreich etwa 930 Stationen, nicht nur der Wasserstand wird ständig gemessen, sondern auch Daten über die Fließgeschwindigkeit und die Wassermenge werden erhoben. Diese Zahlen liefern wichtige Grundlagen für Prognosen, sagt Christian Labut.

Messsonde

ORF

Messsonde im Kamp

„Das Messnetz ist mit Sicherheit ausreichend, wir haben es in den letzten Jahren technisch optimiert. Wichtig ist, dass es zeitlich möglichst lange betrieben wird. Man fängt nichts damit an, wenn man eine Station ein oder zwei Jahre betreibt, das ist zu kurz, um Aussagen treffen zu können. Es ist viel besser, wenn man sich auf wesentliche Stationen beschränkt und diese über einen langen Zeitraum betreibt. Unsere ältesten Stationen sind schon mehr als einhundert Jahre alt“, fasst Laber zusammen.

Internationale Zusammenarbeit funktioniert optimal

Nach dem Jahrhundert-Hochwasser 2002 sah man auch, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit ist: „Wir sind technisch mit unseren Kollegen in den anderen Bundesländern vernetzt, aber auch mit Bayern und der Tschechischen Republik. Daten, die dort erfasst werden, fließen in unsere Systeme ein, denn ansonsten wäre eine 48-stündige Prognose gar nicht möglich. Die Kommunikation mit Bayern und der Tschechischen Republik funktioniert ausgezeichnet, für uns ist das so, als wäre es ein anderes Bundesland“, sagt Christian Labut, Leiter der Abteilung Hydrologie beim Land Niederösterreich.

Die aktuellen Messdaten über die Pegelstände der wichtigsten niederösterreichischen Messstationen werden auf der Website des Landes veröffentlicht sowie auf Seite 618 im ORF-Teletext.

Links: