Große Rock-Posen am FM4 Frequency

Am Freitag verlief das FM4 Frequency - im Gegensatz zum Konzertabbruch am Donnerstag - ohne böse Überraschungen, dafür mit großen Rockstar-Posen. Bands wie The Subways, Hives, Bush und Beatsteaks brachten die Fans zum Kochen.

Mit hochsommerlichen Temperaturen und zahlreichen Top-Acts wurde am Freitag das viertägige FM4 Frequency-Festival 2012 in St. Pölten fortgesetzt. Bush legten einen famosen Gig hin. Die zuvor aufgetretenen Bands verstanden ebenfalls zu beeindrucken. Als Anheizer vom Dienst hatte am Nachmittag der deutsche Rap-Haudegen Casper fungiert. Am späteren Abend standen dann noch Acts wie die Beatsteaks, Mia., Patrice und Korn am Plan.

Das Konzert von Bush war buchstäblich zum Niederknien. Frontman Gavin Rossdale - hektischer, in Strömen schwitzender Zappelphilipp wie eh und je - machte sich mehr als einmal auf dem Bodenbühnen breit und schließlich auch im Publikum. Der Sänger und Gitarrist hatte seine Freude mit den Besuchern, die Fans mit ihm.

Bei Headlinern prallten Welten aufeinander

Auch The Subways landeten mit Leichtigkeit auf einem Festival-Stockerlplatz. Das britische Indie-Rock-Trio demonstrierte, wie man ganz unaufgeregt aufregende Rockmusik macht und Massen mobilisiert. Bei Temperaturen, die eher zu einem Sprung in die kühlende Traisen animieren, war der Raum vor der Space Stage gefüllt wie sonst nur spätabends.

Bei den Headlinern sind am Freitagabend schließlich musikalische Welten aufeinander geprallt: Nach dem unterhaltsamen Punk der Berliner Beatsteaks standen die Nu-Metal-Ikonen Korn als düstere Headliner auf der Bühne - mehr dazu in Loud Little Voices (fm4.ORF.at). Für den abschließenden Festivaltag haben sich u.a. The Cure, The XX, Bloc Party und Hot Chip angekündigt.

Placebo: „Wir werden es wieder gutmachen“

Auch das abrupte Ende des Placebo-Konzerts am Donnerstag hat die Stimmung offenbar nicht getrübt: Bis auf ein E-Mail und zwei Anrufe habe es keine Beschwerden gegeben, berichtete Veranstalter Harry Jenner der APA. Angesichts der erwarteten Gesamtbesucherzahl von 160.000 sprach er von einem „durchaus guten Erfolg“.

Nach gerade einmal einer Nummer hatte die britische Glamrock-Band Placebo am Donnerstag ihren Auftritt abgebrochen - mehr dazu in Virus setzt Placebo-Sänger außer Gefecht. Sänger Brian Molko sei an einem Virus erkrankt, habe sich schon den ganzen Tag schlecht und schließlich unfähig gefühlt, weiterzumachen, so das Management in einem schriftlichen Statement.

Brian Molko, Placebo-Sänger

APA / Herbert Oczeret

Placebo spielte nur einen Song

Er befinde sich aber nicht in einem Krankenhaus, sondern sei mit seinen Musikerkollegen zum Open Air Gampel in der Schweiz weitergereist, wo für Freitag ein Auftritt geplant ist, so Jenner. Auf der offiziellen Website hieß es, dass Molko seit mehreren Tagen krank sei, man aber gehofft habe, dass er auftreten kann. „Wir wollen uns bei jedem entschuldigen, der vergangene Nacht die Show besucht hat, und bei den Fans, die wir enttäuscht haben. Wir werden es wieder gutmachen“, so die Band.

Rotes Kreuz meldet „Durchfall-Problematik“

Auch mehrere Frequency-Fans kämpften mit gesundheitlichen Problemen: Es gebe eine „Durchfall-Problematik“, die man aber weniger auf ein Virus zurückführen könne, erklärte das Rote Kreuz im Gespräch mit der APA. Ursache sei vielmehr ein „Gemisch aus konsumierten Getränken und möglicherweise hygienischen Problemen“. Da der Placebo-Sänger nicht die Hilfe des Roten Kreuzes in Anspruch genommen habe, wisse man nichts über dessen Erkrankung und könne keinen Zusammenhang feststellen.

Falls verärgerte Fans wegen des Kurzauftritts Geld zurückverlangen, werde man jedenfalls eine Lösung finden, betonte Jenner. „Wir haben noch immer jedes Problem gelöst.“ Er habe die Erfahrung gemacht, dass der Großteil der Besucher wegen des Frequency und nicht wegen einer einzigen Band da ist. Das zeige sich auch im Kartenverkauf, so Jenner: Der Anteil von Pässen für das gesamte Festival liege bei über 90 Prozent.

Durch den erstmals vorgezogenen Start mit einem „Welcome Day“ habe man die Besucher, die immer öfter schon Tage vor Beginn anreisen, früher auf das Campinggelände gebracht, zog der Veranstalter eine zufriedenstellende erste Bilanz. „Wir überlegen, Fans, die zu früh in St. Pölten eintreffen, künftig gegen ein zusätzliches Entgelt am Zeltplatz aufzunehmen.“

70 Besucher bilden „Naked Heart“

Abseits des Festivalgeschehens auf der Bühne und am Campingplatz stellten sich am Freitag auch wieder rund 70 Besucher für das Kunstprojekt „Naked Heart“ zur Verfügung. Für den Fotografen Gerrit Starczewski posierten sie nackt vor der Bühne, unter anderem Herzform.

„Auf einem Festival inszeniert sich jeder. Jeder ist hip und schrill, jeder will toller als der andere sein. Und im Endeffekt will er nur akzeptiert werden. Da denke ich mir: Sei doch einfach so, wie du bist. Du willst individuell sein, dann sei doch nackt“, sagt der Künstler über die Aktion.

Gewidmet war die Performance auch der regimekritischen russsischen Frauenband Pussy Riot, die heute zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde - mehr dazu in Zwei Jahre Haft für Pussy Riot.

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FM4 Frequency