Aus für Lifte in St. Corona/Wechsel

Das Land stellt den Liftbetrieb im traditionellen Wintersportort St. Corona am Wechsel nach der kommenden Wintersaison ein. Der Betrieb sei wirtschaftlich nicht mehr tragbar, heißt es. Die Betriebe in der Region sind fassungslos.

Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav (ÖVP) spricht in einer Aussendung von einer Neuausrichtung der Tourismusregion St. Corona am Wechsel (Bezirk Neunkirchen). Im letzten Satz der Aussendung wird erwähnt, dass der Skibetrieb mit Ende der Wintersaison 2012/2013 eingestellt wird. Man reagiere damit rechtzeitig auf die Veränderungen im Wintertourismus.

Gleichzeitig werden fünf Millionen Euro in eine neue Sommerrodelbahn, in eine Aussichtswarte und in einen „Familienerlebnisweg“ investiert. Auf dem Kampstein sollen bestehende Hütten und Gasthöfe dadurch verbunden werden. Auch das „Kindersportland“ wird erweitert und soll ein „Winter-Eldorado“ für Kinder werden.

Mit diesen Maßnahmen sollen Familien das ganze Jahr über angesprochen werden. Es habe unterschiedliche Pläne für St. Corona gegeben, heißt es aus dem Büro von Bohuslav. Letztendlich hätten Experten mit diesem Konzept das größte Potenzial für die Region gesehen.

Skifahrer in Sankt Corona

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Schwerer Schlag für St. Corona

Für die traditionsreiche Wintersportgemeinde St. Corona ist die Entscheidung ein schwerer Schlag, so ÖVP-Bürgermeister Josef Pichlbauer. Viele Betriebe seien vom Wintertourismus abhängig und müssten jetzt umdenken. Am Donnerstag vergangener Woche wurden der Gemeinderat und die Wirtschaftstreibenden des Orts von der Wirtschaftsagentur des Landes, ecoplus, über die Entscheidung informiert.

Liftbetrieb seit 1965

Der erste Lift in St. Corona wurde 1965 in Betrieb genommen. Die letzten Investitionen passierten in den späten 1990er Jahren, als ein Vierersessellift und Beschneiungsanlagen gebaut wurden.

Pichlbauer will niemandem einen Vorwurf machen und auch keine Schuldigen suchen. Er sagte gegenüber noe.ORF.at, dass man große Hoffnungen in die Übernahme der Lifte durch das Land im Vorjahr gesetzt habe. Es wären Investitionen in der Höhe von etwa elf Millionen Euro in die Lifte und Beschneiungsanlagen notwendig gewesen.

Dieses Geld wurde vom Land auch zugesagt, sagte Pichlbauer, allerdings unter der Bedingung, dass man kostendeckend wirtschafte. Der Liftbetrieb in St. Corona machte aber in den vergangenen Jahren pro Jahr einen Verlust von 80.000 bis 90.000 Euro. Daher sei nicht investiert worden und das Aus gekommen, so Pichlbauer weiter. Beim Land bestätigt man das nicht.

„Einbußen durch Alternativkonzepte abdecken“

Pichlbauer spricht auch die Rückgänge im Wintersport an. Experten hätten daher immer wieder gefragt, ob es sinnvoll sei, auf einen rückläufigen Trend zu setzen. Unter anderem musste im Frühjahr das Hochkar wegen dieser Einbußen Konkurs anmelden – mehr dazu in Skigebiet Hochkar ist pleite. Es wurde dann vom Land gemeinsam mit der Schröcksnadel-Gruppe übernommen – mehr dazu in Land bekommt Zuschlag für Hochkar. In St. Corona passierte genau das Gegenteil.

Lift in Sankt Corona

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Das Land setzt offenbar auf das benachbarte Skigebiet in Mönichkirchen, wo die Liftanlagen erst vor ein paar Jahren erneuert wurden. „Verständlicherweise hat man Angst vor Kannibalismus. Die Gäste werden nicht mehr kommen, wenn es zwei Skigebiete nebeneinander gibt“, so Pichlbauer. Er will den Kopf aber nicht in den Sand stecken. „Das sind Fakten, die man zur Kenntnis nehmen muss. Wir sind gefordert, die Einbußen durch Alternativkonzepte abzudecken.“

Während in Niederösterreich das Land immer öfter als Partner bei Liftbetreibern im Gespräch ist, trennt sich das Land Stiermark von seinen Beteiligungen, mehr dazu in Androsch kauft Loser-Landesanteile.

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