Jägerstätter-Stück beim Theatersommer Haag

Das Wiener Theater in der Josefstadt und der Theatersommer Haag bringen 2013 die Uraufführung eines Stücks von Felix Mitterer über den 2007 seliggesprochenen NS-Wehrdienstverweigerer Franz Jägerstätter auf die Bühne.

Franz Jägerstätter

APA/Repro/Rubra

Franz Jägerstätter (1907-1943)

Der Autor will dem Publikum vor Augen führen, „dass man auch einmal Nein sagen muss“, erklärte er in einer Pressekonferenz am Freitag. Haag-Intendant Gregor Bloeb schlüpft in die Rolle des erst spät gewürdigten Innviertler Märtyrers, Gerti Drassl in jene seiner Frau.

22 Vorstellungen in Stadt Haag

„Jägerstätter“ feiert am 20. Juni 2013 Uraufführung in der Josefstadt, von 3. Juli bis 9. August - dem 70. Todestag - werden 22 Vorstellungen in Stadt Haag gespielt. Die Proben beginnen Ende April 2013. Regie führt Stephanie Mohr, die mit Mitterer bereits für dessen Musiktheater-Stück „Die Weberischen“ zusammengearbeitet und dafür den Spezialpreis des „Nestroy“ erhalten hat.

Das Land Niederösterreich unterstütze diese Theaterproduktion, „weil natürlich die Realisierung dieses Stücks sehr konsequent in unsere kulturpolitische Linie hineinpasst. Wir versuchen seit nunmehr fast 20 Jahren, das Kulturland Niederösterreich entsprechend zu positionieren“, sagte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) am Freitag.

Stück stützt sich auf Briefwechsel aus der Todeszelle

Der Autor stützte sich beim Schreiben vor allem auf die Arbeiten von Jägerstätter-Biografin Erna Putz, die unter anderem den Briefwechsel zwischen Franz in der Todeszelle und seiner Frau Franziska, die zu Hause mit ihren drei Kindern um das Leben ihres Mannes bangte, herausgegeben hat. Er habe aber auch die 99-jährige Witwe und ihre Töchter besucht, so Mitterer. Bloeb freute sich darüber, dass die hochbetagte Dame ein Foto von ihm auf einem Motorrad zu Hause gehabt habe - denn ihr Franz war in den 1940ern einer der ersten motorisierten Zweiradfahrer im kleinen St. Radegund.

Franz Jägerstätter mit seinem Motorrad

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Der von den Nationalsozialisten hingerichtete Wehrdienstverweigerer Franz Jägerstätter auf einem undatierten Archivbild.

„Eigentlich müsste Franziska auch seliggesprochen werden“, findet Bloeb. Das ganze Dorf habe Jägerstätter damals zugeredet, nachzugeben, so Mitterer. „Und als er fast zusammenbrach, sagte sie, dass sie hinter ihm steht.“ Den Autor beeindruckte besonders, dass sowohl Franz als auch Franziska lebensfrohe Menschen waren bzw. sind. Umso größer erscheine das Opfer, das sie gebracht haben.

Bloeb: „Man muss auch einmal Nein sagen“

Als sinnlosen Tod empfindet Mitterer Jägerstätters Martyrium nicht: Bereits in den 1960er Jahren sei in Amerika ein Buch über ihn erschienen und habe ihn zur Ikone der Friedensbewegung gemacht - lange bevor man sich in Österreich traute, über das Thema zu sprechen.

Franziska Jägerstätter, Landeshauptmann Josef Pühringer und die Bischöfe Ludwig Schwarz und Manfred Scheuer.

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Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (l.) überreicht 2007 das Goldene Verdienstzeichen des Landes an Franziska Jägerstätter (M.); rechts der Linzer Bischof Ludwig Schwarz.

Die Geschichte des Innviertlers lehre, „dass man auch einmal Nein sagen muss". Nachsatz: „Es muss einen ja nicht gleich den Kopf kosten.“ Die Annäherung der Kirche an die Geschichte Jägerstätters war anfangs zaghaft. Dennoch: „Sein Fall war maßgeblich dafür, dass im Zweiten Vatikanischen Konzil die Obrigkeitshörigkeit abgeschafft wurde“, betonte Bloeb.

Franz Jägerstätter wurde 2007 seliggesprochen

Franz Jägerstätter war Bauer und Mesner in St. Radegund (Bezirk Braunau) in Oberösterreich. In der NS-Zeit hatte er sich aus religiösen Gründen geweigert, mit der Waffe für Adolf Hitler in den Krieg zu ziehen und wurde von den Nazis hingerichtet.

Seligsprechung Jägerstätters im LInzer Dom

APA/Hermann Wakolbinger

Franz Jägerstätters Witwe Franziska bei der Übergabe der Reliquie ihres Mannes an den Linzer Bischof Ludwig Schwarz am 26. Oktzober 2007 bei der Seligsprechung Franz Jägerstätters in Linz.

Am 26. Oktober 2007, dem österreichischen Nationalfeiertag, wurde er im Linzer Mariendom seliggesprochen. Seine Witwe Franziska, die sich stets um das Andenken ihres Mannes bemüht hatte, erhielt für ihr Engagement mehrere Auszeichnungen.

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