„Wäre bereit, ins Gefängnis zu gehen“

Im Konflikt des Schuhunternehmers Heini Staudinger mit der FMA droht die Behörde mit Beugestrafen. Staudinger will das Parlament einschalten und wäre bereit, ins Gefängnis zu gehen. Seine Unterstützer werden immer mehr.

400 Menschen aus ganz Österreich kamen an einem Mittwochabend nach Schrems ins Waldviertel zu einer Podiumsdiskussion, darunter viele Öko-Unternehmer und Vertreter von Solarinitiativen, Biolebensmittelerzeugern und NGOs, die ebenfalls Verfahren bei der FMA laufen haben, weil sie Geld bei Privaten einsammeln. Die Diskussion wurde live im Internet übertragen. Eine Online-Petition für Staudinger haben fast 9.000 Menschen unterzeichnet.

„Das muss eine breite Bürgerbewegung werden“

Heini Staudinger steht mittlerweile an der Spitze einer Bewegung, die von den Banken die Nase voll und das Ziel hat, mit Beteiligungsmodellen legal und regional ohne Banken wirtschaften zu können. Das erste Ziel ist eine Gesetzesnovelle, sagte Alfred Klepatsch von Helios Sonnenstrom: „Wir wollen gemeinsam neue Wege finden. Da brauchen wir viele Leute, das muss eine breite Bürgerbewegung werden.“

Heini Staudinger

APA/Hans Klaus Techt

„Der Heini ist eine Art Robin Hood des 21. Jahrhunderts. Es braucht immer Menschen, die vorangehen und wir werden bis zur bitteren Neige mitgehen“, sagte Hans Kronberger, Präsident des Verbandes Photovoltaik Austria. Staudinger will das Parlament mobilisieren. Für die parlamentarische Bürgerinitiative braucht es 500 Unterschriften, die fast alle an diesem Abend zusammenkamen. Auch die Politik unterstützt ihn mittlerweile, erklärte der Unternehmer im Interview mit noe.ORF.at.

noe.ORF.at: Aus dem Streit zwischen der FMA und Gea ist mittlerweile fast eine Bewegung geworden. Wer sind die Unterstützer?

Staudinger: „Ich habe die Übersicht verloren. Wir selbst sind von Solidaritätsbekundungen überschwemmt. Jetzt springt zunehmend die Politik auf, und zwar von allen Parteien. Ich habe gehört, dass innerhalb der ÖVP Druck gemacht wird, dass sich der Wirtschaftsbund outen und zu uns stehen soll. Aus der nö. Landesregierung gibt es Solidaritätsbekundungen. Ich habe nächste Woche einen Termin mit Wirtschaftskammerpräsident Leitl. Natürlich sind wir gesprächsbereit. Es geht darum, dass wir als Bürger das Recht haben müssen, was wir mit unserem Geld tun.“

noe.ORF.at: Was ist das Ziel dieser Bewegung im Idealfall?

Staudinger: „Wir haben eine parlamentarische Bürgerinitiative, die klarstellen soll, ob wir eine Bank sind. Die FMA behauptet ja, wir sind eine Bank. Wir sagen, das ist absurd, wir machen Schuhe und Matratzen. Das Geld, das die Leute uns borgen, ist ausschließlich für die Entwicklung unserer Firma, während die Bank Geld annimmt und es an Kreditnehmer weitergibt, um dabei einen Gewinn zu machen.“

noe.ORF.at: Diese Auseinandersetzung ist ihrerseits von Ironie und Sarkasmus gekennzeichnet. Macht das Freude?

Staudinger: „Die FMA bemüht sich, dem Auftrag des Gesetzgebers gerecht zu werden, in dem Ausmaß, wie sie es interpretiert. Wir glauben, die FMA interpretiert das falsch. Unser Ansprechpartner ist der Gesetzgeber, das Parlament und die Wirtschaftskammer und das Wirtschaftsministerium. Es geht um eine gedeihliche Entwicklung unserer Gesellschaft. So wie es uns geht, geht es tausenden Kleinunternehmern, dass sie von den Banken für ihre Warenlager einfach kein Geld bekommen.“

noe.ORF.at: Die FMA hat Strafen angekündigt. Haben Sie Angst davor?

Staudinger: „Ich habe kein bisschen Angst. Unser jetziges Mitgliedermagazin heißt ‚Fürchtet Euch nicht‘. Ich habe mir das selbst schon ins Herz geschrieben. Ich hoffe auf die Vernunft. Wann das Volk aufhört, in Eigeninitiative zu experimentieren, dann verspielen wir unsere Zukunftsfähigkeit, bevor die Zukunft noch begonnen hat.“

noe.ORF.at: Sie wären im Extremfall auch bereit, ins Gefängnis zu gehen?

Staudinger: „Selbstverständlich, ich arbeite so viel, ich kann mir vorstellen, dass mir die Zeit dort ganz gut tun würde.“

noe.ORF.at: Durch die mediale Aufmerksamkeit ist ihre Firma in aller Munde. Was hat dieser Konflikt ihrem Unternehmen gebracht?

Staudinger: „So viel Zustimmung hatten wir noch nie. Wir verkaufen so viele Schuhe wie noch nie zuvor. So gesehen, Danke.“

Das Gespräch führte Peter Unger, noe.ORF.at.

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