Schneemassen: Einsatzkräfte im Dauereinsatz

Bis zu 40 Zentimeter Neuschnee sind seit Mitwochabend in Niederösterreich vom Himmel gefallen. Räumdienste und Einsatzkräfte waren seit Donnerstagfrüh im Dauereinsatz, erst am Abend trat Entspannung ein.

Der starke Schneefall hielt die Feuerwehren in Niederösterreich den ganzen Tag auf Trab. Seit den frühen Morgenstunden wurden mehr als 400 Fahrzeuge geborgen, sagte Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando NÖ gegenüber noe.ORF.at. Ein Drittel davon waren Lkws, die vorwiegend von der Wiener Außenring-Autobahn (A21) und der Ostautobahn (A4) abgeschleppt werden mussten. Verletzte habe es glücklicherweise kaum gegeben.

„Das Problem ist immer wieder dasselbe: Viele Schwerfahrzeuge haben keine Winterausrüstung dabei, keine Schneeketten, zum Teil auch keine Winterreifen. Dann kommt es natürlich dazu, dass sich diese querstellen, auf den kleinsten Steigungen hängenbleiben. Da muss natürlich die Feuerwehr ausrücken und das Chaos ist auf den Autobahnen perfekt“, so Feuerwehr-Sprecher Resperger. In 20 von 21 niederösterreichischen Bezirken wurden am Donnerstag Feuerwehren alarmiert, nur in Lilienfeld war die Lage ruhig.

Schwere Stürze im Schnee vervierfacht

Bei der ASFINAG waren alle 90 Schneeräumfahrzeuge mit 230 Mitarbeitern im Einsatz. Trotz der großen Neuschneemengen gab es auf den Straßen nicht mehr Unfälle als üblich. Nach Angaben von „144 Notruf Niederösterreich“ mussten allerdings mehr als 100 Menschen in Niederösterreich medizinisch versorgt werden, weil sie im Schnee ausgerutscht sind. Die Anzahl der schweren Stürze hat sich somit vervierfacht.

Lkw-Sperre auf A21 wieder aufgehoben

Die Sperre der Wiener Außenringautobahn (A21) für Lkws wurde um 17 Uhr nach zehn Stunden wieder aufgehoben. Die Autobahn war gegen 7 Uhr aus Sicherheitsgründen und wegen der extrem starken Schneefälle in beiden Fahrtrichtungen für Lkws über 3,5 Tonnen gesperrt worden. Gemeinsam mit der Polizei und der Feuerwehr hatte die ASFINAG das Fahrverbot verhängt. Im Frühverkehr war es dort zu Unfällen und großen Behinderungen gekommen. Bei einer Kollision gab es sechs Verletzte. Mehrere Lkws blieben hängen. Weitere Schneefälle und eine erneute Sperre seien in den Abendstunden und der Nacht nicht zu befürchten, hieß es von Seiten der ASFINAG.

100 Bundesheer-Rekruten rücken in Baden aus

Der heftige Schneefall löste zudem mitten in der heißen Phase des Bundesheer-Wahlkampfes einen Einsatz von Rekruten aus. Rund 100 Grundwehrdiener rückten Donnerstagnachmittag in Baden aus, um dort bei der Beseitigung von Schneemassen zu helfen. Die Stadt habe eine entsprechende Assistenzanforderung an das Militärkommando Niederösterreich gerichtet, bestätigte Militärkommandant Rudolf Striedinger auf APA-Anfrage.

Die Anforderung sei um die Mittagsstunden erfolgt, bereits um 15.00 Uhr rückten die Grundwehrdiener, die in der Martinek-Kaserne eine Sanitätsausbildung absolvieren, gemeinsam mit Kaderpersonal zum Assistenzeinsatz aus.

Polizei: „Wenn möglich auf Fahrten verzichten“

Ferdinand Zuser von der Landesverkehrsabteilung der Polizei sprach Donnerstagfrüh von einem „schwierigen, pappigen“ Belag für die Autofahrer und appellierte an die Disziplin aller Verkehrsteilnehmer.

„Dass ich einfach nicht so rasch vorankomme, dass ich vom Tempo heruntergehen muss, weil rutschige Fahrbahnbedingungen sind, und wenn ich von der Strecke abkomme, bilde ich einerseits ein Hindernis, und für mich selbst besteht erhöhte Unfallgefahr. Und darum: runter vom Gas, Tempo rausnehmen, Zeitpolster einplanen und sehr defensiv fahren und wenn es geht auf Fahrten überhaupt verzichten, wenn es nicht unbedingt erforderlich ist.“

Schwerfahrzeuge brauchen Schneeketten für:
(Stand: Donnerstag, 20.00 Uhr)

  • den Riederberg (B1) ab 7,5 Tonnen
  • den Gerichtsberg (B18)
  • den Annaberg und den Josefsberg (B20)
  • den Rohrer Sattel und den Ochsattel (B21)
  • das Gscheid (B21)
  • den Lahnsattel (B35)
  • den Ulreichsberg (L101)
  • das Preiner Gscheid (L135)
  • für die L4168 zwsichen Aue unn Semmering
  • für die Verbindungen von Trattenbach bis zur Landesgrenze (L175)
  • zwischen Hürms und Schlatzendorf (L5303)
  • zwischen Hofamt und dem Ochsattel (L5211)
  • für die Verbindung von Kirchberg bis Lilienfeld (L5217)

Auch Verzögerungen am Flughafen

Der heftige Wintereinbruch sorgte am Donnerstag auch auf dem Flughafen Wien-Schwechat für massive Probleme. Der Flugverkehr war beeinträchtigt, Landungen waren aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Am Donnerstagabend war bereits wieder Besserung in Sicht - mehr dazu in Flughafen: Ab 20 Uhr wieder Landungen möglich.

Nicht nur in Niederösterreich kämpfte man gegen die Neuschneemengen. Diese hatten das halbe Land fest im Griff. Es handelt sich um Schneemengen, wie sie nur alle fünf bis zehn Jahre zu verzeichnen sind - mehr dazu in Halb Österreich im Schneechaos.