Windräder: Gegner befürchten „Wildwuchs“

55 Prozent der Menschen in Grabern (Bezirk Hollabrunn) haben sich für den Bau einer Windkraftanlage ausgesprochen. Gegner wollen das Ergebnis anfechten. Sie warnen vor einem Windräder-Wildwuchs, weil eine übergeordnete Regelung fehle.

Vor dem Wahllokal in Grabern, in der Verbotszone, sollen Informationsblätter der Windkraftbefürworter aufgelegen sein. Daher wollen die Gegner des „Vereins Landschaftsschutz Grabern“ das Ergebnis anfechten.

Der Verein ist mittlerweile nach eigenen Angaben mit mehr als 30 Anti-Windkraft-Initiativen im Wald- und Weinviertel vernetzt. Sie warnen davor, dass in den nächsten Jahren unkontrolliert Windräder gebaut werden und die 200 Meter hohen Bauwerke das Landschaftsbild und den Lebensraum zerstören.

Land: Setzen auf „sanften“ Ausbau

Sie fordern eine übergeordnete Stelle, die regelt, wo neue Windräder gebaut werden dürfen. Derzeit entscheidet das jede Gemeinde selbst. Aus dem Büro von Landesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) heißt es, Niederösterreich will die Windkraft sanft ausbauen und auf die Raumordnung und den Umweltschutz Rücksicht nehmen. Die Raumordnung regelt etwa den Mindestabstand zum Wohngebiet.

Heute stehen in Niederösterreich 400 Windräder, bis 2030 soll die Zahl verdoppelt werden. 14 Prozent des Strombedarfs in Niederösterreich werden derzeit mit der Windkraft gedeckt, 2030 sollen es 30 Prozent sein.

Wettbewerb um beste Standorte

Mittlerweile gibt es zwischen den großen Betreibern einen Wettbewerb um das durch die hohen Förderungen lukrative Geschäft mit dem Wind im Wald- und Weinviertel. Sie versuchen, mit Gemeinden „Gestattungsverträge“ abzuschließen. Darin sichern sich Betreiber auf dem jeweiligen Gemeindegebiet Exklusivrechte für den Bau von Windrädern, meist für zehn Jahre. Wird in dieser Zeit mindestens ein Windrad gebaut, kann sich die Exklusivität auf 20 Jahre verlängern.

Dutzende Bürgermeister sollen solche Verträge schon unterzeichnet haben, etwa in Hollabrunn, wo sich vier Gemeinden zur „Hollabrunner Energie GmbH“ zusammenschlossen. Die Gemeinden sichern dabei den Betreibern Unterstützung zu, etwa bei den Bauarbeiten oder im Umgang mit Widerstand, und bekommen dafür ein „Nutzungsentgelt“ für Beeinträchtigungen durch die Windräder. Sonst profitieren in der Regel nur die Grundstücksbesitzer.

Von der EVN heißt es, diese Verträge seien mittlerweile weit verbreitet und würden die Planungssicherheit erhöhen. Außerdem würden die Bürger davon profitieren, weil ein Teil des Nutzungsentgelts in einen Fonds bezahlt wird. Daraus sollen letztendlich Ökoenergie-Projekte der Bürger gefördert werden, etwa Photovoltaikanlagen.