Politische Zeitreise mit Ironimus

Als Architekt hat Gustav Peichl u. a. das Karikaturmuseum Krems entworfen. Dort ist die neue Ausstellung des unter dem Namen Ironimus arbeitenden Karikaturisten Peichl „Die Qual der Wahl. Von Figl bis Faymann“ zu sehen: eine amüsante Zeitreise.

„Viel zu viele Menschen beschäftigen sich mit Politik, und viel zu viele wollen von Politik gar nichts wissen“: Mit Bonmots wie diesen garniert Peichl, Jahrgang 1928, seine kleine, aber feine Schau, die anhand ausgewählter Arbeiten die heimische innenpolitische Szenerie der Nachkriegsgeschichte Revue passieren lässt. Der früheste Beitrag stammt aus dem Jahr 1949.

Ironimus’ Liebe zu Kreisky und Raab

Dass es ihm Bruno Kreisky besonders angetan hat, ist ein offenes Geheimnis, aber auch Julius Raab mochte er gern: „Ein großartiger Mann mit viel Humor.“ Von den heutigen Politikern scheint ihm besonders Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) als Karikaturobjekt ergiebig, verriet Peichl in einem Podiumsgespräch: „Eine wunderbare Nase!“

Insgesamt zeichnete Peichl in den letzten sieben Jahrzehnten mehr als 14.000 Karikaturen. Im Gespräch mit noe.ORF.at erzählt Ironimus, dass er alle Karikaturen mit der Hand zeichnet und dass es heutzutage auch einige Politiker gibt, die für eine Karikatur einfach zu uninteressant sind.

Gustav Peichl

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Ironimus: „Eine Karikatur kann eigentlich gar nichts bewirken.“

noe.ORF.at: Warum haben Sie damit begonnen, Karikaturen zu zeichnen? Was war denn der Anstoß?

Ironimus: Der Anstoß war, dass ich ein armer Student war. Und alle haben gesagt, der kann so gut zeichnen, und das habe ich ausgenützt und hab gezeichnet und gezeichnet. Ich hab wenig Geld bekommen, aber als Student war das schon okay.

noe.ORF.at: Dieser Name, also das Pseudonym Ironimus, wie ist es dazu gekommen?

Ironimus: Ironimus musste sein. Denn ich habe in der russischen Zone in Wien gewohnt und hab dicke Russen gezeichnet mit vielen Uhren. Da hat mir mein Chefredakteur gesagt, das geht nicht als Peichl, da müssen wir ein Pseudonym finden. Die Druckerei hat schon gewartet und in der Schnelligkeit hab ich mir was einfallen lassen und dann hab ich eben Ironimus gewählt. Ich hab geglaubt, jetzt bin ich halt ein paar Tage der Ironimus und mittlerweile bin ich es seit sieben Jahrzehnten.

noe.ORF.at: Die neue Ausstellung in Krems spannt ja auch diesen zeitlichen Bogen über sieben Jahrzehnte. Wie viele Karikaturen haben Sie eigentlich bereits gezeichnet?

Ironimus: Es gibt ein Archiv, und die zählen dauernd. Es sind insgesamt 14.000.

Ausstellungsbesucher

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noe.ORF.at: Was kann Karikatur bewirken? Was ist Ihre Absicht damit?

Ironimus: Bewirken kann eine Karikatur eigentlich gar nichts. Sie kann nur dazu da sein, dass sich der Zeichner freut, dass ihm was gelungen ist. Denn das ist ja eigentlich mein Hobby, und für sein Hobby noch Geld zu bekommen, das ist etwas Wunderschönes.

noe.ORF.at: Zeichnen Sie eigentlich auch mit dem Computer oder ausschließlich mit der Hand?

Ironimus: Erstens mag ich keine Computer, zweitens kann der Computer das nicht, weil er nicht kreativ sein kann. Ich zeichne selbstverständlich mit der Hand, mit einer Feder oder mit einem Bleistift.

noe.ORF.at: Wenn Sie an das Superwahljahr 2013 denken, welches ja auch ein Mitgrund für diese Ausstellung ist, welcher Politiker lässt sich denn da am besten karikieren?

Ironimus: Diese Frage ist leicht, denn jeder Politiker lässt sich gut karikieren. Nur heute gibt es keinen Sinowatz mehr, keinen Kreisky mehr, keinen Raab mehr, das war ganz etwas anderes.

Karikaturmuseum Krems

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noe.ORF.at: Welche Rolle nimmt bei Ihren Karikaturen eigentlich der Wähler ein, denn dieser kommt doch auch immer wieder vor. Was möchten Sie damit zum Ausdruck bringen?

Ironimus: Wie schwierig es ist, heute zu wählen. Ich weiß das von meinen erwachsenen Kindern, die oft nicht wissen, wen sie wählen sollen. Ich bin ein berühmter Wechselwähler. Ich weiß heute auch nicht, was ich wählen soll. Für mich ist der Wähler natürlich das Wichtigste.

noe.ORF.at: Wie lange brauchen Sie eigentlich für eine typische Karikatur?

Ironimus: Beim Zeichnen ganz kurz, so zwischen zehn und 15 Minuten. Aber die Idee dazu dauert oft sehr lange, da muss man oft viel nachdenken.

noe.ORF.at: Und wo kommen Sie auf diese Ideen?

Ironimus: Immer und überall. Und zu jeder Zeit.

noe.ORF.at: Wie sehr ehrt Sie denn diese Ausstellung? Schauen Sie doch damit auch in gewisser Weise auf Ihre eigene Geschichte zurück.

Ironimus: Ich bin ein eitler Mensch, wie meine Umgebung weiß. Und als eitler Mensch freut man sich natürlich sehr, wenn die Karikaturen ausgestellt werden. Noch dazu im angesehenen Karikaturmuseum Krems.

noe.ORF.at: Eine letzte Frage noch. Eignet sich eigentlich jeder Politiker für eine Karikatur? Oder gibt es heutzutage welche, die zu wenige Ecken und Kanten haben?

Ironimus: Die meisten Politiker haben zu wenige Ecken und Kanten. Es gibt einige Persönlichkeiten, die es wert sind, karikiert zu werden und einige, die eher uninteressant sind und deshalb auch nicht karikiert werden.

Das Gespräch führte Benedikt Fuchs, noe.ORF.at.

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