Wahlkampf tobt auch online

Der Wahlkampf vor der NÖ-Wahl tobt auch im Internet. Eigene Websites sind mittlerweile Standard, die Parteien versuchen bei der aktuellen Wahl vor allem, die Wähler in sozialen Netzwerken zu erreichen. Von der Wirkung her ist das noch ein Randphänomen.

Auf Facebook sind ÖVP, SPÖ, Grüne, Team Stronach, Kommunisten, Piraten und die Mutbürger mit eigenen Seiten vertreten, die in Wahlkampfzeiten auch fast alle täglich Updates erfahren. Das FPÖ-Presse-Team hat zwar einen Account, seit seiner Gründung im vergangenen September liegt er aber brach. Spitzenreiter bei den Fans ist die ÖVP mit mehr als 10.000 „Gefällt mir“-Angaben. Madeleine Petrovic konzentriert sich hauptsächlich auf Facebook, da sie hier die größte Möglichkeit sieht, vor allem auch mit Bildern Menschen zu erreichen.

„Keine Partei kann es sich leisten in einem Wahlkampf auf diesen Informationskanal zu verzichten“, sagen Politologe Peter Filzmaier und Social-Media Expertin Gerda Füricht-Fiegl. Denn in rund 80 Prozent der niederösterreichischen Haushalte gebe es einen Internetzugang und mehr als die Hälfte der niederösterreichischen Wahlberechtigten seien laut den Daten der Media-Analyse auch fast täglich im Internet, über zwei Drittel mindestens einmal wöchentlich.

„Gezwitscher“ nicht so verbreitet

„Gezwitscher“ ist im niederösterreichischen Wahlkampf noch nicht so verbreitet. Das liegt allerdings auch daran, dass „Twitter“ in Österreich eher eine elitäre Plattform ist, die vorwiegend von Menschen aus dem Medienbusiness genützt wird.

ÖVP und SPÖ erreichen mit ihren Tweets nur mehr als 200 Follower, Grüne und FPÖ versuchen es gar nicht erst. Auf Twitter sehr aktiv - allerdings mit ihrem allgemeinen, bundesweiten Partei-Account - ist das Team Stronach, das seine Botschaften an über 2.300 Interessierte verschickt. Auch Mutbürger und die Piratenpartei twittern mehr oder weniger eifrig.

Mann sitzt vor Facebook-Seite

DPA/Julian Stratenschulte

Auch weitere Werbemöglichkeiten des Webs und neuer Medien werden genutzt. Via Youtube-Clips wenden sich gleich mehrere Parteien an potenzielle Wähler, wobei die „Weihnachtsbotschaft“ der Freiheitlichen Rosenkranz im Vorwahlkampf mit über 42.000 Klicks wohl für am meisten Aufregung sorgte. Rosenkranz wendet sich auch in ihrem eigenen Blog an ihre Wähler. Die Volkspartei versucht es hingegen mit ihrer eigenen App: mit „Erwinize me“ kann sich jeder die „Landesfrisur“ - Erwin Prölls Haarkranz - aufsetzen.

Geringe Wirkung von Social Media-Kontakten

„Man kann davon ausgehen, dass rund ein Viertel der Wähler sich wirklich regelmäßig über das politische Geschehen im Internet informieren“, so Filzmaier. „Die Gruppe der so für Wahlkampagnen gut erreichbaren Wähler dürfte mittlerweile fast ähnlich groß sein, wenn auch bei den Jungen mehr – hier ist sogar die sonst geringere Glaubwürdigkeit des Internets als politische Quelle oft am höchsten - und bei den Älteren deutlich weniger.“

Speziell auf „social media“ bezogen sei freilich die Zahl jener, mit denen eine Partei wirklich Kontakt findet derzeit noch geringer. Die bloße Erreichbarkeit sage zudem nichts über den Erfolg aus, ob Partei X jemand auch von sich überzeugen könne.

Filzmaier: „Für Mobilisierung braucht es Realkontakte“

Filzmaier zeigt sich überzeugt, dass bei „aller Bedeutung der Massenmedien der persönliche Wählerkontakt unterschätzt“ werde. Generell würden über Medien Themen gesetzt und Stimmungen beeinflusst, doch die Mobilisierung, dass jemand wirklich zur Wahl geht und eine bestimmte Partei wählt, dafür brauche es auch Realkontakte, so der Politologe.

„Und bei den Medien dominieren schon noch Fernsehen und traditionelle Zeitungen. Doch das Internet ist im Aufholen. In 20 oder 30 Jahren werden niederösterreichische Wahlen womöglich schon deshalb viel mehr im Netz entschieden werden, weil die Medienkonvergenz voran schreitet, d.h. Internetnutzer sehen vielleicht großteils online fern und lesen Zeitungen auch nur noch da.“

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