„Wir sind Österreich“: Fokus auf Migranten

Türkei vor Deutschland und Serbien. Das ist nicht der Endstand der nächsten Fußball-WM, sondern die Rangliste der Herkunftsländer von Migranten in NÖ. Die meisten leben im Süden des Landes. Der ORF-Schwerpunkt „Wir sind Österreich“ beschäftigt sich mit dem Thema.

Zu Gast im türkischen Supermarkt in St. Pölten. Frisches Gemüse, frisches Fleisch, alles günstig. Eingekauft wird hier international, sagt der Juniorchef Cihat Bilgic: „Wir haben nicht nur Leute aus der Türkei, auch aus Rumänien, Bulgarien oder Arabien. Mensch ist Mensch, für mich sind alle gleich.“ Er würde sich nur wünschen, dass sich mehr Österreicher in das Geschäft trauen.

Fleischtheke in türkischem Supermarkt in St. Pölten

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Im Backshop verkauft Frau Gökbulut Baklawas. Sie lebt seit 13 Jahren in St. Pölten und hat drei Kinder. In die Türkei fährt sie nur noch auf Urlaub: „Österreich gefällt mir. Wenn ich für einen Monat in die Türkei fahre, vermisse ich mein Haus und meine Verwandten hier in Österreich.“ Wegen ihres Kopftuches hat sie hier keine Probleme. „Ich versuche immer, hilfsbereit und nett zu sein. Und mit meinen Nachbarinnen verstehe ich mich gut.“

25.000 Menschen mit türkischen Wurzeln

25.000 Menschen in Niederösterreich haben türkische Wurzeln, 10.000 davon sind mittlerweile Österreicher. Knapp 50 Prozent der Zuwanderer kommen mittlerweile aber aus der EU. „An zweiter Stelle in Niederösterreich liegt Deutschland, dann auch Rumänien, Tschechien, Polen und so weiter“, sagt Murat Düzel vom Integrationsservice der Landesakademie. Von dort werden viele Projekte im ganzen Land koordiniert und unterstützt.

Historisch bedingt - Stichwort Gastarbeiter - leben die meisten Migranten im Süden Niederösterreichs. In Wr. Neustadt etwa haben 21 Prozent der Menschen Migrationshintergrund. Auch in den Städten ist der Anteil relativ hoch, in St. Pölten bei 19 Prozent, in Krems bei 15. Die wenigsten Migranten gibt es im Bezirk Zwettl mit 2,5 Prozent.

Grafik Bevölkerung ausländischer Herkunft in NÖ

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Türken und Tschetschenen sind am häufigsten mit Vorurteilen konfrontiert: „Den Türken sagt man nach, dass sie integrationunwillig sind und die Sprache nicht lernen wollen, bei den Tschetschenen wird die Aggressivität als Argument hervorgehoben.“

Zahl der interkulturellen Mitarbeiter wird verdoppelt

Anstelle der Ausländerpolitik rückt heute mehr und mehr die Integrationspolitik, vor allem, seit es einen Staatssekretär dafür gibt. In NÖ ist der Verkehrs- und Bildungslandesrat Karl Wilfing (ÖVP) für die Integration zuständig. Er will daran auch nichts ändern. „Die Leute in den Bildungseinrichtungen wissen, wer dafür zuständig ist. Es trifft sich auch gut, weil in der Integrationsarbeit viel in den Bildungsinstitutionen passiert“, sagt Wilfing.

Das Land will die Zahl der interkulturellen Mitarbeiter in Kindergärten und Schulen von 90 auf 180 verdoppeln - mehr dazu in Interkulturelle Mitarbeiter in Kindergärten. Außerdem setzt man auf Sprachkurse, denn die Sprache ist der Schlüssel für die Integration. Dieser Meinung ist man auch im türkischen Supermarkt.

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