Karambolage: Suche nach Ursache

Kurz nach 3.30 Uhr ist die Totalsperre auf der Westautobahn nach der Massenkarambolage aufgehoben worden. Ein 40-Jähriger starb, elf weitere Personen wurden verletzt in Krankenhäuser gebracht. Wie es dazu kommen konnte, wird nun ermittelt.

Nachdem zunächst von mehr als 100 Fahrzeugen die Rede war, spricht man bei der Polizei Mittwochfrüh von rund 40 Fahrzeugen, die an der Massenkarambolage beteiligt waren.

Ein Großaufgebot an Rettungs- und Feuerwehrkräften aus den Bezirken Melk und St. Pölten war im Einsatz, die Situation für sie zunächst chaotisch. Wrackteile waren kilometerweit auf der Autobahn verteilt - mehr dazu in A1: Ein Toter bei Massenkarambolage. Wie viele einzelne Unfälle tatsächlich zu der Karambolage führten, ist nun Gegenstand von Ermittlungen, ebenso wie die Unfallursache.

Zur Abfolge ist derzeit so viel klar: Bei Straßenkilometer 71 kippte ein Lkw um, im Stau kam es anschließend laufend zu Auffahrunfällen. Dabei überholte ein Lkw einen anderen - der 40-jährige Oberösterreicher, der getötet wurde, dürfte diese beiden Schwerfahrzeuge auf der dritten Spur überholt haben und geriet ins Schleudern.

Wie ein Puzzle könne man sich die Ermittlungen vorstellen, sagte Willy Konrath von der Polizei. In den nächsten Schritten werden Skizzen angefertigt, beteiligte Personen befragt. Eine entscheidende Frage wird dabei auch sein, in welchem Zustand die Straße war.

ASFINAG spricht von „Blitzeis“

Die ASFINAG wies den Vorwurf, die Autobahn sei schlecht geräumt gewesen, zurück. „Da war einerseits überhöhte Geschwindigkeit und zu geringer Sicherheitsabstand, der bei diesem winterlichen Fahrverhältnis absolut notwendig ist, und ein Phänomen, das wir derzeit auch festgestellt haben, ist das Auftreten von Blitzeis“, sagte ASFINAG-Sprecher Heimo Maier-Farkas in der ZIB2.

Die Polizei wolle das aber noch nicht bestätigen, sagte Konrath. „Wir können noch in keiner Weise sagen, was wirklich die Ursache ist, eines steht fest: Es konnten Fahrzeuglenker in der Kolonne stehen bleiben, und andere konnten wiederum nicht stehen bleiben.“ Vermutungen, wonach ein Überholmanöver Auslöser für einen Teil der Unfälle gewesen sein könnte, werden überprüft, heißt es bei der Polizei.

Den Rettungs- und Feuerwehrkräfte wurde das Vorwärtskommen zur Unfallstelle jedenfalls massiv erschwert, denn viele Autofahrer hätten die Rettungsgasse nicht gebildet, so die Kritik - mehr dazu in Einsatzkräfte: Kritik an Autofahrern.

Elf Personen in Krankenhäuser gebracht

Die Massenkarambolage kurz nach 17.00 Uhr erstreckte sich von Straßenkilometer 69 bis 71, berichtete 144-Notruf-NÖ-Sprecher Stefan Spielbichler. Unfälle ereigneten sich auch auf der Gegenfahrbahn bei Loosdorf. Je ein Notarzthubschrauber (C15) und -wagen sowie zehn Rettungsfahrzeuge rückten aus.

Für einen 40-jährigen Mann aus Oberösterreich kam jede Hilfe zu spät. Elf Personen mussten verletzt in die Krankenhäuser in St. Pölten und Melk gebracht werden. Währenddessen rückten sowohl beim Roten Kreuz als auch beim Samariterbund weitere Ärzte und Sanitäter in den Dienst ein, um den Normalbetrieb abseits der Massenkarambolage aufrecht zu halten, sagte Spielbichler. Das Rote Kreuz hatte einer Aussendung zufolge auch Kriseninterventionsteams im Einsatz. An die in die Karambolage involvierten Verkehrsteilnehmer wurden Decken ausgeteilt und heißer Tee ausgegeben.

In ganz Österreich kam es am Dienstag zu schweren Verkehrsunfällen - mehr dazu in Schwere Unfälle im ganzen Land. Bei zwei Unfällen im Herzogbergtunnel auf der Südautobahn (A2) in der Steiermark wurden am Dienstag 29 Personen verletzt, sechs davon schwer. Insgesamt waren 22 Fahrzeuge beteiligt. Auslöser dürften die winterlicher Fahrbedingungen gewesen sein - mehr dazu in Tunnelunfälle: Auslöser vermutlich glatte Straße.