Flughafen-Zoll: 20 Prozent mehr beschlagnahmt

Das Zollamt Flughafen Wien-Schwechat hat im Vorjahr 92.880 Kontrollen durchgeführt und dabei 4.890-mal Gegenstände beschlagnahmt - eine Steigerung um 20 Prozent. Darunter waren Zigaretten, Alkohol, Suchtgift und exotische, geschützte Tierarten.

Über 40 Kilogramm Suchtgift wurden beschlagnahmt, das meiste davon war Cannabisharz und Kokain. Auch 950.000 Zigaretten landeten beim Zoll, ebenso Schmuck im Wert von mehr als 200.000 Euro und vier Millionen Euro Bargeld - mehr dazu in 43 Kilo Drogen: Rekordbilanz am Flughafen.

Ein Mitarbeiter des Zolls riecht an einer geöffneten Flasche bei der Kontrolle von eingeführten Alkohol am Flughafen Wien Schwechat.

APA/Georg Hochmuth

250 Kontrollen pro Tag

Zöllner am Flughafen Wien zu sein bedeutet aber nicht nur, Gepäck auf der Suche nach illegalen Waren zu durchwühlen. Neben Kontrolleuren sind die Beamten, die unter der Ägide des Finanzministeriums arbeiten, auch „Auskunftgeber, Artenschützer, Psychologe, alles Mögliche“, erklärt Bernhard Herics, Kundenbetreuer in der Reisendenabfertigung des Zollamts, im APA-Gespräch. Im Vorjahr gab es 92.880 Kontrollen des Zollamts Eisenstadt Flughafen Wien am Airport. Das sind mehr als 250 pro Tag oder rund zehn pro Stunde.

Tagsüber kontrollieren 21 Beamte die Einfuhr von Waren aus Nicht-EU-Staaten in die Europäische Union. In der Nacht sind es acht Zöllner. Was viele nicht wissen: In keiner Weise geht es nur um das Einheben von Zöllen und die Überführung von Schmugglern, die zu viele Zigaretten, Alkohol oder zu teure Geschenke aus dem Urlaub mitbringen. Eines der großen Themen ist zum Beispiel der Artenschutz, die Einfuhr von geschützten Tier- und Pflanzenarten aus exotischen Ländern.

Ein Zollbeamter kontrolliert die Anzahl der aus dem Ausland mitgenommen Zigarren eines Flugpassagiers im Rahmen der Zollkontrolle am Flughafen Wien-Schwechat.

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Immer mehr Gegenstände werden beim Zoll beschlagnahmt

Papageieneier und Schildkröten

Gerade in diesem Bereich haben die Zöllner einiges zu erzählen. Aufsehenerregend in den vergangenen Jahre war etwa der Fall von Reisenden, die Papageieneier geschützter Arten aus Jamaika einführen wollten. Hätten sie die Eier ausbrüten lassen und die erwachsenen Tiere verkauft, hätten sie mit bis zu 15.000 Euro rechnen dürfen. Im Tiergarten Schönbrunn wurde ein Großteil der Eier ausgebrütet.

Der jüngste Erfolg gelang gegen einen tschechischen Polizisten im Oktober des Vorjahres: In dessen Socken steckten knapp 50 Schildkröten aus Hongkong. Pro Stück dürften die Tiere rund 1.000 Euro wert gewesen sein. Auch die Schildkröten übernahm der Schönbrunner Tiergarten - mehr dazu in Flughafen: Polizist schmuggelte 45 Schildkröten. Das ist Teil einer Kooperation zwischen dem Zoll und dem Tiergarten. Ein anderer Teil ist die Ausbildung von Artenschutzspürhunden, die exotische Tiere und Pflanzen entdecken sollen. Auch die Schildkröten entdeckte ein Hund.

Ein Spürhund des Zolls bei seiner Arbeit zwischen diversen Reisekoffern im Rahmen der Zollkontrolle am Flughafen Wien-Schwechat.

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Ohne Spürhunde wären Kontrollen kaum möglich

Ohne vierbeinige Unterstützung wären effektive Zollkontrollen kaum möglich. Spürhunde sind nicht nur auf Artenschutz spezialisiert, sondern auch auf Drogen, Zigaretten und Bargeld. Am Flughafen sind drei Hunde im Einsatz, im gesamten Bereich des Zollamts Eisenstadt Flughafen Wien sind es sechs. Dazu gibt es regelmäßige Übungen am Airport.

Einige Flüge werden besonders ins Visier genommen. „Flüge aus Lateinamerika, Asien, auch Nordafrika sind vor allem im Suchtgiftbereich, aber auch beim Artenschutz interessant“, erläutert Gerold Teibinger.

Auch die Flieger aus der Türkei werden besonders genau kontrolliert, auch wenn der Teppichschmuggel stark zurückgegangen ist. Dann gibt es da noch die Shoppingparadiese Dubai und Doha. Oder Zürich, wenn es um Schmuck und Uhren geht. Und immer wieder geht es um Zigaretten und Alkohol, oft auch um Bargeld. Beträge über 10.000 Euro müssen deklariert werden. „Ein Passagier hat einmal 18.000 Euro im Gürtel eingenäht gehabt. Und wir hatten ein Ehepaar, das mit jeweils 9.999 Euro eingereist ist“, erzählt Bernhard Herics.

Ein Mitarbeiter der Zollbehörde kontrolliert über den Bildschirm eines Rötgengerätes diverse Gepäcksstücke  im Rahmen der Zollkontrolle am Flughafen Wien-Schwechat.

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Überwachung von Produktpiraterie

Eine wesentliche Aufgabe des Zolls ist auch die Überwachung von Produktpiraterie, wenn es um Fälle in großem Stil geht. Die gefälschte Louis-Vuitton-Tasche zum Eigengebrauch ist kaum im Fokus der Beamten, weil sie zumeist unter der zulässigen Einfuhrmenge von 430 Euro am Flughafen liegt (bei der Einreise auf dem Landweg sind es 300 Euro, Anm.).

Betont wird dabei, dass die Zöllner größere Lieferungen lediglich aus dem Verkehr ziehen, im Vorjahr beispielsweise zahlreiche gefälschte Taschen aus China. Für die Durchsetzung der entsprechenden Rechtsbestimmungen ist der jeweils betroffene Markenhersteller zuständig.

Ein Mitarbeiter des Zolls öffnet im Rahmen der Zollkontrolle am Flughafen Wien-Schwechat ein Gepäckstück.

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Fast 93.000-mal wurde kontrolliert

Sicherstellung von Potenzpillen

Bei Fälschungen wird es aber zum Beispiel auf dem Gebiet der Arzneimittel gefährlich. Zöllner berichten beispielsweise von einer Ladung gefälschter Viagra-Tabletten, manche ohne Wirkstoff, andere mit der zehnfachen Dosis des Originals. Im Vorjahr gab es bei Medikamenten 89 Aufgriffe mit 31.999 Stück, was knapp 20 Kilo mehr waren als 2011. Ein negatives Highlight war auf diesem Gebiet die Sicherstellung von Wunderpotenzpillen aus Ägypten im Dezember 2012, die sieben verschiedene Geschlechtsorgane von artengeschützten Tieren wie Seepferdchen, Schlangen, Tigern und Affen enthielten. Damit war auch der Artenschutz betroffen.