Fünf Millionen Seiten Taufbücher online

Ahnenforschung kann mühsam und zeitaufwändig sein. Als erste Diözese Österreichs hat die Diözese St. Pölten die Taufbücher aller Pfarren in das Internet gestellt. Damit ist die eigene Vergangenheit für jedermann kostenlos online abrufbar.

Mehr als eineinhalb Jahrhunderte lang waren die Kirchen zugleich Standesämter, bis zum Jahr 1939. Taufbücher gibt es aber schon viel länger: „Unsere Taufbücher beginnen 1591, und wir sind jetzt bei Band 41", sagt Herbert Döller, Stadtpfarrer in Waidhofen an der Ybbs.

Pfarrmatriken

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Alle Taufbücher der Pfarre wurden nach St. Pölten gebracht, damit sie dort gescannt werden. „Einen ganzen Autoanhänger voll mit Büchern haben wir in die Landeshauptstadt geführt“, erzählt der Pfarrer.

Diözesanarchivar: „Die Nachfrage ist riesig“

Im Diözesanarchiv in St. Pölten hatte man geglaubt, in drei Jahren alle 15.000 Taufbücher der Diözese einzuscannen. Es wurden fünf Jahre, aber es waren immerhin fünf Millionen Seiten, die nun im Internet abrufbar sind - alle geordnet nach Pfarren, zum Teil sogar mit Index, in dem man nach Namen suchen kann.

Pfarrmatriken

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„Es gibt eine riesige Nachfrage nach den Tauf-, Trauungs- und Sterbebüchern, die hier verwahrt werden, nicht nur von jenen Menschen, die in der Diözese leben, sondern eigentlich aus der ganzen Welt. Warum? Immer mehr Menschen interessieren sich für die Geschichte ihrer Familie“, meint Thomas Aigner, Leiter des Diözesanarchivs.

Klaus Küng, der Bischof von St. Pölten, sagt über dieses Mammutprojekt: „Die Familie ist die Keimzelle des Lebens und des Glaubens – die Matriken zeigen einen Ausschnitt dieser großen Geschichte.“

Digitalisierte Taufbücher

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Matrikenbücher sind wichtige Quellen für Historiker

Matrikenbücher sind Quellen kirchlichen Lebens und staatlicher Verwaltung. Als Folge der Reformbeschlüsse des Konzils von Trient (1545-1563) wurde in den Pfarren mit der Aufzeichnung der gespendeten Sakramente in Form von Tauf-, Trauungs- und Sterbebüchern begonnen.

„Die Matriken sind Zeugnis der personenbezogenen Pastoral, der Zuwendung zu jedem Menschen. Neben ihrer religiösen Funktion waren diese dann lange Zeit die einzigen Verzeichnisse, die die Entwicklung der Bevölkerung einer Pfarre dokumentieren“ (Thomas Aigner).

Pfarrbücher

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Matrikenbücher sind so eine Quelle für die Epoche der Frühen Neuzeit und des 19. Jahrhunderts. Sie können die Basis für vielfältige historische Fragestellungen liefern: „Angefangen bei der Heimatforschung über Informationen zu den eigenen Vorfahren bis hin zu medizingeschichtlichen Untersuchungen“, erläutert Diözesanarchivar Thomas Aigner.

Einschränkung durch Schutzfrist von 100 Jahren

Da Matrikenbücher persönliche Informationen wie Geburt, Trauung und Todesdaten enthalten, mussten die national unterschiedlichen Beschränkungen von Datenschutz- und Personenstandsgesetzen beachtet werden.

Pfarrmatriken

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Es werden im Internet daher nur Informationen zur Verfügung gestellt, die keine lebenden Personen betreffen und es werden die darüberhinaus gehenden (kirchen)gesetzlichen Schutzfristen beachtet - das bedeutet in Österreich die jeweils letzten 100 Jahre und in Passau die jeweils letzten 120 Jahre.

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