Bewegender Abschied von Ludwig

In stiller Trauer hat Niederösterreich am Dienstag Abschied von Alt-Landeshauptmann Siegfried Ludwig genommen. Landtag und Landesregierung versammelten sich zu Trauersitzungen. Zahlreiche Wegbegleiter erwiesen Ludwig die letzte Ehre.

Im Regierungsviertel in St. Pölten hängt die Fahne auf Halbmast. Der Leichnam Siegfried Ludwigs war seit Dienstagvormittag in der Kapelle des Landhauses aufgebahrt. Der Alt-Landeshauptmann und ÖVP-Politiker war am 16. April im Alter von 87 Jahren verstorben. Politiker, Weggefährten und die Bevölkerung traten vor den Sarg, um sich von Siegfried Ludwig zu verabschieden.

Den ganzen Tag über kamen auch immer wieder Menschen in die Landhauskapelle, um in stillem Gedenken Abschied von Siegfried Ludwig zu nehmen. Um 17.00 Uhr erfolgte schließlich in der Landhauskapelle die feierliche Einsegnung durch Diözesanbischof Klaus Küng. Danach wurde der Sarg nach Perchtoldsdorf, in die Heimatgemeinde Ludwigs, überführt. Dort wird der Leichnam Siegfried Ludwigs am Donnerstag beigesetzt.

Landesregierung und Landtag erweisen letzte Ehre

Der Sarg Siegfried Ludwigs war am Dienstag von der Landesfahne bedeckt, davor stand ein Foto des Verstorbenen - es zeigte Siegfried Ludwig lächelnd. Ehrenwache neben dem Sarg hielten sechs Offiziere des Bundesheeres aus allen Teilen Niederösterreichs, daneben erwiesen ihm Mitglieder der Studentenverbindungen, denen Ludwig angehört hat, die letzte Ehre.

Mitglieder der Landesregierung, Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek, aktive und ehemalige Mitglieder des Landtags sowie kirchliche Würdenträger und zahlreiche Bürgermeister waren gekommen, um von Ludwig Abschied zu nehmen. Auch zahlreiche Vereine verabschiedeten sich vom Alt-Landeshauptmann.

Penz erinnert an Hilfsbereitschaft Ludwigs

Der Präsident des niederösterreichischen Landtags, Hans Penz, sprach den anwesenden Familienmitgliedern des Verstorbenen in der Trauersitzung seine Anteilnahme aus und erinnerte an die große Hilfsbereitschaft Siegfried Ludwigs. „‚Wo kann ich dir helfen?’ Es ist dieser Satz, den ich von Siegfried Ludwig immer wieder gehört habe, den ich immer wieder auch mit ihm verbinden werde und der mehr über ihn sagt, als vieles andere. ‚Wo kann ich dir helfen?‘ – so hat er als Mensch gedacht, das hat ihn als Politiker bewegt. So hat er als Landeshauptmann Wegweisendes geleistet.“

Penz erinnerte zudem an die Gründung der Landeshauptstadt St. Pölten sowie an Projekte wie die Landesakademie oder den Marchfeldkanal, die die Regierungsperiode von Siegfrid Ludwig als Landeshauptmann geprägt hatten.

Siegfried Ludwig

APA/Fohringer

Der verstorbene Alt-Landeshauptmann und ÖVP-Politiker Siegfried Ludwig

Pröll würdigt politisches Wirken Ludwigs

Nach der Trauerfeier in der Landhauskapelle versammelten sich alle Mitglieder der Landesregierung zu einer Trauersitzung im Regierungssitzungssaal des Landhauses. Landeshauptmann Erwin Pröll erinnerte an Siegfried Ludwig in bewegenden Worten. Er würdigte seine zahlreichen Leistungen für Niederösterreich, allen voran die Schaffung einer eigenen Landeshauptstadt. Der Nachfolger von Andreas Maurer und Vorgänger von Erwin Pröll war vom 22. Jänner 1981 bis 22. Oktober 1992 im Amt.

„Er hat in seinem politischen Wirken vorgezeigt, worauf es in der Gestaltung eines derartigen Stücks Heimat ankommt: nämlich Ideen zu haben, unabdingbar an diese Ideen zu glauben und gleichzeitig den Mut aufzubringen, diese Ideen konsequent im Interesse der Entwicklung des Landes umzusetzen", so Pröll.

„Heute müssen wir vom Regierungstisch aus von ihm Abschied nehmen. Für uns, die wir nunmehr die Verantwortung in diesem Land tragen, bleibt heute in dieser traurigen Stunde nur eines übrig: nämlich in tiefem Herzen, mit dem niederösterreichischen Herzen ihm Dank zu sagen, für all das Große, das Siegfried Ludwig für dieses Land geleistet hat.“

Sohn zweier Landwirte aus Tschechien

Der spätere „Vater“ der Landeshauptstadt wurde am 14. Februar 1926 als Sohn eines Landwirteehepaares in Wostitz bei Znaim (Tschechien) geboren. Nach der Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft absolvierte er in Wien als Werkstudent das Rechtsstudium und trat 1954 in den NÖ Landesdienst ein. Seit 1964 im Landtag wurde er 1968 Finanzlandesrat, 22 Monate später Landesvize, und am 22. Jänner 1981 Landeshauptmann.

Am 22. Oktober 1992 trat Ludwig, der auch Obmann der NÖ Volkspartei war, nach einer Amtszeit von fast zwölf Jahren auf eigenen Wunsch zurück. Ludwig war Träger des Goldenen Komturkreuzes mit dem Stern und des Ehrenringes des Landes Niederösterreich, und weiters Ehrenbürger vieler Gemeinden, voran der Landeshauptstadt, als deren „Vater“ er in die Geschichtsbücher eingehen wird.

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