Waldviertel: Neues Crowd-Funding-Modell

Der Wirtschaftsbund hat ein neues Finanzierungsmodell für Klein- und Mittelbetriebe vorgestellt. Dabei sollen Unternehmer einfacher zu Eigenkapital kommen, wodurch Betriebe auch einfacher Kredite und Förderungen bekommen könnten.

Mit dem „Crowd-Funding-Projekt“, das vorerst im Waldviertel zum Einsatz kommt, sollen private Investoren angelockt werden, in heimische Betriebe zu investieren. Das würde deren Eigenkapitalquote steigern, was wiederum bessere Aussichten auf Kapitalbeschaffung am Markt bedeute. „Bei meinem Modell vergeben Unternehmen Genussrechte an Anleger, die steuerrechtlich als Fremdkapital, unternehmensrechtlich aber als Eigenkapital behandelt werden können“, erklärte der Sprecher des Wirtschaftsbunds Waldviertel, Werner Groiß.

Gewinn wird sofort endversteuert ausgeschüttet

Durch ein erhöhtes Eigenkapital kämen KMU somit schneller und einfacher an Kredite und Förderungen. Auf einer sogenannten „Public-Placement-Plattform“ werden künftig Unternehmensbeschreibung und Projektplanung öffentlich vorgestellt - zu Informationszwecken für private Investoren, wie es hieß. Die wesentlichen Punkte für eine Gewinnbeteiligung würden zudem ausgewiesen, so Groiß. Das Investitionsvolumen bliebe aber unter 100.000 Euro, damit nicht wie bei Wertpapieren eine Prospektpflicht anfällt.

Bewertungen sowie Kaufempfehlungen würden auf der Plattform nicht angegeben werden, betonte Groiß. Der Gewinn für private Geldgeber würde sofort endversteuert ausgeschüttet werden, um „unwissentliche Steuerbetrugsfälle“ auszuschließen. Eine Ausdehnung auf weitere Regionen ist laut Groiß durchaus vorstellbar.

„Alternative Finanzierungsinstrumente anbieten“

Die Obfrau des Wirtschaftsbundes, Sonja Zwazl, sieht jedenfalls einen erhöhten Bedarf an Finanzierungsmöglichkeiten: „Es ist zu sagen, dass die Zusammenarbeit mit unseren Banken im Land funktioniert, aber trotzdem brauchen wir eine zusätzliche, ergänzende Möglichkeit zur Finanzierung.“

Laut Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav (ÖVP) fördert das Land Niederösterreich jährlich mehr als 1.000 Unternehmen mit knapp 53 Millionen Euro, durch alternative Finanzierungsmodelle hätten noch mehr Klein- und Mittelbetriebe Zugang zu Mitteln des Landes, sagt Bohuslav. Ein wichtiges Instrument sei die ständige Weiterentwicklung der finanziellen Unterstützungsangebote. „Wir sehen es als Aufgabe der öffentlichen Hand, neben den klassischen Förderungen auch alternative Finanzierungsinstrumente anzubieten“, so die Landesrätin.

Diskussion um Heini Staudinger als Anstoß?

Für Schlagzeilen im Zusammenhang mit Finanzierungsmodellen sorgt bis zuletzt der Waldviertler Schuhproduzent Heini Staudinger, er nimmt seine Kredite nicht bei Banken, sondern bei Freunden und Kunden. Die Finanzmarktaufsicht zeigte ihn daraufhin an, weil er Bankgeschäfte ohne Konzession macht - mehr dazu in FMA zeigt Waldviertler an und Staudinger präsentiert Gesetzesvorschlag.