Computer orgelt die Sonntagsmesse

Viele Pfarren finden keinen Organistennachwuchs. Die Gemeinde Groß-Siegharts im Waldviertel fand eine in NÖ bisher einzigartige Lösung. Ein Computer orgelt dort jetzt die Sonntagsmesse. Die Gemeinde liebt ihre „Organola“ jetzt schon.

Orgel in einer Kirche

Pfarre Groß Siegharts

Die 100 Jahre alte Orgel spielt wieder

40 Jahre lang kitzelte Anna Weidenauer die schönsten Töne aus der Orgel in der Kirche in Groß-Siegharts (Bezirk Waidhofen/Thaya). Im Vorjahr ging sie in den verdienten Ruhestand. Seither kämpft die Pfarre mit einem Nachwuchsproblem. „Es ist ja niemand da gewesen. Niemand will sich etwas aufbürden und immer da sein“, sagt Weidenauer zu noe.ORF.at.

Pfarrer Josef Pichler machte sich auf die Suche nach einer Organistin oder einem Organisten, der die 100 Jahre alte Orgel bespielen will - vergeblich. Die Erleuchtung kam dann bei einer Wallfahrt nach Lourdes. „Dort haben wir einen deutschen Pfarrer getroffen, der gesagt hat, dass es in Deutschland sehr üblich ist, dass Orgeln mit Computerunterstützung bespielt werden. Er hat uns das vorgeführt, und wir waren begeistert, obwohl uns natürlich ein lebendiger Orgelspieler lieber wäre", sagt Pichler.

„Ich komme mit dem Chip in die Kirche“

Der Pfarrgemeinderat entschied sich einstimmig dafür, eine Organola um etwa 8.000 Euro anzuschaffen. Der mechanische "Aufsatzkasten“ bespielt die Orgel mit elektronischen Impulsen. Die Noten werden direkt von einer Speicherkarte an die Maschine geschickt. „Man muss sich vorstellen, auf der Tastatur der Orgel steht ein Querbalken. Filzknöpfe spielen direkt die Tasten. Das ganze wird auf einen Chip programmiert. Ich komme mit dem Chip in die Kirche, ein Ministrant oder der Messner gibt den Chip rein, und wir können das mit der Fernbedienung von unten bedienen“, erklärt der Hightech-Pfarrer.

Die Gemeinde nahm die Organola jedenfalls mit Freude auf. Niemand will während der Messe auf die Musik verzichten. Außerdem gab es keine Alternative. „Es gibt zwar Schüler, die ein Instrument spielen. Aber ein Schüler ist nicht zu haben, dass er dreimal in der Woche ein Begräbnis oder jeden Sonntag spielt", sagt Pichler. Die Organola spielt immer, wenn die „On“-Taste gedrückt wird.

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