Donau-Hochwasser: Zehn-Meter-Marke erreicht

Seit Montagvormittag sind 2.500 Feuerwehrleute beim Hochwasser im Dauereinsatz. Teile der Melker Innenstadt sind überflutet, in Korneuburg wurde eine Siedlung evakuiert. Der Donau-Pegel Kienstock hat am Montagnachmittag die Zehn-Meter-Marke erreicht.

Der Pegelstand von zehn Metern, gemessen um 16.25 Uhr, wurde auf der Website des Landes Niederösterreich vermerkt. Bis Dienstag soll die Donau bei Kienstock laut Prognose sogar auf 10,95 Meter steigen. Das wären fünf Zentimeter mehr als der beim Hochwasser am 14. August 2002 festgestellte Pegelhöchststand. Die Situation spitzte sich in den letzten Stunden besonders in der Wachau zu, sagte Mathias Fischer vom Landesfeuerwehrkommando: „Emmersdorf, die Ortschaften in der Wachau, Spitz, Dürnstein oder Weißenkirchen, werden intensiv beobachtet. Die Hochwasserschutzbauten erleben da ihre Feuertaufe.“

Die Landesregierung wird in ihrer Sitzung am Dienstag auf Antrag von Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) einen Rahmen von zehn Millionen Euro zur finanziellen Unterstützung der Hochwasseropfer beschließen. Das sei „ein erster Schritt“, sagte Pröll - mehr dazu in Land beschließt zehn Mio. Euro finanzielle Hilfe.

Melk: Situation ist unter Kontrolle

„Die Einsatzkräfte und die Stadt haben die Situation unter Kontrolle und sind für einen Hochwasserfall wie im Jahr 2002 gerüstet“, teilte der Melker Bürgermeister Thomas Widrich (ÖVP) am Montag auf der Website der Stadt mit. Zu Mittag stand der Hauptplatz zur Hälfte unter Wasser, die B1 war komplett überflutet.

Hochwasser in Melk

Das Leben geht trotz Hochwassers weiter

In den Geschäften auf und rund um den Hauptplatz geht das Leben weiter. Eine Fleischerei etwa bietet „Leberkäse über die Gasse“ an, die Eingangstüre ist bereits mit Sandsäcken und Plastikfolie versehen, um für das Schlimmste gerüstet zu sein. In einer gegenüberliegenden Trafik, das Wasser steht bereits einige Zentimeter hoch, werden noch Zigaretten und Zeitungen über die Dämme verkauft. Der Strom im Inneren ist wegen der Gefahr eines Kurzschlusses längst abgeschaltet.

Die örtlichen Einsatzkräfte wurden von neun anderen Feuerwehren und einem Katastrophenhilfszug unterstützt. Die Seniorenwohnhausanlage Senior Sozial musste in den Vormittagsstunden evakuiert werden. 20 Personen wurden von der Feuerwehr und vom Roten Kreuz in Sicherheit gebracht.

Zivilschutzalarm in Weißenkirchen

Die Landeswarnzentrale Niederösterreich hat am Montagnachmittag eine Zivilschutzwarnung für die Marktgemeinde Weißenkirchen (Bezirk Krems) ausgegeben. Betroffen waren 450 Menschen in Teilen der Ortschaften Wösendorf, Joching und Weißenkirchen - mehr dazu in Teile Weißenkirchens wurden evakuiert.

Emmersdorf: Ortszentrum gleicht einer Geisterstadt

Emmersdorf bei Melk an der Donau gleicht einer Geisterstadt: Seit die Flut gekommen ist, steht den Bewohnern im Zentrum das Wasser bis zum ersten Stock. Ein Weiterkommen ist nur noch über fünf Zillen der Feuerwehr möglich. Die meisten Emmersdorfer haben ihre Häuser verlassen, andere hoffen noch: „Wir bleiben, solange es geht“, sagt eine Frau bei einem APA-Lokalaugenschein.

Krems: Lager für 200 Personen vorbereitet

Auch in Krems-Stein kann ein Übertreten der Donau nicht mehr ausgeschlossen werden. Der Pegel der Donau ist nach wie vor in ganz Niederösterreich im Steigen begriffen, so Christoph Urbanek vom Hydrographischen Dienst des Landes: „Man muss davon ausgehen, dass die Donau in den nächsten Stunden weiter steigt und die Hochwassermarken von 2002 erreicht.“

Die Stadt Krems teilte am Montagnachmittag auf ihrer Website mit, dass das Rote Kreuz vorbereitende Maßnahmen für eine mögliche Evakuierung in Stein treffe. In der Tourismusschule HLF stünde ein Lager für 200 Personen zur Verfügung.

Im Krankenhaus in Krems wurden vorsorglich neun Intensivpatienten in andere Häuser verlegt, als Grund wurde aber nicht eine mögliche Gefährdung durch Hochwasser angegeben, sondern man wollte damit eventuelle Probleme bei einem Stromausfall verhindern.

Kritzendorf: Bewohner vom Wasser eingeschlossen

Mit den ersten Bergungen von Menschen aus Wohnhäusern ist die Feuerwehr in Kritzendorf (Bezirk Wien-Umgebung) beschäftigt. Dort sind etwa 20 Bewohner in ihren Häusern vom Wasser eingeschlossen und nur mit der Zille erreichbar, schilderte Feuerwehrkommandant Peter Dussmann: „Für uns ist das wegen der Strömung der Donau in diesem Gebiet eine sehr große Herausforderung. Auch die unterschiedlichen Wasserstände müssen beachtet werden. Ab Montagnachmittag müsste es möglich sein, auch Motorboote einzusetzen.“

BH schaltet in Siedlung Strom ab

Die Bezirkshauptmannschaft Wien-Umgebung und die Polizei ersuchten am Montag alle Bewohner der Siedlungen im Augebiet der Donau in Klosterneuburg und Kritzendorf „dringend ihre Gebäude zu verlassen und ihre Fahrzeuge zu entfernen, weil ein weiterer Anstieg der Donau erwartet wird.“ Aus Sicherheitsgründen wird daher am Montag ab 15.00 Uhr der Strom in den betroffenen Au-Siedlungen in Klosterneuburg und Kritzendorf abgeschaltet werden.

„Werftkolonie“ Korneuburg wurde evakuiert

Auch in Korneuburg kam es am Montag zu hochwasserbedingten Evakuierungen. Bewohner mussten auf Veranlassung der Polizei eine Siedlung verlassen, berichtete die Feuerwehr. Zuvor war eine ältere Frau per Zille geborgen worden.

Aufgrund des Hochwasseralarms veranlasste die Exekutive um 13.09 Uhr die Evakuierung der „Werftkolonie“, so die FF Korneuburg in einer Aussendung. Kräfte der Feuerwehr und Beamte der Polizeiinspektion waren am frühen Nachmittag damit beschäftigt, die Bewohner in Sicherheit zu bringen.

Frau musste zur Rettung „überredet“ werden

Bereits gegen Mittag gab es eine Menschenrettung im Bereich Korneuburg-Tuttendörfl. Eine Bewohnerin eines Hauses nahe des Agrarspeichers hatte bis dahin trotz Hochwasserwohnung den Gefahrenbereich nicht freiwillig verlassen wollen, so die FF Korneuburg. Sie wurde letztlich gemeinsam mit Beamten der Polizei „überredet". Neben dem notwendigsten Hab und Gut musste auch eine Hauskatze mittels Feuerwehrzille vor den Fluten in Sicherheit gebracht werden.

30.000 Sandsäcke in Bad Deutsch-Altenburg

Die Hochwassereinsätze der Feuerwehr erreichten am Montag auch den Bezirk Bruck an der Leitha. In Bad Deutsch Altenburg wurden 30.000 Sandsäcke verlegt, teilte Alexander Nittner vom Landeskommando auf APA-Anfrage mit.

Straßensperren wegen Überflutung

Wegen Hochwasser, Überflutung und nach Murenabgängen sind in Niederösterreich zahlreiche Straßen gesperrt (Stand: 3. Juni 2013, 18.00 Uhr)

Wegen Überflutung gesperrt sind:

  • die B1, die Wiener Straße, in Melk
  • die B3 zwischen Ybbs-Persenbeug und Krems
  • die B33 zwischen Mautern und Melk
  • die B35, die Retzerstraße in Krems
  • die B119 über die Greiner Donaubrücke und bei Ardagger Markt
  • die B25 bei der Autobahnanschlussstelle Ybbs
  • die B19, die Nordumfahrung Tulln,
  • die B122, zwischen Krenstetten und Aschbach

Weiters gesperrt sind:

  • die L85, bei St. Valentin (nur über die B1 und Altenhofen erreichbar)
  • die L89 in Öhling auf Höhe der Fa. Hinterholzer
  • die L118 in Kritzendorf, Höflein und Klosterneuburg
  • die L162 bei Aggsbach-Dorf
  • die L113 von Grafenwörth bis zur Rollfähre
  • die L1120 bei Tuttendörfl
  • die L2156 zwischen Trübensee und Tulln
  • die L5350, zwischen Spielberg und der B33
  • die L6046 von Neumarkt bis Köchling
  • die L6050 von Bichl bis Leutzmannsdorf
  • die L6051, zwischen Haslauer Brücke und dem Kreisverkehr Pichl
  • die L6058, von der B119 in Ardagger bis zur L6072
  • die L6053 bei Moos in der Gemeidne Ardagger
  • die L6081 im Gemeindegebiet von Ardagger
  • die L6088 im Bereich Rotte Mauer-Winkling
  • die L6106 in Sankt Pantaleon
  • die L6137 in Greinsfurth zwischen B121 und Ortsgebiet Greinsfurth
  • die L6208, zwischen Krenstetten und der B122 (Eisenbahnunterführung)
  • die L6218, zwischen Spiegelsberg und der L6208
  • die L6265 bei der Bahnunterführung
  • die L6235, von der B122 bis Wolfsbach in Bierbaumdorf
  • die L6248, von Dorf an der Enns bis Ernsthofen
  • die L7091 in Krems
  • die L8250 zwischen Zwettlbachbrücke und Dorf Rosenau

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