Aufregung über „Führerglocke“

Eine „Führerglocke“ sorgt in Wolfpassing (Bezirk Scheibbs) für Aufregung. Die Glocke hängt seit 1939 im Turm eines Schlosses - mit Hakenkreuz und einer Inschrift, die Adolf Hitler würdigt. Nach dem Verkauf des Schlosses stellt sich die Frage: Was geschieht mit der Glocke?

Die Dorfbevölkerung von Wolfpassing spendete 1935 eine Glocke in Gedenken an den ein Jahr davor ermordeten Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, der mit dem Ort enge Verbindungen hatte. Vier Jahre später ließen die Nazis diese Glocke einschmelzen und daraus eine neue „Führerglocke“ machen, die seit damals in dem kleinen Glockenturm des Schlosses Wolfpassing hängt und läutet.

Im vergangenen November wurde das Schloss, das dem Bund gehört, zum Verkauf ausgeschrieben und von einem Linzer Unternehmen - inklusive der Glocke - gekauft. Der Historiker Johannes Kammerstätter aus Wieselburg vermutet darin eine Verbreitung von nationalsozialistischem Gedankengut. „Ich habe versucht, soweit ich das als Laie verstehe, den Sachverhalt festzustellen, um den es überhaupt geht. Ich selbst kann das nicht klären, daher habe ich die Behörde ersucht, diesen Sachverhalt zu klären.“

Glocke

ORF

Seit 1939 hing diese Glocke im Turm des Schlosses Wolfpassing

Das Schloss wird derzeit geräumt, um es dem Käufer übergeben zu können. Von der Existenz dieser Glocke habe man vor der Ausschreibung nichts gewusst. „Man kann in so einer Situation nicht auf Privatinitiativen hören, da müssen sich öffentliche Stellen dazu äußern. Diesbezüglich haben wir Mitte vergangener Woche auch eine Anfrage an das Bundesdenkmalamt gestellt, wie mit der Glocke umzugehen sei“, sagt der Sprecher der Bundesimmobiliengesellschaft, Ernst Eichinger.

Käufer lässt von Anwalt Rechtslage prüfen

Man warte auf eine Antwort, was mit der Glocke nun weiter geschehen soll. Währenddessen gibt es schon erste Vorschläge. Brigitte Bailer vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands spricht sich dafür aus, die Glocke in einem Museum zu verwahren. „Weil man dort auch verhindert, dass sie allenfalls zum Anziehungspunkt für irgendwelche Jugendlichen oder alten ewig Gestrigen wird“, so Bailer. Der Käufer sagte, dass er von der Existenz dieser Glocke vor dem Kauf nichts gewusst habe. Derzeit lasse er die Rechtslage von seinem Anwalt prüfen.