Als vor 99 Jahren der Erste Weltkrieg begann

Am Sonntag jährt sich zum 99. Mal die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien, am 28. Juli 1914 hat der Erste Weltkrieg begonnen. Auf der Schallaburg wird 2014 die Ausstellung „Jubel & Elend. Leben mit dem Großen Krieg 1914-1918“ gezeigt.

Am 28. Juli 1914 unterschrieb Kaiser Franz Joseph in seiner Sommerfrische Bad Ischl die Kriegserklärung. Dies hatte die bis dahin größte militärische Auseinandersetzung in der Geschichte der Menschheit zur Folge.

Ansichtskarte aus dem Ersten Weltkrieg

Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung

70 Millionen Soldaten nahmen am Ersten Weltkrieg teil, zehn Millionen davon wurden getötet.

"Was als Feldzug gegen Serbien begann, entfachte binnen weniger Tage einen weltumspannenden Krieg. Dieser Krieg nahm ein bis dahin unvorstellbares Ausmaß an: An die 70 Millionen Soldaten waren beteiligt, davon sind fast zehn Millionen gefallen und über 20 Millionen verwundet worden, viele davon kehrten schwerst verletzt, als Kriegskrüppel oder psychisch krank zurück. Hinzu kamen mehr als sieben Millionen zivile Opfer“, erklärt der Historiker Peter Fritz von der Schallaburg (Bezirk Melk), wo 2014 die Großausstellung zum Ersten Weltkrieg gezeigt wird.

28. Juni 1914: Das Attentat auf den Thronfolger

Einen Monat zuvor, am 28. Juni 1914, war der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este in Sarajevo ermordet worden. In den Tagen davor hatte er Manöver in Bosnien-Herzegowina inspiziert. Sein anschließender Besuch am 28. Juni in Sarajevo wurde insbesondere von serbischen Nationalisten als Provokation empfunden, fiel er doch genau auf den Gedenktag an die Niederlage der Serben in der Schlacht am Amselfeld im Jahr 1389 gegen die Türken.

Uniform des ermordeten Thronfolgers Franz Ferdinand im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien

APA/Helmut Fohringer

Die blutbefleckte Uniform des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand (1863-1914) im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien.

Trotz Warnungen und einem missglückten Handgranatenanschlag auf ihn am Morgen des 28. Juni ließ sich Franz Ferdinand nicht abbringen, das geplante Programm fortzusetzen. Das tragische Ende: Nach dem Empfang im Rathaus von Sarajevo erschoss ein serbischer Nationalist den Thronfolger und seine Frau Sophie von Hohenberg im offenen Wagen auf der Straße.

28. Juli 1914: Serbien wird der Krieg erklärt

In Österreich-Ungarn wurde hinter dem Anschlag die serbische Regierung vermutet. Der Anlaß schien vor allem Politikern und Militärs eine willkommene Gelegenheit, hatten sie doch schon Jahre auf einen Militärschlag gegen Serbien und seine Bestrebungen zur Schwächung der k.u.k. Monarchie und der Errichtung eines südslawischen Staates gedrängt.

Exponate aus der Sammelaktion

Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung

Die Schallaburg zeigt 2014 die Ausstellung „Jubel & Elend. Leben mit dem Großen Krieg 1914-1918“.

Doch drei Wochen passierte auf offiziellem Wege nichts, erst in der letzten Juliwoche überschlugen sich die Ereignisse: „Ein Ultimatum an Serbien, falsche Beratungen Kaiser Franz Josephs durch Kriegstreiber in Politik und Militär, ein erfundenes Gefecht von Serben gegen österreichische Einheiten und vor allem falsche Einschätzungen über die Reaktionen Russlands, Frankreichs und Großbritanniens waren schließlich der Anlass für die Kriegserklärung an Serbien. Was als Feldzug zur Bestrafung Serbiens geplant war, eskalierte in einer Woche zum Auftakt für einen industrialisierten und technisierten Weltkrieg“ (Peter Fritz).

Eine zivilisierte Welt kippte in einen mörderischen Krieg

Diese Zusammenhänge und der weitere Verlauf des Krieges werden 2014 in der Schallaburg gezeigt. „Wir sind ein Wissenschafter-Team von acht Personen, das die Schau zusammenstellt. Was die Auswahl der Exponate betrifft, sind wir auf der Zielgeraden“, erzählt Peter Fritz. Unter dem Titel „Jubel & Elend. Leben mit dem Großen Krieg 1914-1918“ werden 24 Räume mit 1.300 Quadratmetern Ausstellungsfläche die Ereignisse von Kriegsbeginn 1914 bis 1918 zeigen.

Exponate aus der Sammelaktion

Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung

Für die Ausstellung auf der Schallaburg wurden bei der Sammelaktion mehr als 4.500 Exponate von privaten Leihgebern angeboten.

„Es geht uns vor allem darum darzulegen, wie eine moderne, hochzivilisierte Welt, die der heutigen gar nicht unähnlich ist, 1914 beinahe von heute auf morgen in einen mörderischen Krieg kippen konnte. Und warum es schwer war, aus diesem Krieg wieder herauszukommen, ihn zu beenden“, sagt Historiker Christian Rapp, der für die Dramaturgie der Ausstellung verantwortlich ist.

Im Mittelpunkt stehen Menschen und Schicksale

Jubel und Elend, Triumphe und Rückschläge, Träume und Wirklichkeiten, das ständige Auf und Ab im Leben der Menschen sowie deren Leben mit dem Krieg in Österreich-Ungarn und den anderen kriegführenden Staaten sind die Themen der Schallaburg-Ausstellung. „Im Mittelpunkt werden einzelne Menschen mit ihren individuellen Schicksalen stehen“, so Christian Rapp.

Jubel & Elend. Leben mit dem Großen Krieg 1914-1918

Ausstellung auf der Schallaburg,
29. März bis 9. November 2014

Konferenz zur Ausstellung, 12. bis 14. September 2013 in Krems

Ein Teil der Exponate kommt aus der Sammelaktion, die im Mai und Juni vom Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung und dem ORF Niederösterreich als Medienpartner durchgeführt wurde.

„Mehr als 4.500 Exponate wurden angeboten. Darunter sensationelle Stücke, die in keinem Museum zu sehen sind!“, so Christian Rapp. Die Ausstellung ist von 29. März bis 9. November 2014 zu sehen und wird in enger Kooperation mit dem Heeresgeschichtlichen Museum und Schloss Artstetten, der Begräbnisstätte Franz Ferdinands, durchgeführt.

Reinhard Linke, noe.ORF.at

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