Stronach: „Österreich muss Produktion steigern“

Frank Stronach, Spitzenkandidat des Team Stronach bei der Nationalratswahl, fordert, dass in Österreich wieder mehr produziert wird, das würde Arbeitsplätze schaffen. Der jüngsten Arbeitslosenstatistik glaubt er nicht.

Am Montag wurden die Arbeitsmarktdaten für den August 2013 veröffentlicht. Österreichweit sind mehr als 323.000 Menschen ohne Job, das ist ein Anstieg von 11,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr - mehr dazu in Arbeitslosigkeit steigt weiter.

Frank Stronach beim Wahlkampfauftakt in Wien

APA/Georg Hochmuth

Christiane Teschl, Chefredakteurin des ORF Niederösterreich, stellt in ihrem Interview mit dem Spitzenkandidaten des Team Stronach (TS), Frank Stronach, zu diesem Thema auch gleich die erste Frage: „Auf den Team Stronach-Wahlplakaten kann man unter anderem ‚Arbeitsplätze jetzt‘ lesen. Wenn man sich die Arbeitslosenstatistik vom August ansieht, kann man feststellen, dass es wieder eine Zunahme gibt, auch wenn Österreich im EU-Schnitt an erster Stelle steht. Haben Sie ein Sofortrezept anzubieten?“

Stronach: „Man muss die Prioritäten festlegen“

„Es muss jeder verstehen, dass es keine Zaubermittel gibt. Aber man muss einmal die Prioritäten festlegen und fragen, wie man Arbeitsplätze schaffen kann“, antwortet Parteigründer Stronach. Er halte die Arbeitslosenzahlen für viel höher: „Ich glaube, Tausende oder Hunderttausende sind in Schulung, und man versucht, die Zahlen besser zu gestalten als sie sind.“

Zu denken gebe ihm folgendes: „Wenn man in ein großes Kaufhaus geht, dann findet man ja kaum noch Produkte, die in Europa erzeugt wurden. Das Wohlbefinden eines Landes kann man ziemlich leicht feststellen: In einem Land, das immer weniger exportiert und immer mehr importiert, bricht die Wirtschaft zusammen“, ist Stronach überzeugt.

Frank Stronach beim Wahlkampfauftakt in Wien

APA/Georg Hochmuth

„Wir gehen immer weiter von einer Realwirtschaft weg“

Wenn man Mitarbeiter am Gewinn einer Firma beteiligt, dann fördere das deren Engagement und deren Einsatz für das Unternehmen, und das helfe der Wirtschaftskraft, sagt Stronach. Christiane Teschl: „In Österreich tun sich momentan Industriebetriebe und das Baugewerbe besonders schwer. Die größten Unternehmen, die ihre Mitarbeiter beteiligen könnten, haben den größten Zuwachs an Arbeitslosigkeit. Widerspricht das Ihrer Idee?“

„Nein, man muss das Gesamtbild sehen, man kann nicht nur Teile rausnehmen“, meint der TS-Spitzenkandidat. „Eines der größten Probleme ist, dass wir immer weiter von einer Realwirtschaft weggehen. Realwirtschaft heißt, Produkte zu erzeugen, die man verkaufen kann. Wir gehen immer mehr in Richtung Finanzwirtschaft, wo Finanzpapiere hin und her geschoben werden, zum Schluss bleiben immer faule Kredite über. Und wer zahlt das? Die Bürger, denn der Staat hat ja kein Geld. Der Staat kann dir nur das geben, was er dir vorher wegnimmt“, erklärt Stronach.

„Unkosten, die nichts zum Budget beitragen“

Der TS-Parteichef will - wie eigentlich alle anderen Parteien auch - die Verwaltung verschlanken. Die Verwalter müssten stattdessen etwas Sinnvolles produzieren. „Ich nehme als Beispiel die 22 Sozialversicherungen. Wir haben 22 Aufsichtsräte, 22 Präsidenten, 22 Vizepräsidenten, die alle haben Chauffeure und prachtvolle Büros haben. Diese Leute machen keine Produkte, die man verkaufen kann. Diese Büros, die Staatsinstitutionen, die nehmen weg, das sind Unkosten, die bringen nichts zum Budget“, sagt Stronach.

„Wir müssen aufhören, Schulden zu machen“

„Sie sagen immer, Frau Nachbaur, die Nummer 2 auf der Bundesliste, wäre die ideale Bundeskanzlerin: In welcher Regierung“, fragt Christiane Teschl den 80-Jährigen. Man nehme das sehr ernst, wolle auch Verantwortung tragen und würde für alles zustimmen, was gut für die Bürger ist, sagt Stronach.

„Wir haben vier Hauptpunkte, und da würden wir nicht die rote Linie überschreiten. Die vier Hauptpunkte sind: Wir müssen aufhören, Schulden zu machen, also ein ausbalanciertes Budget mit einem kleinen Überschuss. Dann müssen wir die Verwaltung zivilisiert reduzieren. Wenn Beamte zu Hause bleiben, sollten sie im ersten Jahr das volle Gehalt bekommen, im zweiten Jahr vielleicht fünf Prozent weniger, im dritten Jahr noch einmal, und wenn sie eine Arbeit finden, würden sie einen Bonus bekommen.“

„Wir müssen weg von den Berufspolitikern“

Steuergesetze haben nach Ansicht des TS-Parteichefs den größten Einfluss auf die Menschen und die Wirtschaft: „Wir haben jetzt Steuergesetze, wo sich niemand auskennt, voller Grauzonen, Schlupflöcher und Privilegien. Wenn jemand eine Hauptschule absolviert hat, sollte er eine Steuererklärung ausfüllen können. Und viertens: Wir müssen weg von den Berufspolitikern, für Parlamentarier würden zwei Perioden genügen.“

Ergebnis Nationalratswahl 2008

APA/Martin Hirsch

Stronach läßt Koalitionsfrage offen

Wenn er jemanden finde, der diese vier Punkte akzeptiert, dann könnte er mit allen Parteien eine Koalition eingehen? Stronachs Antwort lässt manches offen: "Für mich ist wichtig, wofür man steht, welche Werte man hat. Das könnte sein, dass wir, wenn eine Partei sagt, ja, wir akzeptieren diese Punkte…“ Umfragen sehen das TS bei acht Prozent? Gibt es für ihn eine Schmerzgrenze, was das Wahlergebnis betrifft? „Warum soll ich enttäuscht sein? Was immer es ist, ist es“, sagt TS-Spitzenkandidat Frank Stronach.

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