Fall Kührer: Beschuldigter bestreitet alles

Am Dienstag startete in Korneuburg der Prozess im Fall Julia Kührer, mehr als zwei Jahre nachdem die sterblichen Überreste des Mädchens aus Pulkau gefunden wurden. Der Verteidiger des Angeklagten ging am Donnerstag in die Offensive.

Der Kriminalafall Kührer begann 2006 mit dem Verschwinden des Mädchens in Pulkau. Jetzt, mehr als sieben Jahre danach, könnte der Fall ein Ende finden, denn ab Dienstag muss sich am Landesgericht Korneuburg jener Mann wegen Mordes verantworten, der Kührer umgebracht haben soll und auf dessen Grundstück in Dietmannsdorf (Bezirk Horn) 2011 ihre sterblichen Überreste gefunden wurden.

„Prozess wird Überraschungen bringen“

Sein Verteidiger Farid Rifaat gab am Donnerstag bekannt, dass sich der Mann nicht schuldig bekennen werde. Auch er selber ist von der Unschuld seines Mandanten überzeugt: „Der Prozess wird sicherlich nicht nur spannend sein, sondern wird einige Überraschungen mit sich bringen. Die Indizien, die gegen den Angeklagten vorgebracht werden, sind meines Erachtens nicht stichhaltig. Vor allen Dingen bilden sie keine geschlossene Kette für eine Verurteilung oder für die Annahme einer Täterschaft vom Angeklagten.“

Blaue Decke mit der Aufschrift "Borbo"

Polizei

In einer blauen Decke wurden die sterblichen Überreste des Mädchens im Juni 2011 entdeckt. Darauf fanden Ermittler die DNA des Angeklagten. Rifaat sprach von „einem großen Indiz der Anklage“. Dennoch relativierte er: „Das ist ja nichts Überraschendes. Wenn sich ein Gegenstand auf meinem Anwesen befindet, dann ist es wohl natürlich, dass sich möglicherweise und ohne Schwierigkeit meine DNA darauf befindet.“

Angeklagter hat kein Alibi

Interessant sei aber, dass eine zweite, nicht zuordenbare DNA-Spur auf der Decke gefunden wurde. Mittlerweile umfasst der Fall 32 Akten, die Anklageschrifft umfasst 22 Seiten. Der Angeklagte hat kein Alibi. Sein Verteidiger relativierte auch das. Es sei fraglich, für wann sein Mandant ein Alibi brauche, wenn gar keine konkrete Todesursache feststehe, so Rifaat.

Es werde ein reiner Indizienprozess, der in dieser Form nicht oft stattfindee, sagte Christa Zemanek vom Landesgericht Korneuburg: „Wir haben immer wieder direkte Beweise, mit denen man etwas anfangen kann. Im gegenständlichen Fall ist es so, dass die Leiche erst fünf Jahre nach dem Verschwinden entdeckt wurde und daher aus dem Skelett die Todesursache nicht mehr ermittelt werden kann, und das ist natürlich das größte Problem.“ Ab Dienstag müssen die Geschworenen am Landesgericht Korneuburg über Schuld oder Unschuld entscheiden - mehr dazu in Prozessfahrplan im Fall Kührer.

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