Fall Kührer: Zeuge zu Skelettfund

Am Donnerstag sagten beim Prozess um den Tod von Julia Kührer viele Zeugen aus. Der Nachbar des Angeklagten in Dietmannsdorf schilderte, wie es Ende Juni 2011 zur Auffindung der sterblichen Überreste des Mädchens kam.

Er habe schon lange den Verdacht gehabt, dass die Leiche in dem Erdkeller liegen könnte. Bestärkt darin habe ihn die Beobachtung seines Vaters, der am Vormittag ausgesagt hatte, den Angeklagten K. im Auto mit einem dunkelhaarigen Mädchen zufahren gesehen zu haben.

„Viel wurde geredet, aber nicht in der Öffentlichkeit“

Außerdem sei K. nach Julias Verschwinden ebenfalls „von heute auf morgen“ verschwunden. Dazu wären „die Drogengeschichten“ gekommen. Geredet sei damals viel worden, aber an die Öffentlichkeit sei niemand gegangen, meinte der Nachbar. Im September, Oktober 2006 sei in der Ortschaft ein unerklärlicher, penetranter Geruch bemerkt worden, sagte der Zeuge.

Am 28. Juni 2011 habe er seinen Geburtstag gefeiert, dabei sei vom Fall Kührer geredet worden. Sein Nachbar habe bestätigt, ebenfalls denselben Verdacht zu haben. Allein wäre er aber nie in den Keller gegangen, meinte der 48-Jährige auf die Frage, ob er von Alkohol enthemmt war, als er mit seinem Nachbarn in den Keller einstieg. „Warum soll ein Mann keine Angst haben?“ entgegnete er auf die Frage des Senats, warum er sich das vorher nicht getraut habe.

Zuerst Oberschenkelknochen gefunden

Der Zeuge und sein Nachbar seien auf das Grundstück geklettert und hätten sich in den Keller begeben. Mit Taschenlampen hätten sie den rund 15 Meter langen Weg ausgeleuchtet. Sie hätten im hinteren Teil zuerst einen Oberschenkelknochen gefunden und daraufhin die Polizei gerufen. Kriminalisten seien zugezogen worden. Dann hätten Untersuchungen bestätigt, dass es sich um die Überreste des Mädchens handelte, sagte der Zeuge vor Gericht.

Von der Auslobung eines Finderlohns in dem Fall habe er irgendwann erfahren, sagte der Mann. Den Finderlohn habe er gespendet. Wieso in der ersten Aussage festgehalten wurde, dass beide angaben, zufällig eingedrungen zu sein, weil der Ball ihres Hundes in den Keller gerollt war, könne er nicht erklären, sagte er am Donnerstag vor Gericht. Relevant sei die Auffindung der Leiche, sagte Richter Helmut Neumar. Verfahren wegen Falschaussage gab es jedenfalls keines. Am Donnerstag standen zahlreiche Zeugen vor Gericht, es ging dabei vor allem um die Frage, in welchem Umfeld sich sowohl Julia als auch der Angeklagte bewegten - mehr dazu in Kührer-Prozess: Weitere Zeugen sagten aus.

Blaue Decke mit der Aufschrift "Borbo"

Polizei

In dieser Decke wurde Julia Kührers Leiche gefunden

Zeugen beleuchteten Persönlichkeit des Angeklagten

„Es war immer a ‚Hetz‘ beim Herrn K.“, schilderte ein 23-Jähriger seine Zeit in der Videothek des Angeklagten. Seit deren Öffnung im Herbst 2005 sei er nahezu täglich dort gewesen. Julia Kührer habe er „weniger“ gekannt, „die war in einer eigenen Clique“. Richter Helmut Neumar wollte ergründen, wieso der Zeuge bereits 2010, also lange vor dem Auffinden der Leiche, ausgesagt hatte, er könne sich vorstellen, dass der „DVD-Michi“ etwas mit Julias Verschwinden zu tun hat. Weil er kurz danach ebenfalls aus Pulkau verschwunden sei, war die Antwort. Einmal habe K. gesagt, sie sei das hübscheste Mädchen von allen.

„Wenn man die Hälfte wegstrich von dem, was er erzählte, dann hat’s gepasst“, bestätigte ein ebenfalls aus der Videothek Bekannter, dass K. ein Angeber war. Einmal sei der Zeuge mit seiner Frau zum Kaffee in Dietmannsdorf eingeladen gewesen, da sei eine Pistole auf dem Tisch gelegen, erzählte er. Ein anderer Mann habe K. aus dessen Videothek in Wien gekannt, die er vor über zehn Jahren betrieb. Er berichtete von Drogen und sexistischem Verhalten des Beschuldigten, worauf der Angeklagte konterte, er habe den Mann wegen diverser Vorfälle des Lokals verwiesen.

Pulkau

ORF

Pulkau

„Ollas was bei drei net am Bam war, hat eam ghört“

„Ollas was bei drei net am Bam war, hat eam ghört“, beschrieb ein Botenfahrer, dass K. den Frauen charmant-derb nachgestiegen sei. Er habe den Angeklagten damals auf diesen Job eingeschult und ihn auch vorübergehend in seiner Wohnung wohnen lassen. K. habe die Vorhänge gestohlen und die Matratzen durch billige ersetzt, die blutverschmiert waren, ärgerte sich der Zeuge. K. bestritt das und sprach von einer Racheaktion des Zeugen, der selbst Pakete habe mitgehen lassen.

Zwei als Zeugen geladene Ermittler gaben Auskunft zu den polizeilichen Untersuchungen. Auf den im Haus des Angeklagten beschlagnahmten DVDs hätten sich Hinweise auf Metamphetamine gefunden. Ein Kriminaltechniker habe festgestellt, dass zwei im Lebensbereich des Beschuldigten gesicherte blaue Chemiefasern mit Fasern der verbrannten Decke, in die Julias Leiche gewickelt war, übereinstimmten. Der Prozess wird am Dienstag kommender Woche fortgesetzt. Nach zwei weiteren Verhandlungstagen ist für den 24. September ein Urteil geplant - mehr dazu in Prozessfahrplan im Fall Kührer (noe.ORF.at; 27.8.2013).

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