„Zweiter geheimer Lebensbereich“

Immer mehr Fragen werden laut, nachdem der Amokschütze Alois H. am Dienstag vier Menschen getötet hat. Die ersten Ermittlungen ergaben, dass der Mann ein ganz anderer war, als viele dachten. Hinter einer unscheinbaren Tür versteckte er offenbar einen geheimen Lebensbereich.

Jener Mann, der zuvor drei Polizisten und einen Sanitäter durch Schüsse ermordete, tötete sich letztlich selbst und wurde in einem brennenden Bunker tot aufgefunden - mehr dazu in Amoklauf: Leiche identifiziert. Jetzt geht es an die Aufklärung und um das Profil des Täters.

Amokläufer Alois H.

APA/Paul Plutsch

Alois H.

Wer war Alois H. wirklich?

„Er hat sich offenbar einen zweiten geheimen Lebensbereich eingerichtet, baulich gut abgesichert, und dahinter haben sich Hunderte von Waffen verborgen. In erster Linie Langwaffen und darüber hinaus noch eine Unzahl an exotischen und heimischen Jagdtrophäen“, sagte der Leiter des Landeskriminalamts NÖ, Franz Polzer.

Die Staatsanwaltschaft St. Pölten ordnete eine Durchsuchung des Gebäudes in Großpriel an. Das Waffenarsenal und die unzähligen Jagdtrophäen, die die Kriminalisten dort fanden, werfen ein gänzlich neues Licht auf den Mann. „Es steht im Raum, dass er vom Jahr 2005 bis dato zahlreiche Wildereidelikte begangen haben soll. Er soll immer wieder Hirsche illegal abgeschossen haben. Des weiteren soll er 2011 einen Jäger mit einem Messer attackiert haben“, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Michaela Schnell - mehr dazu in Wilderer wegen Mordversuchs „bekannt“. Man könne bei dieser Attacke sicherlich von einem Mordversuch sprechen, insbesondere im Hinblick auf die aktuellen Ereignisse, so Schnell.

Der Mann war damals bei der Messerattacke maskiert und konnte deshalb nicht ausgeforscht werden. Schon seit längerem lag eine Sonderkommission von Polizisten und Cobra-Beamten auf der Lauer, bisher erfolglos. Auch am Dienstag versuchte man, den Wilderer zu erwischen, doch dann lief plötzlich alles aus dem Ruder.

Hat man gewusst, wie gefährlich der Mann ist?

„Wir wussten grundsätzlich, dass wir es in diesem Zusammenhang durchaus auch mit sehr gefährlichen Personen zu tun haben können. Wir wussten allerdings nicht konkret den Täter und haben aufgrund dieser Einschätzung auch das Einsatzkommando Cobra hinzugezogen“, so Konrad Kogler, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit - mehr dazu in Cobra: „Sind alle tief betroffen“ und Cobra: Sondereinsätze mit Gefahrenpotenzial

Fakt ist also: Der Mann durchbrach, obwohl man ihn laut Polizei mit Blaulicht anhalten wollte, die Straßensperre. Dann eröffnete er sofort das Feuer. Auf so eine Brutalität war man offensichtlich nicht eingestellt. „Diese Informationen, die wir heute alle haben, die konnten die Polizisten zum Tatzeitpunkt nicht haben. Bei einer Anhaltung ist es ja nicht immer ein Gewalttäter, Gott sei Dank, das sind ja echte Ausnahmen, und der von Dienstag, der war eine Ausnahme in jeder Hinsicht“, so Franz Prucher, Landespolizeidirektor in NÖ.

Gab es Probleme bei der Leitung des Einsatzes?

Das Einsatzkommando Cobra und die Landespolizeidirektion verwenden jeweils ein eigenes Wording, also einzelne Kommandos, die per Funk durchgegeben werden, sie können von Cobra-Beamten anders verstanden werden als von Streifenpolizisten. In diesem Fall übernahm die Landespolizeidirektion NÖ die Leitung. Mögliche Fehler bei der Einsatzleitung wies man zurück.

„Wir waren am Dienstag alle gemeinsam im Einsatzstab. Es war ja nicht nur die Landespolizeidirektion NÖ dort vertreten mit meinem Stellvertreter, es war auch die Cobra-Führung vertreten, und wir haben uns dort sehr eng abgestimmt“, sagte Prucher. Oberstes Ziel des Einsatzes war es, weitere Opfer zu vermeiden. Vier Menschen nahm Alois H. ihr Leben. Derzeit wird ermittelt, ob der Mann für weitere Einbrüche in diverse Jagdhütten, wo er Waffen und Trophäen gestohlen haben soll, verantwortlich ist.

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