„Sehnsucht Ich“ im Essl Museum

Mit der neuen Ausstellung „Sehnsucht Ich“, widmet sich das Essl Museum in Klosterneuburg dem Thema Menschsein. Kernfrage sei: „Bin ich der, den ich sehe oder der, den andere sehen?“, wie Sammler Karlheinz Essl sagt.

Sehnsucht Ich

Gottfried Helnwein, VBK, Wien, 2013

Helnwein, Selbstbildnis, 1993

Die Ausstellung erzählt über die „uns treibende Sehnsucht“, anhand von Bildern das Menschsein zu erkunden, erklärte Kurator Günther Oberhollenzer. Die „passende“ Überschrift zur Schau fand der Kurator, als er auf das Werk „Sehnsucht Ich“ von Jonathan Messe gestoßen war. Alle Exponate stammen aus der Sammlung Essl.

Gezeigt werden Malereien österreichischer und internationaler Künstler sowie einige Skulpturen, auf Video und andere Installationen wurde bewusst verzichtet. Einer der Höhepunkte sind die großformatigen Gobelins des amerikanischen Fotorealisten Chuck Close, die zum ersten Mal in der Öffentlichkeit präsentiert werden. Oberhollenzer hat rund 100 Werke von mehr als 50 Künstlern, u.a. Siegfried Anzinger, Christian Ludwig Attersee, Arik Brauer und Günter Brus, zusammengestellt. Die Schau ist bis 12. Jänner 2014 zu sehen.

Menschenbildnisse und Lebensstadien

Bevor einzelne Lebensstadien des Menschen näher beleuchtet werden, zeugen im Foyer Menschenbildnisse in (besonders dichter, weit bis nach oben reichender) „Petersburger Hängung“ von den vielfältigen Möglichkeiten, sich diesem Thema künstlerisch zu nähern. Im ersten Galerieraum geht es um „Junge Menschen“: Der chinesische Künstler Fang Lijun setzt in seinem Gemälde die Geburt seines Sohnes in Szene.

Nicht mehr die Propaganda und Verherrlichung der kommunistischen Partei sind Inhalt, sondern ein persönliches, emotionales Ereignis. Daneben treffen verstörende Kinderdarstellungen von Teodora Axente auf gelangweilte Jugendliche von Muntean/Rosenblum und Katrin Plavcak, ein schießwütiger Bub von Wang Dajun und zuletzt drei Kinderskulpturen von Judy Fox.

Sehnsucht Ich

Elke Krystufek, Sammlung Essl Privatstiftung, Foto: Mischa Nawrata, Wien

Elke Krystufek, Farewell to I’m too sad to tell you, 2005

Danach folgt „Chuck Close - Experimentierfeld Ich“, ein Raum für den amerikanischen Fotorealismus. Hauptmotiv ist das eigene Gesicht des Künstlers. „Close up“-Polaroidaufnahmen bilden die Vorlagen für seine Gemälde, Druckgrafiken und Gobelins. In Kontrast dazu steht Arnulf Rainers „Face Farces“. Rainer malte keine Gesichter, sondern attackierte sein fotografisches Abbild mit Farbe und Pinsel. Der größte Ausstellungsraum widmet sich dem „Blick auf sich selbst“, österreichische Künstler treffen auf ihre internationalen Pendants: Zu sehen sind u.a. Elke Krystufek, Francesco Clemente, Peter Sengl, Gottfried Helnwein, Maria Lassnig und Jonathan Meese.

„Mensch und Gesellschaft“ - eine Art Reflexion

Anschließend geht es um „Mensch und Gesellschaft“, eine Art Reflexion der Umwelt, des Ich, des Du und des Wir. Jörg Immendorff sah schon 1980 Menschen auf der Berliner Mauer tanzen und Mona Hakimi-Schüler erzählt von einer Gruppe protestierender Frauen im Iran. Im Raum „Körper und Psyche“ wird die Dualität dieser beiden Komponenten beleuchtet: U.a. sind Werke von Adolf Frohner, Günter Brus, der „Lebenszyklus“ von Maria Lassnig und ein gemaltes „Denkmal für Gerstl“ von Franz Ringel zu sehen. Die beiden letzten Räume stehen unter dem Motto „Auflösung“ und „Erlösung“, zum Beispiel mit Werken von Martha Jungwirth, Jürgen Messensee, Markus Lüpertz und Hermann Nitsch.

Begleitet wird „Sehnsucht Ich“ von einem Literaturprogramm mit Lesungen von Autoren zu diesem Thema an drei Abenden (6. November, 11. Dezember und 8. Jänner, jeweils um 19.00 Uhr). Zu Gast sind Sabine Gruber, die Gruppe „das fröhliche Wohnzimmer“ mit Patricia Brooks, Wolfgang Helmhart, Ilse Kilic, Magdalena Knapp-Menzel und Fritz Widhalm sowie Gabriele Kögl.

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