Erstmals Einblicke in Mahler-Villa

In Breitenstein (Bezirk Neunkirchen) hat Alma Mahler-Werfel vor genau 100 Jahren eine Villa errichten lassen. Der ORF NÖ erhielt im Zuge der Rubrik „Kulturerbe“ erstmals Einblicke in die Villa. Das mondäne Landhaus wechselte mehrfach den Besitzer.

Sendungshinweis:

„NÖ heute“, 16.10.2013

Die Villa von Alma Mahler-Werfel kennt man von Fotografien und einem berühmten Gemälde, das ihr Stiefvater Carl Moll einst malte. Wegen des tollen Blicks auf Rax und Schneeberg suchte der Landschaftsmaler das Grundstück für seinen Schwiegersohn aus, erinnerte sich Anna Mahler, die Tochter von Alma und Gustav Mahler, wenige Monate vor ihrem Tod in einem ORF-Interview 1988. „Er hat gesagt, das ist die Luft für ihn und die haben das Grundstück gekauft und das ist fertig gebaut worden im Jahr 1914.“

Junge Witwe Alma Mahler begann Haus zu bauen

Um 40.000 Kronen, eine immense Summe für die damalige Zeit, kaufte Mahler das große Grundstück. Als Komponist und Dirigent war er damals bereits weltberühmt. „Man muss ja wissen, dass er zu diesem Zeitpunkt in New York tätig war, für eine viermonatige Dirigententätigkeit. Er bezog ein fürstliches Honorar und war der Meinung, seinen Lebensmittelpunkt hier in Österreich zu haben“, sagt der Musikwissenschafter Christian Glanz von der Universität Wien.

Mahler-Villa

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Die Villa von Alma Mahler-Werfel

Doch Mahler starb 1911 und erlebte den Bau des Hauses nicht mehr. Zwei Jahre nach seinem Tod begann die junge reiche Witwe mit dem Hausbau. In dieser Zeit wurde für Alma die Liebesbeziehung mit dem jungen niederösterreichischen Maler Oskar Kokoschka sehr intensiv. Er malte Deckengemälde und im Kaminzimmer ein breites Fresko. Dieses wurde vor 30 Jahren abgenommen und verkauft.

Erstmals gelingt es, eine Rekonstruktion zu zeigen, wo sich das Fresko tatsächlich befand. Die heutigen Innenräume des Hauses wurden bisher noch nie fotografiert und waren noch nie zu sehen, die verschiedenen Besitzer wollten es nicht. „Da war das Feuer vom Kamin, er als Brennender, die Mami gelb-grün“, schildert Anna Mahler 1988. Bis zuletzt war es für die Tochter unbegreiflich, dass das Fresko nie fotografiert wurde.

Haus über viele Jahrzehnte „vergessen“

Selbst die Mahler-Forschung hatte das Haus über Jahrzehnte vergessen. Leider blieb von den Originalmöbeln kaum etwas erhalten, lediglich der Stiegenaufgang ist noch wie damals. Strom gab es damals keinen, jeder bekam am Abend eine Kerze, erinnerte sich Anna Mahler.

Während des Ersten Weltkriegs und in den Jahren danach war das Haus der Lebensmittelpunkt der Familie. Zeitweise umsorgten bis zu neun Hausangestellte die mondäne Frau. Viele prominente Maler, Musiker und Schriftsteller waren in dem Haus zu Gast. Der Komponist Ernst Krenek, der für kurze Zeit mit Anna Mahler verheiratet war, sollte in den 1920er-Jahren für Alma die zehnte Sinfonie von Gustav Mahler vervollständigen, aus Geldgründen, sagte Krenek Jahre später.

Ernst Krenek:

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Alma war die Persönlichkeit ihrer Zeit. „Ich habe sie ‚meine griechische Göttin‘ genannt. Da war irgendwas. Wenn sie bei einer Tür hereingekommen ist, ist es ein bisschen lichter geworden“, so ihre Tochter Anna.

Anna Mahler:

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Werfel schrieb „Verdi-Roman“ im zweiten Stock

Nach der Ehe mit Walter Gropius begann Alma eine Liebesbeziehung mit dem aufstrebenden Dichter Franz Werfel. Sie drängte ihn, einen Roman zu schreiben, der Geld und Ruhm einbringen soll. Im kalten Zimmer des zweiten Stocks, frierend und allein, schrieb Werfel an einem kleinen Tisch aus Holz, der nach wie vor im Haus an seinem Platz steht, sein Werk „Verdi. Roman der Oper“.

Das Buch wurde ein absoluter Verkaufshit und war der Beginn von Werfels Weltruhm. Doch 1940 mussten Alma Mahler und Franz Werfel von Frankreich, Spanien und Portugal nach nach Amerika fliehen. 1947 kehrte Alma Mahler-Werfel noch einmal nach Österreich zurück. Ihr Haus befand sich in der sowjetischen Besatzungszone, und gehörte zur von der USIA verwalteten Werft Korneuburg. Alma Mahler-Werfel sollte die Villa in Breitenstein nie wieder betreten.

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