Wieselburg: Stadt ohne Plastiksackerl

Rund zehn Millionen Tonnen Müll gelangen pro Jahr in die Weltmeere, drei Viertel davon ist demnach Plastik. Die EU will den Plastiksackerl jetzt den Kampf ansagen. Das hat Wieselburg in NÖ bereits vor drei Jahren gemacht.

Mit Beginn der Aktion vor drei Jahren hat in Wieselburg das Stoffsackerl in den Haushalten Einzug gehalten. Jeder Haushalt bekam das Stoffstück mit der Aufschrift „My Bag ist not plastic“ ins Haus geliefert. Jedes Geschäft erhielt dazu noch extra Papiersackerl. Den Leuten scheint es zu gefallen. „Ja, ich finde es super, weil Plastik ja nicht verrottet“, sagt eine Passantin.

„Es ist so, dass wir mit fünf Betrieben gestartet haben, die sind sofort aufgesprungen. Heute, drei Jahre danach kann man sagen, dass die privaten Geschäfte auf unserem Weg sind. Wer nicht dabei ist, sind die Konzerne, weil da würde es einer Regelung von ganz oben bedürfen“, sagt Irene Weiß, Umweltstadträtin (SPÖ).

Österreicher verbrauchen jährlich 51 Sackerl pro Kopf

An einer solchen wird gerade gearbeitet, denn EU-weit wird ein Verbot oder eine Besteuerung von Plastiksackerln diskutiert. Die Europäische Kommission sagt den Plastiksackerln den Kampf an. Die vielen Milliarden an Plastikverpackungen, die weggeworfen werden, schädigen die Umwelt und sind vor allem in den Weltmeeren eine Bedrohung für Flora und Fauna. Nach dem Willen der Kommission sollen sich die Mitgliedsstaaten selbst überlegen, wie genau der Sackerlverbrauch reduziert werden kann - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Jeder Einwohner der Europäischen Union nutzt im Schnitt 198 Plastiksackerl pro Jahr. Zu denen, die am wenigsten zu den Sackerln greifen, gehören laut EU-Kommission die Iren. Bei ihnen sind es durchschnittlich 20 Stück, darunter 18 Einwegbehältnisse. In Dänemark und Finnland nutzen die Menschen 79 beziehungsweise 77 Sackerln - darunter sind jeweils nur vier Einwegtaschen. In Bulgarien sind es 421, mehr als die Hälfte davon wird nur ein Mal verwendet. Für Portugal werden insgesamt mehr als 500 angegeben. In Österreich sind es demnach 51 (45 davon Einweg).

Papiersack Wieselburg

ORF

„My bag ist not plastic“ - diese Stofftaschen sind in Wieselburg überall zu sehen

Wieselburger: „Kein Problem, ohne Plastiksackerl“

Was hält man von einem EU-weiten Verbot in Wieselburg, der Stadt der Stoff- und Papiertaschen? „Das finde ich übertrieben“, sagt eine Passantin. „Was wir im Geschäft brauchen sind große Sackerl, die kriegst in Papier nicht“, sagt eine andere Passantin. Und für einen Wieselburger ist klar: „Kein Problem, wenn es keine Plastiksackerl mehr gibt“.