KBA baut bis zu 460 Stellen ab

Der deutsche Druckmaschinenhersteller Koenig und Bauer (KBA) streicht europaweit bis zu 1.500 Arbeitsplätze, um aus den roten Zahlen zu kommen. 460 Stellen sollen auch an den Standorten Maria Enzersdorf und Mödling abgebaut werden.

Am Dienstagvormittag wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) zu einer Betriebsversammlung gerufen. Die Hiobsbotschaft, wenige Tage vor Weihnachten: bis zu 460 Stellen sollen abgebaut werden. „Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um dagegen anzukämpfen, mit Gewerkschaft, Arbeiterkammer, unserer Vertretung, dass wir Mitarbeiter behalten können. Aber wir werden in Gespräche eintreten, Anfang des Jahres, und wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz in Mödling und Ternitz“, sagt Arbeiter Betriebsrat Alois Trobollowitsch.

Stellenabbau für Betriebsräte „völlig überraschend“

Der massive Stellenabbau kommt für die Betriebsräte wenige Tage vor Weihnachten völlig überraschend. In Österreich sei man besser aufgestellt, was die Arbeitsbedingungen betrifft. Die Stundensätze seien niedriger, die wöchentliche Arbeitszeit höher als in Deutschland. „Aber anscheinend zählt das alles nichts und ich bin wirklich enttäuscht, dass hier vielleicht eine politische Entscheidung getroffen wurde und keine wirtschaftliche“, kritisiert Angestellten Betriebsrat Manfred Prokop. Geht es nach den Plänen der Konzernleitung dann sollen einige Produktionsbereiche nach Deutschland verlagert werden.

In Maria Enzersdorf hofft man, zumindest den kompletten Bereich des Wertpapierdrucks erhalten und damit den Standort langfristig sichern zu können. Man pocht auf neue Verhandlungen. Betriebsrat und Gewerkschaft unterschrieben am Dienstag eine Resolution. Darin forderten sie neue Verhandlungen mit der Konzernleitung in Deutschland, um den Standort abzusichern. Zumindest die Bereitschaft zu Gesprächen gäbe es, sagt der Vorstand der KBA Mödling in Maria Enzersdorf Leopold Achatz. „Das positive Signal besteht darin, dass die Verhandlungen zugesagt wurden. Was das endgültige Endergebnis sein wird, das kann man jetzt noch nicht vorhersehen. Allerdings muss man sagen: auch dann wird ein massiver Mitarbeiterabbau notwendig sein, der sich dann zwischen 400 und 450 Mitarbeitern bewegen wird.“

Betriebsrat droht mit Streik

Sollte es keine Verhandlungen geben, will der Betriebsrat Anfang Jänner gezielte Maßnahmen ergreifen. Weitreichende Arbeitsniederlegungen in allen Bereichen seien nicht auszuschließen, heißt es. In Ternitz sollen alle 70 Mitarbeiter abgebaut werden. Man habe erst kürzlich in Maschinen investiert, heißt es, daher verstehe man die Welt nicht mehr. Für Anfang Jänner hat der Betriebsrat Streiks in allen Produktionsbereichen angedroht.

Bereits gestern kündigte das börsennotierte Unternehmen an, europaweit bis zu 1.500 Stellen abzubauen. Auch die Aufgabe oder der Verkauf von Standorten wurde nicht ausgeschlossen. Der Vorstandsvorsitzende Claus Bolza-Schünemann erklärte: „Wir wollen uns durch einen schnellen und radikalen Wandel hin zu einem dezentral organisierten und hochflexiblen Druckmaschinenkonzern entwickeln, der neben seinem Kerngeschäft vor allem profitable Spezialmärkte besetzt.“

20 Millionen Euro Verlust

In den ersten neun Monaten machte KBA 20,2 Millionen Euro Verlust, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn in den Büchern stand. Der Umsatz sank um 20 Prozent auf 729,9 Millionen Euro. KBA hatte in den vergangenen Jahren bereits etwa 2.000 Stellen abgebaut, aktuell sind rund 6.200 Mitarbeiter im Konzern beschäftigt.

Die Verlagerung von Fertigungsaufgaben und der Abbau von Personal betreffen die fünf europäischen Standorte Würzburg, Radebeul (Sachsen), Frankenthal (Rheinland-Pfalz), Dobruška (Tschechien) und Maria Enzersdorf(Österreich). An dem österreichischem Standort sind derzeit 760 Menschen beschäftigt.

Mann mit Zeitung geht an Zeitungsdruckmaschine vorbei

KBA - Koenig & Bauer Group

Weniger Nachfrage durch Medienkrise

„Wir sollten 2015 die ersten Früchte dieser Veränderungen sehen und spätestens 2016 wieder nachhaltig profitabel sein“, kündigte Bolza-Schünemann an.

Die Branche steht im Zuge der Medienkrise seit Jahren unter Druck, weil das Geschäft mit Maschinen für den Druck von Zeitungen und Werbeprospekten lahmt. Es gebe in der Druckmaschinenindustrie große Überkapazitäten, erklärte KBA. „So hat sich der Weltmarkt für Bogendruckmaschinen in den letzten Jahren halbiert, der Markt für Rollendruckmaschinen ist um rund 70 Prozent eingebrochen.“ Eine Erholung sei nicht in Sicht. Nur im Digital- und Verpackungsdruck sowie in einzelnen Spezialmärkten sei ein nachhaltiges Wachstum zu erkennen.

Stadler, Rosenmaier, Dworak: „Inakzeptabel“

Entsetzt über die Entlassungspläne von bis zu 460 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen beim Druckmaschinenhersteller König und Bauer in Maria Enzersdorf und Ternitz zeigten sich am Dienstag der Klubobmann der SPÖ NÖ Alfredo Rosenmaier, der Ternitzer Bürgermeister Rupert Dworak, sowie der Vorsitzende der SPÖ NÖ, Matthias Stadler. Die Schließung der Zweigstelle in Ternitz und die Entlassungen in Mödling sollen nur dazu dienen, die marode Konzernmutter in Deutschland zu sanieren, heißt es in einer Aussendung. Das sei inakzeptabel, so Dworak. Man werde mit Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) und Landesrätin Petra Bohuslav (ÖVP) Kontakt aufnehmen, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen und um hier noch ein Umdenken zu erreichen, heißt es weiter.